Kaum mehr Sorgen bei St. Pauli: Warum Sportchef Andreas Bornemann trotzdem warnt
Philipp Ziereis durfte als Beleg der aktuell komfortableren Lage in Karlsruhe pausieren.
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Teil der stabileren Defensive: James Lawrence (M.) und Dejan Stojanovic. Finn Ole Becker (r.) pausierte zuletzt in Karlsruhe.
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In 42 Tagen von Platz 17 auf Platz 10 und befreit von den ärgsten Abstiegssorgen: Der FC St. Pauli befindet sich auf der Überholspur der 2. Liga. Beim 0:0 auf der Baustelle von Karlsruhe – die Westtribüne im Wildpark wird gerade abgerissen – verlangsamte sich die rasante Fahrt zwar, doch seine größten Probleme hat der Kiezklub in den Griff bekommen. Und verdient sich so langsam den Namen FC St. Sorgenfrei.
Rückblende in den Januar, zum ersten Spiel des Jahres in Fürth. St. Pauli trat uninspiriert auf, mutlos, einfach nicht gut. Am Samstag in Karlsruhe, etwas mehr als zwei Monate später, war alles anders. Vom Auftritt, aber vor allem auch von den Vorzeichen. Die formstärksten Teams der Liga trafen aufeinander – zum Jahreswechsel kaum vorstellbar.
FC St. Pauli: Die Entwicklung der letzten Monate ist positiv
Das Ausmaß der sportlichen Wendung um 180 Grad lässt sich anhand zweier Personalien demonstrieren. Timo Schultz verzichtete in Karlsruhe auf Philipp Ziereis und Finn Ole Becker. Nicht, weil sie schwer verletzt waren, sondern sicherheitshalber, um einer ernsten Blessur vorzubeugen. Kann sich St. Pauli leisten – zwei Monate nach dem Tiefpunkt.
„Das zeigt dann auch unsere Entwicklung, die wir als Mannschaft genommen haben“, befindet der Trainer, „dass auch die Spieler, die reinkommen, in den Abläufen sofort da sind. Es zeigt aber auch die Entwicklung der einzelnen Spieler.“
St. Pauli-Defensive mit Abwehrchef Ziereis wird immer stabiler
Und die ist eben positiv. Bekanntermaßen in der Offensive, aber mittlerweile auch in der Defensive. Zwei Spiele ohne Gegentor in Folge – und das gegen den KSC auch noch ohne Kapitän Ziereis in der Abwehrzentrale. „Da sieht man schon, dass wir mehr Alternativen haben, als das vor dem Winter noch der Fall war“, weiß auch Timo Schultz, der logischerweise froh ist über diese Entwicklung.
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„Die geht jetzt in die richtige Richtung. Die Qualität der Chancen, die der Gegner hat, und vor allem auch die Anzahl haben extrem abgenommen“, erklärt er und ergänzt: „Es ist schön, wenn wir mal kein Tor schießen, dass wir dann auch zu null spielen können, jetzt zum zweiten Mal in Folge. Das ist ein Schnitt, mit dem ich deutlich besser leben kann als mit dem davor“, sagt Schultz wenig überraschend.
Vor Paderborn: St. Pauli-Sportchef Bornemann warnt
Daran, dass St. Pauli gerade fast frei ist von Abwehrsorgen, hat auch Dejan Stojanovic maßgeblichen Anteil. Der Ersatz für den unter lautem Getöse verabschiedeten Robin Himmelmann wirkte anfangs mitunter etwas unsicher und agiert dafür jetzt umso souveräner. Das Torwart-Thema ist schlicht keines mehr.
Vor dem Spiel gegen Paderborn am Montag ist die Stimmung gelöst, aber konzentriert. Denn bei zehn ausstehenden Spielen und ebenso vielen Punkten auf Platz 16 ist St. Pauli noch nicht durch. „Es gibt überhaupt keinen Grund, nachzulassen“, betont Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Wir haben einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan, auf den viele folgen müssen. Das ist auch wichtig für die TV-Geld-Tabelle oder für Spieler, die man halten oder neu dazu gewinnen möchte und die ihre Entscheidung an der sportlichen Perspektive ausrichten.“
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Am Dienstag beginnt an der Kollau die Vorbereitung auf Paderborn. Es soll weiter nach oben gehen, geradewegs am liebsten und mit Vollgas auf der Überholspur. Denn: „Dieser Verein hat ja Erfahrungen mit Achterbahnfahrten innerhalb einer Saison“, warnt Sportchef Bornemann. „Entwicklung heißt für mich auch, sich zu stabilisieren und diese großen Ausschläge zu minimieren.“ Das ist jetzt St. Paulis Aufgabe. Damit nicht wieder Sorgen aufkommen.