Flüchtlings-Drama auf Hamburger Schiff: 150 Gerettete kommen in Quarantäne
Qualvolle Enge: An Bord der „Alan Kurdi“ hat jeder Gerettete weniger als einen Quadratmeter Platz.
Foto: Fettouche/hfr
Dicht an dicht kauern Menschen an Deck der „Alan Kurdi“, nass von den Wellen des Mittelmeers, mürbe vom endlosen Warten. Seit Tagen liegt das Hamburger Rettungsschiff der Organisation „Sea-Eye“ mit 149 Schiffbrüchigen an Bord“ vor der sizilianischen Hafenstadt Palermo. Am Freitag sollen die Menschen nun auf ein italienisches Schiff umziehen, wo sie 14 Tage in Quarantäne verbringen müssen.
„Die Menschen sitzen wir in einer Sardinenbüchse“, beschreibt Gorden Isler, Vorsitzender von „Sea-Eye“, die Situation an Bord. „Pro Person gibt es weniger als einen Quadratmeter Platz. Die meisten schlafen an Deck und werden bei unruhiger See immer wieder nass. Letzte Nacht gab es einen Selbstmordversuch an Bord – die Menschen sind verzweifelt.“
Hamburger Rettungsschiff „Alan Kurdi“ mit 150 Flüchtlingen
Zwar klappte die Versorgung mit Lebensmitteln und Hilfsgütern durch die italienische Küstenwache, aber wann und wohin es für die Geflüchteten aus Libyen weitergeht, war lange unklar. Am Freitag sollen die Flüchtlinge nun, wie angekündigt, auf ein italienisches Schiff gebracht werden, damit sie dort die zweiwöchige Corona-Quarantäne absitzen können. Was mit ihnen nach der zweiwöchigen Isolation geschieht, ist unklar.
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Auch die Crew müsse wahrscheinlich 14 Tage in Quarantäne, sagte Isler am Donnerstag der dpa. Man sei sehr erleichtert über den Transfer. „Italien hat gezeigt, dass es trotz der beispiellosen, gesundheitlichen Herausforderungen handlungsfähig bleibt.“ Es sei nun wichtig, dass wieder ein Verteilmechanismus für die Migranten gefunden werde.
Italien schließt Häfen wegen Corona: Flüchtlinge sitzen fest
Islers Vermutung: Italien wolle die Menschen nach der Quarantäne an Bord der „Azzurra“ vermutlich gar nicht an Land lassen, sondern weiter in andere Häfen schicken. Die Regierung würde Deutschland als Herkunftsland der „Alan Kurdi“ in die Pflicht nehmen, sich um die Aufnahme und Verteilung der Geflüchteten zu kümmern.
Denn die italienischen Häfen seien alle geschlossen – offiziell, „weil man für die Sicherheit der Geretteten nicht garantieren könne“, so Isler. Und der deutsche Außenminister Heiko Maas habe bereits in einem Interview angedeutet, auch ein deutscher Hafen käme grundsätzlich in Frage, um die Schiffbrüchigen aufzunehmen.
Flüchtlingsschiff „Aita Mari“ sitzt vor Malta fest
Ähnlich sieht es auf der spanischen „Aita Mari“ vor der Küste von Malta aus. Das Rettungsschiff hatte Dutzende Migranten aus einem sinkenden Boot geborgen.
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Die 43 Geretteten hätten die Nacht auf dem kleinen Schiff verbracht, teilte die Nichtregierungsorganisation Salvamento Marítimo Humanitario (SMH) mit, die die „Aita Mari“ betreibt. Unter den Migranten seien eine schwangere Frau, ein Kind sowie sechs Menschen, die wegen Flüssigkeitsmangels vorübergehend bewusstlos geworden seien. Da Malta die Aufnahme verweigere, fordere man einen sicheren Hafen.
Auch die Menschenrechtskommissarin des Europarats betonte, dass trotz der Corona-Krise die Seenotrettung fortgesetzt werden müsse. Überlebende müssten in einem sicheren Hafen von Bord gebracht werden, erklärte Dunja Mijatovic. Sie forderte die Mitgliedstaaten des Europarates auf, unverzüglich auf Notrufe auf See zu reagieren. „Die Covid-19-Krise kann keine Rechtfertigung dafür sein, Menschen wissentlich ertrinken zu lassen“, so Mijatovic.