Hamster-Vorwurf: Junge Frau bekommt kein Klopapier für ihre kranken Eltern
Alte Menschen und Vorerkrankte sollen sich derzeit möglichst nicht in größere Menschengruppen begeben. Doch was ist, wenn Helfer in den Läden Toilettenpapier, Mehl und andere knappe Produkte nicht in doppelter Ausführung mitnehmen dürfen? Und unter Hamster-Vorwurf geraten? So erging es jetzt Caroline Loyens aus Meckelfeld (Landkreis Harburg). Bei Rewe durfte sie nicht für ihre Eltern einkaufen. Ein Problem, das auch viele Nachbarschaftshilfen in Läden haben.
Die Eltern von Caroline Loyens haben Glück. Ihre Tochter ist zurzeit zu Hause, kümmert sich um ihre beiden Kinder (1 und 3 Jahre). Weil ihre Eltern vorerkrankt und alt sind, geht sie derzeit für sie einkaufen. Und zwar beim Rewe im Ort. Das Problem: Dort ist offenbar Toilettenpapier, Mehl und Milch immer noch so knapp, dass die Mitarbeiter ihr keins der Produkte doppelt mitgeben wollten. „Wie soll man dann für andere einkaufen?“, fragt Loyens sich.
Auf verschiedene Weise versuchte sie, zu belegen, dass sie für ihre Eltern einkauft und das Toilettenpapier nicht hamstern will. „Ich habe eine WhatsApp von meiner Mutter vorgezeigt“, schildert sie. Da stehe „liebe Grüße, Mama“ drunter. Dann sei ihr gesagt worden, sie solle beim nächsten Mal halt ein Schreiben ihrer Eltern mitbringen. Aber das habe der Markt dann trotzdem nicht anerkannt. „Dann wollten sie eine Bescheinigung der Gemeinde.“ Solche Bescheinigungen gibt es aber nicht, zudem ist die Gemeinde eh wegen Corona geschlossen.
Wegen Corona: Keine zwei Packungen Toilettenpapier
So wurde Caroline Loyens das Toilettenpapier für ihre Eltern nicht verkauft. Wütend darüber rief ihr Vater dann in der Rewe-Zentrale an. Doch auch dort erhielt die Familie keine Antwort auf die Frage, wie sie bitte für zwei Haushalte einkaufen könne. „Das lässt sich gerade nicht ändern“, war die Antwort.
Caroline Loyens: „Ich kann auch nicht ständig zweimal einkaufen fahren.“ Man solle derzeit ja auch nicht mit Kindern einkaufen gehen. „Ich muss also warten, bis mein Mann von der Arbeit kommt.“ Schließlich sei sie dann in sieben Läden gefahren, bis sie für ihre Eltern auch noch Klopapier bekam. „Und das, obwohl ich es bei Rewe schon in Händen hielt.“
Verärgerte Kundin bei Rewe: Ich wollte ja nicht hamstern
Tatsächlich würden ausgerechnet in diesem Rewe-Markt auch Flyer der Nachbarschaftshilfe hängen mit der Aufforderung, für andere mit einzukaufen.
Bei Rewe hofft man offenbar darauf, dass sich das Problem mit der Zeit von selbst löst. Sprecherin Ann-Christin Geers: „Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass sich die Situation in absehbarer Zeit entspannen wird.“ Nämlich wenn wieder „bedarfsgerecht und in haushaltsüblichen Mengen“ eingekauft werde.
Rewe Pressestelle: Bald kein Mengenlimit wegen Corona mehr
Geers: „Mengen-Begrenzungen bei einigen wenigen Produkten, die aktuell großen Haushalten oder Nachbarschaftshilfen Probleme beim Einkaufen bereiten, betrachten wir als temporäre Erscheinung. Sie sind aber notwendig, um Fehlentwicklungen entgegenzusteuern.“
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Eine Möglichkeit, Personen einen höheren Bedarf zu bescheinigen, gebe es derzeit nicht. Das funktioniere besonders angesichts der derzeitigen Belastungen der Markt-Mitarbeiter und der begrenzten Mengen in den Märkten nicht. „Generell liegt es im Ermessen des jeweiligen Marktverantwortlichen, wie er oder sie mit Einkäufen, die eine haushaltsübliche Menge überschreiten, umgeht.“
Gute Idee, die vorab aber etwas Arbeit macht: Einige Nachbarschaftshilfen haben als Lösung mit Märkten Vereinbarungen getroffen und geben an ihre Helfer Bescheinigungen aus, die in den teilnehmenden Märkten akzeptiert werden.