„Sch*** und unsozial“: Kritik an Gesundheitsprämie in Hamburger Kitas
Gutscheine für Mitarbeiter, die selten fehlen – mit diesem Belohnungssystem will die Hamburger Kindergarten-Vereinigung „Elbkinder“ die zuverlässige Arbeit ihrer Erzieherinnen und Erzieher wertschätzen. Doch nicht bei allen kommt das gut an – in einem offenen Brief wird die Geschäftsführung nun scharf kritisiert.
„Nennen Sie es wie sie wollen, ich sage es wie es ist: Gesundheitsboni sind sch*** und unsozial“, heißt es in dem anonymen Schreiben, welches der MOPO vorliegt. Grund für die Wut des Verfassers sind die jüngst bei den „Elbkindern“ eingeführten Gesundheitsboni für Mitarbeitende, die in einem Jahr besonders wenig krankheitsbedingt gefehlt haben.
Hamburger Kitas: Gutscheine für zuverlässige Mitarbeiter
„Elbbons“ heißen die Gutscheine, die Hamburgs größter Kita-Träger ab 2021 verteilen wird. Diese Gutscheine können dann bei verschiedenen Dienstleistern eingelöst werden, als Anerkennung für regelmäßige Anwesenheit. Pro Jahr können bis zu fünf solcher Bons gesammelt werden.
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„Wir möchten mit den Gutscheinen die oft deutliche Mehrbelastung der anwesenden Mitarbeitenden bei Krankheitsvertretungen anerkennen“, erklärt Katrin Geyer, Sprecherin der „Elbkinder“. Zudem sei das betriebliche Gesundheitsmanagement im Unternehmen auf mehreren Säulen aufgebaut, die Boni seien da nur ein Teil des Gesamtkonzepts zur Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden.
Mitten in der Corona-Pandemie: Scharfe Kritik an Gesundheitsprämien
Für einige der Erzieherinnen und Erzieher aber wohl trotzdem ein falsches Signal, gerade im Corona-Jahr 2020. Der Verfasser des Briefes, der anonym bleiben möchte, berichtet der MOPO, dass es unter den Kolleginnen und Kollegen wenig Verständnis für die Einführung der „Elbbons“ gebe.
Mitten in der Corona-Pandemie solche Prämien einzuführen sei fatal. „An einem Arbeitsplatz, an dem Abstand halten unmöglich ist, werden Beschäftigte angespornt, sich auch trotz Erkältungs- oder Erschöpfungssymptomen nicht krankzumelden“, heißt es in dem offenen Brief.
Hamburger Erzieher fordern Sonderzahlung statt „Elbbons“
Von den „Elbkindern“ heißt es indes, dass die Maßnahmen bereits 2019 in einer Betriebsvereinbarung mit der Arbeitnehmervertretung beschlossen wurden. „Umgesetzt werden die gemeinsam vereinbarten Maßnahmen sukzessive ab 2021, da die Pandemie die Realisierung in diesem Jahr verhinderte“, meint Geyer.
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Auch würden Mitarbeitende, die höhere Fehlzeiten hätten, durch das neue System keineswegs benachteiligt, sie behielten weiterhin die gleichen Rechte und finanziellen Ansprüche wie vorher, so Geyer.
Doch das sehen die wütenden Erzieherinnen und Erzieher wohl anders. Die Forderung an die Geschäftsführung ist deshalb sehr deutlich: „Teilen Sie das Geld, das für die „Elbbons“ gedacht war und finanzieren Sie damit eine Sonderzahlung an alle im Sommer. Das wäre Anerkennung.“