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Robert Jarowoy ist tot: Der rote Kämpfer von Altona

Altona-Altstadt –

Sein Leben war ein einziger Kampf: für Altona, für die Kurden, für den Frieden, für Gerechtigkeit. In den 40 Jahren als Kommunalpolitiker hat Robert Jarowoy viel erreicht. Nun hat der Linken-Fraktionschef in Altona seinen letzten Kampf verloren: Der 67-Jährige starb am Montagabend an Krebs.

Erst vor zwei Wochen war Robert Jarowoy von seinem Amt als Fraktionsvorsitzender zurückgetreten. „Es ging einfach nicht mehr“, erzählt seine Schwester Maria Jarowoy. Zu sehr hatte der Krebs den Mann mit dem weißen Rauschebart geschwächt. 

In den 70ern saß Jarowoy als Terrorist im Gefängnis

Der weiße Rauschebart war Jarowoys Markenzeichen. Er gab ihm das Image eines Hippie-Weihnachtsmannes. Dabei hatte der Politiker, der nebenbei Krimis schrieb und eine Bio-Käse-Kiste verkaufte, eine Vergangenheit, die gar nicht so peacig war: In den 70er Jahren saß Jarowoy sechs Jahre lang als anarchistischer Gewalttäter im Gefängnis! Davon vier Jahre in Isolationshaft.

Als Teil der terroristischen „Bewegung 2. Juni“ hatte Jarowoy mehrere Raubüberfälle begangen. Wirklich distanziert hat er sich nie von dieser Zeit: „Vieles, was ich als junger Mensch gemacht habe, würde ich heute nicht wiederholen. Aber ich stehe zu meiner Geschichte“, sagte Jarowoy einst im Interview mit der „taz”.

Er engagierte sich für zahlreiche Anwohner-Initiativen in Altona

Nach seiner Entlassung aus dem Knast konzentrierte Jarowoy sich auf das, was in seiner unmittelbaren Umgebung geschah – in Altona. Der Protest gegen die Bebauung des ehemaligen Menck & Hambrock-Geländes (heute Kemal-Altun-Platz) war sein erstes Engagement. Es folgte der Kampf um das Bismarckbad, für den Erhalt der Altonaer Kleingärten oder den Altonaer Bahnhof, um den Spritzenplatz, gegen die Innenhof Bebauung an der Leverkusenstraße oder Ikea in der Neuen großen Bergstraße, um nur einige zu nennen.

Kemal-Altun-Platz

Ein Platz für Kemal Altun: Robert Jarowoy war maßgeblich daran beteiligt, dass eine Grünfläche in Ottensen nach dem abgelehnten Asylbewerber benannt wurde, der 1983 in den Tod sprang.

Foto:

Marius Roeer

„Als Mitglied des Bauausschusses in Altona war es Robert wichtig, dass nicht nur die Interessen der Investoren zählen, sondern auch die der Anwohner°, sagt seine Schwester. Es sei ihm um den Erhalt der Wohnqualität gegangen und um bezahlbaren Wohnraum. 

Mittler zwischen Anwohnern und Wirtschaftsinteressen

Transparenz war ihm dabei oberstes Gebot. „Ich bin eine Art Mittler. Weil ich die Informationen früher kriege, kann ich mit den Betroffenen vor Ort ins Gespräch kommen“, sagte Jarowoy 2017 im „taz“-Interview. Die Bürger sollten möglichst früh die Möglichkeit bekommen, mitentscheiden zu können. Das lag Robert Jarowoy am Herzen. Ebenso wie ihnen überhaupt eine Stimme zu geben. Beim G20-Gipfel 2017 war er einer der Anmelder des Camps im Volkspark.

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Dass Jarowoy auf einer Hühnerfarm in Gauchsmühle bei Nürnberg geboren wurde, war laut seiner Schwester Maria immer wieder Anlass für Späße. Denn für sein Leben hat dieser Geburtsort keine Rolle gespielt. Robert Jarowoy lebte für Altona – und dort ist er auch ​​​​​​​gestorben.

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