Villen-Sterben in Hamburg: Kleine Trutzburg soll Luxuswohnungen weichen
Mit ihren Zinnen hat sie etwas von einer Festung: Eingeengt zwischen Mehrfamilienhäusern ist die alte Villa an der Averhoffstraße die letzte Bastion aus dem 19. Jahrhundert. Doch der urige Bau soll verschwinden – für Luxuswohnungen!
Seit etwa 15 Jahren steht das Gebäude auf der Uhlenhorst leer. Immer wieder wechselte die Immobilie den Eigentümer, wurde so zum Spekulationsobjekt – und verwahrloste mit der Zeit zunehmend.
Hamburg: Historische Villa soll Luxuswohnungen weichen
Jetzt steht der Abriss bevor. Ein Schritt, der sich in den vergangenen Jahren angedeutet hat. Seit 2017 gibt es einen Bauvorbescheid für das Areal – und seit März dieses Jahres auch eine Baugenehmigung für ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen plus Tiefgarage. Das geht aus der Antwort des Bezirksamts Nord auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor.
Darin heißt es allerdings auch, dass Ende Mai weder ein Abrissantrag noch eine Baubeginnanzeige vorlagen. Dabei sollen die Wohnungen schon Mitte 2021 bezugsfertig sein. Und vor allem Besserverdiener anlocken.
Hamburg: Statt Villa! Luxuswohnung für 3,8 Millionen
Die kleinste Wohnung mit zwei Zimmern und 60,07 Quadratmetern soll 729.900 Euro kosten, wie aus einem Immobilieninserat hervorgeht. Heißt: Pro Quadratmeter werden hier 12.150 Euro fällig. Die teuerste Wohnung mit sechs Zimmern und 296,35 Quadratmetern Wohnfläche kostet sogar 3,8 Millionen Euro, das sind sogar rund 12.800 Euro pro Quadratmeter!
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Luxuswohnungen statt Bau-Tradition. Das stößt der CDU übel auf. „Das ist traurig, denn die Villa birgt ein Stück Hamburger Geschichte – und wird bald selbst Geschichte sein“, so Gunther Herwig, Bezirks-Abgeordneter in Uhlenhorst.
Hamburg: Luxus-Neubau könnte für Ärger sorgen
Dass alten Villen immer mehr aus dem Stadtbild verschwinden und Luxusobjekten weichen müssten, sei eine traurige und nicht hinnehmbare Entwicklung. „Wohnungsbau ist wichtig, aber da muss man dann mal über die Art der Wohnraumschaffung sprechen“, so Herwig.
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Zumal sich bereits weiterer Ärger anbahnt. Die Anwohner im benachbarten Mehrfamilienhaus fürchten, dass mit dem geplanten Neubau reihenweise Fenster ihres Hauses zugebaut werden.
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