Corona-Krise: Wie das CaFée mit Herz auf St. Pauli Obdachlosen hilft
Als die Hamburger Tafel wegen der hohen Ansteckungsgefahr ihr Angebot drastisch einschränkte und viele bedürftige Hamburger nicht wussten, wie sie etwas zu essen bekommen sollten, waren sie da: Die freiwilligen Helfer des CaFée mit Herz auf St. Pauli. Geld, Helfer, Schutzmasken: Den Helfern vor Ort fehlt es nahezu an allem – und dennoch schuften sie im Akkord. Die MOPO war vor Ort und hat mit dem Team gesprochen.
Samstagvormittag um kurz nach 10 Uhr. Im CaFée mit Herz an der Seewartenstraße 10 auf St. Pauli herrscht hektische Betriebsamkeit. Essen wird warm gemacht, Teller werden gestapelt, Getränke aufgefüllt. Gleich macht das CaFée mit Herz zum ersten Mal in seiner 20-jährigen Geschichte auch am Wochenende auf.
Vor der Tür, rechts neben der Treppe, sitzen und stehen etwa 15 bis 20 Menschen in einer langen gewundenen Schleuse, wie man sie vom Flughafen kennt, und warten. Darauf, dass das sechsköpfige Team um Vorstand Thomas Paetsch mit der Essensausgabe startet. Gulasch mit Reis vom Vortag aus der Kantine der Beiersdorf AG Kantine gibt es. Alles, was hier weitergegeben wird, kommt vorher als Spende zu den ehrenamtlichen Helfern.
Obdachlose im CaFée mit Herz in der Corona-Krise
Und genau da drückt schon der Schuh: Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, dürfen sie viele Spenden nicht annehmen, erklärt Thomas Paetsch im Gespräch mit der MOPO. „Dadurch, dass die Tafel und andere ihr Angebot einschränken, haben wir momentan ein erhöhtes Gästeaufkommen. Mit Geldspenden wäre uns am ehesten geholfen“, so Paetsch.
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Obwohl das Team an der Belastungsgrenze arbeitet, wollen sie es bis auf weiteres ohne weitere personelle Hilfe versuchen. Nach einem Hilferuf in der MOPO hatten sich zwar viele freiwillige Helfer gemeldet, die dem Team unter die Arme greifen wollten. Doch um die Ansteckungsgefahr gering zu halten, habe man sich entschieden, vorerst in der jetzigen Besetzung weiterzuarbeiten, sagt Paetsch.
„Wir fühlten uns von der Stadt allein gelassen“
Ist die Versorgung von Obdachlosen und Bedürftigen in solcher Not nicht eigentlich Sache der Stadt? In der Tat, sagt Paetsch, „fühlten wir uns an mancher Stelle tatsächlich etwas allein gelassen. Jetzt sind wir mittlerweile in einer sehr engen Zusammenarbeit mit der Sozialsenatorin.“ Man freue sich dennoch über Taten, die in den kommenden Wochen folgen sollen.
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Ein anderes Thema ist die Sicherheit. Dem Team fehlt es in Sachen Schutz an fast allem. Man sei zur Realwirtschaft zurückgekehrt, sagt Paetsch und muss lachen. Auf dem Gelände, auf dem auch das CaFée mit Herz steht, sei man in fleißigem Austausch mit dort ansässigen Unternehmen, um Handschuhe und Hygienemittel zu bekommen.
Schutz bietet auch das geänderte Konzept: Dort, wo die Menschen normalerweise drinnen im Essenssaal ihre Mahlzeit bekommen, ist außer den Helfern derzeit niemand. Über eine Schleuse werden die Bedürftigen vor ein Fenster des Saals gelotst, aus dem heraus das Essen und Trinken ausgeteilt wird. Not macht eben erfinderisch.
Was Vorstand Thomas Paetsch besonders wichtig ist: „Ich möchte ein ganz ganz herzliches Danke an die vielen Helfer loswerden, die hier die Stellung halten, die jeden Tag da sind und die Stellung halten. Es wird immer nach den Helden des Alltags gefragt: Das sind meine Helden.“
Die MOPO unterstützt das CaFée mit Herz als Teil der Aktion „Das Hamburger Wir“. In der vergangenen Woche gingen 10 Cent von jeder verkauften Ausgabe an die Einrichtung. Während der Corona-Krise unterstützt die MOPO Woche für Woche verschiedene Einrichtungen und Institutionen, die in dieser schwierigen Zeit auf Unterstützung angewiesen sind.