Rassistische Pöbeleien gegen Benoit A.: „Sie machten Affengeräusche in meine Richtung“
Benoit A. wurde rassistisch beleidigt. Nicht zum ersten Mal. Er wählte den Notruf. Und was dann geschah (besser: nicht geschah), das schockierte den 21-Jährigen. Er hat sich an die MOPO gewandt und seinen Fall geschildert.
Am 1. Juli gegen 8 Uhr morgens nahm Benoit A. den Bus in Richtung Poppenbüttel, um zur Arbeit zu fahren. Als der Azubi aus Lemsahl-Mellingstedt ausstieg und an der Haltestelle Schulbergredder auf den Anschlussbus wartete, bemerkte er zwei etwa 40- bis 50-jährige Männer. „Als ein Bus an uns vorbeifuhr mit der Werbung des Tierparks Hagenbeck mit einem Affen drauf, haben sie angefangen, Affengeräusche in meine Richtung zu machen und sie haben mich auch sonst aufs Übelste rassistisch beleidigt.“ Was genau sie sagten, das möchte er nicht wiederholen.
Nach rassistischen Pöbeleien: 21-Jähriger ruft die Polizei Hamburg
Es war nicht das erste Mal, dass A. derartige Erfahrungen machen musste. Allein in diesem Jahr sei das bereits dreimal geschehen, sagt er. „In der Bahn hat sich jemand neben mich gesetzt und mich beschimpft. Und auf dem Rückweg vom Winterdom meinte ein Betrunkener zu mir, er habe keine Lust auf Schwarze.“
An jenem Mittwoch in Poppenbüttel wollte sich A. das nicht gefallen lassen und stellte die Männer zur Rede. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich das nicht in Ordnung finde, dass ich ihnen nichts getan hätte. Aber Verständnis haben sie nicht gezeigt.“
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Die verbale Auseinandersetzung sei daraufhin weitergegangen. Laut A. drohte er mit der Polizei, und als die Männer nur meinten „Ja, dann mach doch“, wählte er die 110.. „Ich habe dem Beamten alles geschildert und auch angeboten, dass ich die Männer an der Bushaltestelle festhalten würde, bis die Polizei da ist“, erzählt er weiter. „Der Beamte meinte nur, es mache keine Sinn, jetzt mit Blaulicht anzurücken. Ich solle das Kennzeichen des Busses aufschreiben, in den die beiden einsteigen. So könne man sie mithilfe von Videos die Ermittlungen aufnehmen.“
Hamburg Poppenbüttel: 21-Jähriger rassistisch beleidigt
Benoit A. sagt, dass er das genauso gemacht habe. Aber dann sei ihm eingefallen, dass die Polizei ja jetzt überhaupt keine Personalien von den Männern hat. „Ich war sehr aufgewühlt in diesem Moment, ich hatte schon das Gefühl, dass der Polizeibeamte mich abgewimmelt hat am Telefon.“
A. ging daraufhin zur Polizeidienststelle in Poppenbüttel, um Anzeige zu erstatten. „Dort musste ich dann auch erklären, dass ich nichts von den Herren weiß, weil die Polizei nicht kam, um die Personalien aufzunehmen.“
Nach rassistischen Pöbeleien in Poppenbüttel: 21-Jähriger erstattet Anzeige
Vor ihm seien noch viele Leute in der Schlange gewesen und es habe geheißen, es dauere noch ein bisschen. Deshalb habe ihm die Beamtin geraten, eine Online-Anzeige zu erstatten. Das habe er dann zu Hause auch gemacht.
Von der Polizei ist A. enttäuscht: „Ich habe mich ziemlich allein gelassen gefühlt. Ich habe ja nicht erwartet, dass sie mit Blaulicht auftauchen. Aber ich wollte das Richtige tun und wurde dann derart im Stich gelassen.“
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Die Polizei verteidigt das Vorgehen des Beamten. „Wir haben zur Klärung dieses Sachverhaltes unter anderem auch die Gesprächsaufzeichnung des Notrufes gehört und ausgewertet“, sagt Holger Vehren, Pressesprecher der Polizei Hamburg, auf MOPO-Anfrage. „Der Beamte avisierte einen Funkstreifenwagen, woraufhin Herr A. mitteilte, dass die beiden Beschuldigten in den Bus einsteigen wollten.“
21-Jähriger fühlt sich im Stich gelassen: Das sagt die Polizei Hamburg
A. habe daraufhin die Männer festhalten und am Einsteigen hindern wollen. „Dies wurde vom Sprecher abgelehnt, um eine Eskalation der Situation zu verhindern. Die Entsendung eines Streifenwagens war daher nicht mehr sinnvoll.“ Der Sprecher bestätigt, dass A. mitgeteilt wurde, sich das Kennzeichen des Busses zu merken und eine Anzeige am Polizeikommissariat zu erstatten.
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In Bezug auf die Anzeige verweist Vehren auf die Ermittler des Landeskriminalamts der Abteilung Staatsschutz, da in diesem Fall Delikte bearbeitet werden würden, die möglicherweise Hasskriminalität als Motiv hätten. „Die Ermittler haben mit A. bereits Kontakt aufgenommen“, so Vehren. „Die Videobänder des Busses sind gesichert, die Ermittlungen dauern an.“ Eine Beschwerde von A. zum Vorgehen der Polizei sei ebenfalls in Bearbeitung.
Polizei Hamburg: Videobänder des Busses sind gesichert
Auf MOPO-Nachfrage, ob eine Auswertung der Videobänder zur Ermittlung der fehlenden Personalien ausreichen könnte, antwortet der Pressesprecher: „Das Auswerten der Videobänder ist nur ein Teil der noch laufenden Ermittlungen.“ Eine Einschätzung, ob die Personalien der Tatverdächtigen daraus ermittelt werden könnten, sei so lange rein hypothetisch, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien.