• Dieser kleine Grünstreifen am Alsenplatz (Ring 2) in Altona-Nord muss für ein neues Azubi-Wohnheim verschwinden.
  • Foto: Florian Quandt

Mitten im engsten Stadtgebiet: Hamburg will Grünfläche mit 30 Bäumen plattmachen

Altona-Nord –

Hamburgs Straßenbäume und kleine grüne Nischen stehen weiter massiv unter Druck. Jetzt sollen am Alsenplatz 30 Bäume und viele Sträucher einer kleinen Grünfläche im Zuge des Wohnungsbaus verschwinden. Eine Anwohner-Initiative hat sie mit gelben Kreuzen markiert. Der Nabu unterstützt die Proteste. Nabu-Chef Malte Siegert: „Grün- und Klimaschutz steht in Hamburg oft nur auf dem Papier.“ 

Es ist eine kleine grüne Pufferzone zwischen Ring 2, Eimsbütteler Straße und Alsenplatz. Anwohner haben dort die Bäume mit gelben Kreuzen markiert. Denn die Grünfläche (und 50 Parkplätze) soll für ein Azubi-Wohnheim verschwinden. Die Stadt hat das Grundstück verkauft, damit dort 70 dringend benötigte günstige Wohnungen für Lehrlinge gebaut werden können.

Bäume am Alsenplatz: Haspa baut Azubi-Wohnungen

„Auf der Fläche haben sich über die Jahre Straßenbäume und Sträucher entwickelt, die als wichtige Barriere gegen Abgase und Lärm zur vielbefahrenen Verkehrsachse fungiert. Eine kleine, innerstädtische Oase im dichtbebauten Viertel mit rund 30 Bäumen, viele davon zwischen 60-70 Jahre alt“, schildert Malte Siegert vom NABU.

Bäume am Alsenplatz in Altona-Nord

Anwohner haben die Bäume mit gelben Kreuzen versehen.

Foto:

Quandt

Laut NABU steht der Grün- und Klimaschutz in Hamburg oft nur auf dem Papier: „Der Koalitionsvertrag des aktuellen Senats sieht vor, Straßenbäume besser zu schützen und ebenso mehr Maßnahmen zu ergreifen, die zum Klimaschutz beitragen. Das sind gute Ziele, die aber in der Praxis immer wieder ausgehebelt oder nicht berücksichtigt werden.“ Durch das Bauprojekt würden wertvolle Bäume verlorengehen, die für Tiere eine wichtige Lebensraumfunktion haben.

Zudem sind genau solche Freiräume in bereits dicht versiegelten Stadtbereichen auch für die Lebensqualität der Menschen wichtig. Genau diese zwei Faktoren müssen bei der Bauplanung berücksichtigt werden.

Bäume in Hamburg: Gefällt für Radwege und Häuser

Die Projekte, für die in Hamburg Bäume gefällt werden, sind oft durchaus ehrenwert. Meist ist es der Bau dringend benötigter Wohnungen, wie hier am Alsenplatz, wo ein Azubi-Wohnheim entsteht.

Aber auch für Maßnahmen der Bahn muss viel gefällt werden, etwa die Verlegung des Bahnhofs von Altona nach Diebsteich. Oder für die neue Sternbrücke, für die allein auf dem Transportweg der Brückenteile 44 Bäume weichen müssen.

Azubi-Wohnen Alsenplatz

Am Alsenplatz entsteht ein sechsstöckiges Azubi-Wohnheim. Aber bevor es dafür so grün wird, stehen erst mal viele Fällaktionen auf dem Plan.

Foto:

hfr

Und ein ganzes Wäldchen wird wohl bald für Wohnungen im Spreehafenviertel in Wilhelmsburg gerodet. Und auch im Zuge des Ausbaus von Velorouten, Radwegen und Bushaltestellen werden immer wieder Straßenbäume gefällt, wie etwa in Jenfeld und Bergedorf.

Baumfällung in Hamburg: Kein Platz mehr für Tiere

Das Problem: Dafür verschwindet in dicht besiedelten Hamburger Vierteln immer mehr Grün. Tiere finden keinen Platz mehr, das Mikroklima leidet, Straßen überfluten, weil alles versiegelt ist. Der Lärmschutz durch Bäume fällt weg und Menschen fühlen sich in der Stadt nicht mehr wohl und müssen weite Wege für die Naherholung zurücklegen.

Zur Instandsetzung der Straße, wurden hier mehrere Bäume gefällt.

Zur Instandsetzung der Kuehnstraße wurden hier mehrere Bäume gefällt.

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So hat der NABU errechnet, dass die Stadt allein auf privaten Grundstücken jedes Jahr mehr als 5000 Fällgenehmigungen erteilt. Das kann dann jeweils mehrere Bäume betreffen. Bei den Straßenbäumen auf öffentlichem Grund sind es jährlich etwa 1000 Bäume, die weichen müssen.

Initiative Sternbrücke demonstriert gegen die Abholzung der Bäume für den geplanten Brückentransport.

Zum Erhalt der Bäume – Initiative Sternbrücke demonstriert gegen die Abholzung der Bäume für den geplanten Brückentransport.

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Florian Quandt

Zwischen Anfang Oktober 2019 und Ende Februar 2020 wurden in Hamburg laut NABU wieder 950 Straßenbäume gefällt. Innerhalb der letzten drei Jahre habe allein der Bezirk Altona pro Baumfällsaison durchschnittlich 180 Straßenbäume verloren.

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Nachpflanzungen erfolgen meist am Stadtrand, wo es eh grüner ist und bis die Bäume wieder die Größe der gefällten Exemplare erreicht haben, dauert es Jahrzehnte. Wenn sie überhaupt so groß werden.

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