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Einheimische pöbeln Touristen an: Bürgermeister im Norden will keine „Hilfssheriffs“

Der knallharte Tourismus-Stopp in Schleswig-Holstein zieht immer weitere Kreise: Nachdem mehrere Landkreise auswärtige Ferienwohnungsbesitzer aufgefordert haben, wegen der Corona-Krise das Bundesland zu verlassen, kommt es vermehrt zu Übergriffen gegen Gäste aus anderen Ländern. Nun hat ein Bürgermeister aus dem Kreis Plön Klartext gesprochen.

Peter Kokocinski (SPD), Bürgermeister der Ostseegemeinde Schönberg, ist aufgebracht über das, was sich einige seiner Mitbürger gegenüber Leuten mit auswärtigem Auto-Kennzeichen erlaubt haben. „Ich bin gezielt angeschrieben worden von Schönberger Bürgern, die mir ihren Vorfall geschildert haben, wie sie auf dem Parkplatz angesprochen und – man muss schon sagen – angepöbelt wurden“, sagte Kokocinski am heutigen Montag.

Die Betroffenen seien in der Gemeinde in den vergangenen Tagen aufgrund ortsfremder Nummernschilder als Urlauber oder Touristen angesehen worden. Auch aus anderen Orten in Schleswig-Holstein wurden solche Vorfälle berichtet. 

Kokocinski hatte sich deshalb auf Facebook an die Menschen in seiner Gemeinde gewandt. Autos mit Kennzeichen anderer Regionen seien nicht gleich Fahrzeuge von uneinsichtigen Feriengästen, die das Ausreisegebot ignorierten, schrieb der Kommunalpolitiker.

Verbale Attacken auf Autofahrer mit auswärtigen Kennzeichen

„Auch brauchen wir in dieser Situation keine selbst ernannten ,Hilfssheriffs‘, die Zettel mit der Aufforderung den Ort zu verlassen an solche Fahrzeuge hängen! Und absolut inakzeptabel ist es, Fahrzeugführer solcher Kfz auf Parkplätzen vor Supermärkten oder ähnlichem zu beschimpfen – um nicht zu sagen das Verhalten ist unsozial!!!“

Schönberg verzeichne schätzungsweise 550.000 Übernachtungen pro Jahr, sagte Kokocinski. Die Menschen an der Ostsee hätten sich in den vergangenen Tagen weitgehend an die Vorgaben gehalten.

Widersprüchliche Ansagen an Touristen und Besitzer von Ferienwohnungen

Zum Ausreisegebot für Touristen und Besitzer von Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein gibt es widersprüchliche Meldungen. Grundsätzlich sollen auswärtige Gäste das Bundesland verlassen, damit bei einem plötzlichen Anstieg der Corona-Infektionen genügend intensivmedizinische Kapazitäten zur Verfügung stehen.

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Einige Landkreise fordern daher nicht nur Urlauber, sondern auch Personen, die einen Zweitwohnsitz im Land haben, an ihren Erstwohnsitz zurückzukehren. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther hingegen hat bekräftigt, dass alle, die sich bereits in ihren Zweitwohnungen befänden, dort bleiben könnten.

Schönberger Bürgermeister Kokocinski lobt Disziplin der Menschen

„Es ist auch ein Stück weit ein Einstellungswandel zu sehen, wie man mit dieser Situation bei diesem Virus umgeht“, sagte Kokocinski.

An der Schönberger Strandpromenade seien die Menschen am sonnigen Wochenende sehr diszipliniert unterwegs gewesen: „Große Abstände, einzelne Familien, die miteinander zu zwei oder zu dritt im Sand gespielt haben – mit großen Abständen aber zu anderen. Das ist das, wie wir uns das wünschen.“ (dpa/mp)

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