• Alles Flehen hat nichts genützt: Angela Merkel versuchte verzweifelt, schon frühzeitig härtere Maßnahmen durchzusetzen – vergeblich.
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Merkel hatte Recht: Warum wir den harten Lockdown schon viel früher gebraucht hätten

Kommentar –

Natürlich kann man hinterher immer behaupten: „Ich hab’s euch ja gesagt!“ Denn: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber was die aktuelle Corona-Situation bei uns in Deutschland angeht, gilt leider: Man wäre auch „vorher“ schon schlau gewesen. Bloß: Auf die entsprechenden Handlungsempfehlungen wollten die Schwesigs, Günthers, Laschets und andere selbsternannten Corona-Besserwisser nicht hören.

Klar, es hilft selten – und erst recht nicht während einer globalen Pandemie –, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Irgendwie müssen wir da halt jetzt alle durch, keine Frage. Aber ehrlich gesagt: Ich bin sauer. Ich bin sauer, weil wir genau wussten, was auf uns zukommt. Angela Merkel hat es schon vor Wochen vorgerechnet: 19.200 Corona-Neuinfektionen bis Weihnachten, prophezeite sie Ende Oktober. Schon wenige Tage später hatten wir diese Hürde locker gerissen. Jetzt, kurz vor Weihnachten, kämpfen wir uns an die 30.000er-Marke ran.

Corona-Pandemie: Merkel hatte Recht

Doch anstatt diese und andere wissenschaftliche Berechnungen als Alarmsignal zu begreifen und lieber zu früh als zu spät zu handeln, haben unsere Spitzenpolitiker darüber gestritten, ob denn schärfere Regeln jetzt wirklich schon sein müssen und ob sie wirklich für alle gelten sollen. Meinungen und persönliche Einschätzungen waren plötzlich wichtiger als nüchterne, faktenbasierte Hochrechnungen.

Ich kann dazu nur sagen: Merkel hatte Recht. Drosten hatte Recht. Lauterbach hatte Recht. Das, wovor sie im Corona-Herbst immer gewarnt haben, ist genauso – nein, teils sogar schlimmer eingetroffen als befürchtet.

Wir hätten den harten Lockdown schon viel früher gebraucht. Zu dem Zeitpunkt, als die Fallzahlen noch niedriger waren und krasse Einschnitte auch extrem schnell Wirkung gezeigt hätten.

Der Teil-Lockdown war allenfalls ein löchriges Küchensieb

Stattdessen haben sich die Ministerpräsidenten bei jeder Corona-Schalte mit stundenlangen Zankereien über Beherbergungsverbote und Böllerregeln abgemüht. Allen voran Manuela Schwesig und der ewige Corona-Rebell Daniel Günther wehrten sich mit Händen und Füßen gegen deutschlandweit einheitliche und dadurch solidarische Regeln. Virologe Hendrik Streeck verfasste sogar eigens ein Positionspapier, in dem er den „Lockdown light“ kritisierte.

Doch klar ist: Dieser Teil-Lockdown war allenfalls ein löchriges Küchensieb, mit dem man Wasser auf ein brennendes Haus schütten wollte. Und das ist keine Erkenntnis, die man nicht auch schon vorher hätte haben können. Aber auf die Feuerwehr hat ja keiner gehört.

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