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Raus aus Hamburg: Ab aufs Land – aber klappt das auch mit dem Homeoffice?

Der Wunsch nach einem Eigenheim im Grünen nimmt zu, die Stadtflucht zeigt sich gerade in Corona-Zeiten immer deutlicher. Mittlerweile haben sich auch die Kriterien für einen Umzugs aufs Land gewandelt. Nicht mehr nur eine gute Anbindung durch die Bahn ist gewünscht, sondern gerade ein stabiler Internetzugang ist heute die Frage Nummer eins. Vergrößern sich Städte und Gemeinden jetzt entlang von Internetkabeln?

„Die Leute fragen nicht mehr nach der Anzahl an Kitas oder Einkaufsmöglichkeiten, sondern wie viel Gigahertz sie im neuen Zuhause bekommen“, sagt Manfred Neuhöfer vom Hamburger Forschungsinstitut F+B im Bereich Wohnen, Immobilien und Umwelt, im Gespräch mit der MOPO. In der Wohnungswirtschaft mache sich das Kriterium einer guten Breitbandanbindung deutlich bemerkbar, erklärt er.

Gute Internetleitungen sind maßgeblich für Kaufentscheidungen

Während der Corona-Pandemie ist dies nicht verwunderlich. Denn gerade in Zeiten von vermehrtem Homeoffice kann eine langsame Internetleitung den letzten Nerv rauben. „Man darf die Breitbandanbindung aber nicht mit mobilen Daten verwechseln“, sagt Neuhöfer.

Breitband ist ein Zugang zum Internet mit einer verhältnismäßig großen Datenübertragungsrate – deutlich schneller als ein Telefonmodem oder die ISDN-Einwahl. Der mobile Empfang kann trotz guter Internetleitung miserabel sein.

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Mittlerweile gibt es nicht nur in den Großstädten einen guten Breitbandanschluss, die Internetkabel verlaufen bis in die Speckgürtel – es entwickeln sich sogar kleine Hotspot-Gemeinden mit einer besseren Internetverbindung als in den Hamburger Randbezirken.

Hamburg: 95 Prozent der Haushalte haben eine Breitbandanbindung

Ein Blick auf den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur zeigt, dass in Hamburg großflächig eine Breitbandverfügbarkeit besteht. Im Innenstadtbereich liegt diese sogar bei mehr als 95 Prozent der Haushalte.

Auf der anderen Elbseite zwischen Finkenwerder und Wilhelmsburg sieht es schon anders aus – nur noch vereinzelte Hotspots weisen eine hohe Anbindung aus. Das gleiche Bild bietet sich auch im Hamburger Osten, in Richtung Bergedorf ist keine durchgehend hohe Anbindung an das Breitbandnetz gegeben.

Hamburg im Breitbandatlas: Die dunkel blauen Bereiche weisen eine Breitbandverfügbarkeit von mehr als 95 Prozent auf.

Hamburg im Breitbandatlas: Die dunkel blauen Bereiche weisen eine Breitbandverfügbarkeit von mehr als 95 Prozent auf.

Foto:

Screenshot BMVI-Breitbandatlas

Ein Blick in die umliegenden Bundesländer zeigt, dass eine gute Breitbandanbindung noch immer ein Privileg der Großstädte ist. Eine Ausnahme macht da allerdings Schleswig-Holstein – fast alle Städte und viele kleine Gemeinden weisen eine Breitbandverfügbarkeit mit mehr als 95 Prozent auf.

In direkter Hamburger Nachbarschaft sind das beispielsweise Geesthacht und Ahrensburg, aber auch Dörfer wie Gülzow mit knapp 1200 Einwohnern. Mit der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern hört die gute Anbindung an das Internet allerdings auf. 

Bei Hamburg: Die Preise für Eigenheime auf dem Land steigen

Die Preise von Eigenheimen in ländlicher Umgebung steigen an, die für Eigentumswohnungen stagnieren, erklärt der Immobilienexperte Neuhöfer. „Eigentumswohnungen sind typisch für die Stadt“, sagt er. Die Nachfrage sei nicht mehr so hoch, wie noch vor einigen Jahren – die Menschen entscheiden sich also vermehrt für ein eigenes Haus mit Garten, gerne im Grünen. Viele Gemeinden und kleinere Städte wachsen schnell, immer wieder tauchen neue Neubaugebiete auf.

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Die Nähe zur Großstadt bleibt aber weiterhin ein beliebter Kauffaktor. In der Vergangenheit wuchsen Städte und Gemeinden meist entlang von Autobahnen oder Bahnschienen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Faktor Internetanbindung mittlerweile einen gleich hohen Stellenwert erreicht hat. Nach Einschätzung des Immobilienexperten sei daher sei die Vorstellung, Gemeinden und Städte entwickeln sich entlang der Breitbandanbindungen gar nicht so abwegig. 

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