Anwohner-Ärger in St. Georg: Wut auf die Party-Gastronomen
St.Georg –
Die Anwohner in der „Langen Reihe“ in St. Georg sind genervt: Sie leiden unter der stetig wachsenden und lärmenden Außengastronomie in der Straße und haben dafür eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Gastronomen haben dafür Verständnis, halten aber dagegen. Denn bei vielen geht es um die Existenz. Die MOPO hat die Betroffenen vor Ort besucht.
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte das Bezirksamt Mitte beschlossen, den Gastronomen nach Antrag mehr Platz für Außenbestuhlung zur Verfügung zu stellen — unter anderem auf Gehwegen und Parkplätzen. So auch in der „Langen Reihe“: Viele Parkplätze sind wie Baustellen gesperrt, auf den Gehwegen sind die Flächen mit blauen Strichen markiert.
St. Georg: Außengastronomie sorgt für mehr Lärm in der „Langen Reihe“
„Die blauen Striche zur Begrenzung der Außengastronomie werden ignoriert und es wird gefeiert und gelärmt bis oft tief in die Nacht — weit über die zulässige Sperrstunde“, berichtet Michael Joho, Vorsitzender des Einwohnervereins St. Georg im Gespräch mit der MOPO. Mit dabei unter dem Arm geklemmt hat er die Unterschriftenaktion, die der Verein gestartet hat. Sie soll der Forderung nach Einhaltung der Sperrstunde mehr Nachdruck verleihen.
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Derzeit greift die Sperrstunde werktags ab 23 Uhr und samstags und vor Feiertagen ab 24 Uhr. „Vor allem an den Wochenenden droht St. Georgs Hauptstraße zur Partymeile zu werden“, mahnt Joho. “Und dies alles auf Kosten der Bewohner, die mit erheblichen Belastungen konfrontiert sind.“
Außengastronomie in der „Langen Reihe“: Das sagen die Anwohner
Monika Dankert wohnt seit 1978 in der „Langen Reihe“, sie kennt die Straße und ihre Entwicklung sehr gut. „Es war wichtig, dass die Gastronomie sich in der Corona-Zeit auf die Außenbereiche erweitern konnte“, sagt sie im Gespräch mit der MOPO. „Ich war selbst Gastronomin und kann das gut nachvollziehen.“
Sie hat bemerkt, dass der Lärm seit der Corona-Zeit allerdings erheblich zugenommen hat. „Es dauert natürlich, bis alle Tische und Stühle nach der Sperrstunde wieder reingeräumt sind“, so die 68-Jährige. „Vielleicht könnte die Sperrstunde unter der Woche eine Stunde früher greifen und dafür am Wochenende länger.“
Außengastronomie St. Georg: Weniger Platz auf dem Gehweg
Größeres Thema ist der fehlende Platz auf den Gehwegen. „Man kommt einfach nicht mehr durch, wenn man mal einkaufen gehen möchte“, sagt Ulrich Geher. Der 66-Jährige ist ebenfalls Mitglied im Einwohnerverein. „Zu zweit kann man nicht mehr nebeneinander laufen und mit einem Kinderwagen ist es natürlich noch komplizierter.“
Das Thema Lärm ist für ihn nicht so ein großes Problem, er wohnt am Hansaplatz. „Ich mache einfach das Fenster zu“, sagt er und zuckt die Achseln.
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Toni Zargaran ist seit 20 Jahren Inhaber des „Ristorante O’Porte“ in der „Langen Reihe“. Seine Mitarbeiter richten während des Gesprächs Absperrungen auf den Parkplätzen ein, um dort Tische zu platzieren. „Natürlich habe ich Verständnis für die Anwohner“, stellt er klar. „Aber man kann nicht einfach alle Gastronomen in einen Topf werfen! Ich habe extrem hohe laufende Kosten und Angestellte, die ich bezahlen muss!“ Größere Feiern würden nach wie vor dauernd abgesagt.
Ärger um Außengastronomie: Das sagt ein Restaurant-Inhaber
Zargaran ist sehr froh über die Möglichkeit einer erweiterten Außengastronomie. „Die Leute wollen in diesen Zeiten nicht drinnen sitzen“, sagt er. Eigentlich hat er im Lokal 60 Sitzplätze, höchstens 35 davon könne er maximal belegen. „Die Außengastronomie rettet meinen Umsatz“, findet er klare Worte.
Der 47-Jährige ist der Meinung, dass man sich als Anwohner auch klar sein muss, wo man hinzieht. „Diese Straße ist durch die Gastronomie überhaupt erst so belebt geworden“, sagt er. „Wir sind bemüht, beim Aufräumen so wenig Lärm wie möglich zu machen, aber ganz vermeiden lässt es sich natürlich nicht.“
Außengastronomie St. Georg: Das sagt das Bezirksamt Mitte
Das Bezirksamt Mitte konnte bislang noch keine näheren Details zu der Situation nennen. Das Verbraucherschutzamt prüfe dafür zunächst die Beschwerdelage in der „Langen Reihe“ und würde erst dann eine genaue Antwort geben können, hieß es auf MOPO-Anfrage.