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Schiffbauerin Claudia Ohlmeier: Sie bringt Frauen aufs Wasser

Frauen an Bord bringen nur Unglück? Ganz im Gegenteil, sagt ein internationales Netzwerk von Frauen in der Seefahrt. Es sollten sich mehr Frauen Berufe auf See zutrauen.

In der Seeschifffahrt gibt es noch nicht viele Frauen, aber Claudia Ohlmeier ist dafür, dass sich das ändert. Die studierte Schiffbauerin ist in Deutschland Vorsitzende von Wista, eines internationalen Netzwerks von Frauen in der Seefahrtbranche (Women’s International Shipping & Trading Association).

Hamburg: Claudia Ohlmeier bringt Frauen aufs Wasser

Die 41-Jährige hat in Bremen Schiffbau studiert und arbeitet in Hamburg für eine Klassifizierungsgesellschaft. Sie sorgt dafür, dass die Schiffe ihrer Kundenreedereien die technischen und rechtlichen Anforderungen der Häfen erfüllen, die sie anlaufen.

Weltweit stellen Frauen nach Angaben der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO 2,1 Prozent der Schiffsbesatzungen. Für Deutschland kommt die Knappschaft Bahn-See auf einen Frauenanteil von 6,3 Prozent in der Schifffahrt. Als erste Kreuzfahrtkapitänin in Deutschland führte Nicole Langosch von 2018 bis 2020 das Kommando auf der „AidaSol“. Bekannt ist auch Carola Rackete, die als Kapitänin der „Sea Watch 3“ im Mittelmeer Migranten aus Seenot rettete.

Schifffahrt ist noch immer eine Männerdomäne

Der Männerdomäne Schifffahrt täten gemischte Teams mit Frauen an Bord gut, sagt Ohlmeier im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur:

Sagen Seeleute immer noch: Frauen an Bord bringen nur Unglück?

Claudia Ohlmeier: Diesen Spruch habe ich mir auch schon mal anhören müssen. Ich habe auf einer Fortbildung die Probefahrt eines neuen Schiffs mitgemacht. Da fiel die Maschine aus, und der Werftkapitän hat das gesagt. Die Mechaniker haben sich darüber lustig gemacht, ich solle mir nichts daraus machen. Aber er hat das ein bisschen ernst gemeint.

Was hat sich denn schon in der Männerdomäne Seefahrt geändert?

Es gibt mittlerweile einige Frauen als Kapitäninnen. Wir haben auch Frauen, die eine Offiziersausbildung machen oder die ganz klassisch erstmal Mechanikerin werden und dann ins Studium gehen. Aber es sind, ehrlich gesagt, wenige im Vergleich zu den männlichen Kollegen. Wir haben hier ein ähnliches Problem wie bei vielen technischen Berufen. Von der gesellschaftlichen Prägung kommen viele Frauen gar nicht auf die Idee, einen solchen Beruf zu ergreifen.

Dazu kommt noch das Alleinstellungsmerkmal, oft einzige Frau an Bord zu sein. Deshalb gibt es etwas mehr Frauen in der Schifffahrtsbranche an Land, in den Reedereien, in den Häfen und Behörden. Wenn man an Land arbeitet, ist man im Arbeitsumfeld weniger allein und auch in der Freizeit nicht mehr die einzige Frau.

Schifffahrt hat etwas von Abenteuer und Fernweh

Was macht die Schifffahrt als Berufsfeld für Frauen attraktiv?

Ich glaube das gleiche, was sie für Männer attraktiv macht. Es ist natürlich ein superinternationaler Bereich, gerade wenn man aktiv fährt. Es hat etwas von Abenteuer, von Fernweh. Und zugleich ist die Schifffahrt heutzutage hochtechnologisiert. Es ist also die Verbindung von etwas sehr Altem mit dem Modernen. Es geht um Technik, um Personalführung und den Umgang mit vielen Menschen an Bord.

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Machen Frauen auf See denn etwas anders als Männer?

Sie machen das Bild auf jeden Fall bunter. Sie sind, denke ich, eine Bereicherung im Team. Das belegen auch Studien. Die Sprache wird anders, man reißt sich vielleicht ein bisschen mehr zusammen. Frauen wird nachgesagt, sich mehr um die Gruppe, um das Team zu kümmern. Vielleicht bedarf es gar nicht so sehr der Fokussierung auf Frauen an Bord, sondern einer Fokussierung auf Vielfalt. Jeder bringt individuell etwas mit. Und dadurch werden wir ein besseres Team und können auch unsere Arbeit besser erledigen.

In der Seefahrt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwierig

Aber auf Schiffen geht es doch weniger teamorientiert als strikt hierarchisch zu. Gilt nicht das Wort des Kapitäns?

Frauen wollen nicht alles bis zum Sankt Nimmerleinstag diskutieren. Sie sind sehr gut in der Lage, schnelle Entscheidungen zu treffen. In Notfallsituationen muss ganz klar sein, wer das Sagen hat und auf wen zu hören ist. Das ist natürlich eine größere Herausforderung für Frauen, dann auch so wahrgenommen zu werden. Doch es bleibt die Frage: Stelle ich mein Team vor vollendete Tatsachen, oder entscheide ich anhand der Rückmeldungen, die mein Team mir gibt?

Was muss sich ändern, damit die Arbeit von Frauen in der Schifffahrtsbranche einfacher wird?

Ein großes Thema ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das gilt zum Glück nicht nur für Frauen. Wir sehen, dass dieser Punkt auch viele Männer abschreckt. Sie wollen jetzt auch Ihre Kinder aufwachsen sehen und ihren Teil dazu beitragen. Ich denke, der größte Fortschritt ist, wenn wir nicht mehr von Männer- und Frauenberufen sprechen, sondern man seinen Traumberuf ausüben kann.

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