Drei Bluttaten an einem Wochenende: Steigt im Lockdown die Zahl der Gewalttaten?
Immer mehr Meldungen über Gewalt: Allein am vergangenen Wochenende gab es in Hamburg drei Gewalttaten, von denen zwei tödlich endeten. Nehmen die Fälle von häuslicher Gewalt und gewalttätigen Auseinandersetzungen infolge des Lockdowns zu? Die MOPO hat bei der Polizei und der Hilfseinrichtung „Weißer Ring” in Hamburg nachgefragt.
Die erste Tat ereignete sich am Sonnabend: Im Stadtteil Wandsbek erstach ein 49-jähriger Mann seine Mutter. Sie erlag noch in ihrer Wohnung den vielen Stichverletzungen. Unter Schluchzen und Tränen soll er die Tötung seiner Mutter gestanden haben. Nachbarn berichteten von Streitigkeiten, wenn der Sohn seine Mutter besucht hatte. „Das klang nie gut“, beschrieb es ein Nachbar gegenüber der MOPO.
Hamburg: Steigt im Lockdown die Gewalt?
Nur wenige Stunden später musste die Polizei wieder ausrücken: In St. Pauli trafen sich zwei Geschäftspartner trafen sich zur Klärung eines Streits. Das spätere Opfer soll mit einem Baseballschläger bewaffnet gewesen sein und damit auf seinen 52-jährigen Kontrahenten eingeschlagen haben. Dieser zückte daraufhin ein Messer – und erstach seinen Geschäftspartner. Im Krankenhaus erlag das Opfer schließlich am Sonntagvormittag seinen Verletzungen.
Am Sonntagnachmittag kam es im Stadtteil Farmsen-Berne erneut zu einer schweren Gewalttat: In einem Reihenhaus hatte ein 20-Jähriger seinen Vater (44) mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Laut Polizei hatte der 44-Jährige selbst noch den Notruf absetzen können und die Beamten informiert.
Häusliche Gewalt in Hamburg: Das sagt eine Hilfseinrichtung
War es ein Zufall, dass sich so viele Gewalttaten an nur einem Wochenende ereigneten – oder führt der Lockdown zu einer erhöhten Anzahl an häuslicher Gewalt? Der Polizei würden dazu noch keine validen Informationen vorliegen, erklärte eine Sprecherin auf MOPO-Nachfrage.
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Der Verein „Weißer Ring e.V.“ wagt eine erste Prognose. „Unsere Jahresstatistik ist natürlich noch nicht fertig. Aber für meine Außenstelle kann ich sagen, dass die Zahlen bisher nicht auffällig gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind“, sagt Werner Springer, Leiter der Außenstelle Süd-Ost in Bergedorf, zur MOPO. Bei den anderen Außenstellen in Hamburg sei die Lage ähnlich. Eigentlich habe man befürchtet, dass das passieren würde. Es könnte allerdings sein, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist, weil viele Taten gar nicht gemeldet werden. „Ob das jetzt daran liegt, dass die Opfer nicht mehr den Raum haben, um sich vertraulich Hilfe zu holen, oder ob das andere Gründe hat, wissen wir nicht.“
Hamburg: An diese Einrichtungen können sich Gewaltopfer wenden
Betroffene können sich an zahlreiche Hilfseinrichtungen in Hamburg wenden – zum Beispiel an den „Weißen Ring e.V.“. Der Verein kümmert sich um die Beratung, Betreuung und Begleitung von Opfern aller Straftaten und ist für Opfer unter der Telefonnummer 116 006 kostenfrei zu erreichen. Die „Opferhilfe Hamburg“ ist auf Straf- und Gewalttaten spezialisiert und unterstützt bei der Krisenintervention und traumatherapeutischen Beratung. Opfer können unter der Nummer 040 38 19 93 Kontakt aufnehmen. Eine Übersicht über diese und weitere Angebote in Hamburg gibt es unter diesem Link.