Krematorien überfüllt: Hier müssen Corona-Tote derzeit zwischengelagert werden
Zittau –
Es erinnert an die extreme Situation in Bergamo: Wegen der dramatisch hohen Corona-Todeszahlen in Zittau in Ostsachsen müssen dort Leichen außerhalb des Krematoriums zwischengelagert werden. Die Stadt bittet Sachsens Landesregierung um Hilfe.
Die Toten sollen „im Bereich des Hochwasserstützpunkts“ gelagert und „bei Freigabe zur Einäscherung“ ins Krematorium gefahren werden, teilte die Stadt Zittau am Dienstagabend mit. Darauf habe sich die Geschäftsführung des Krematoriums mit Oberbürgermeister Thomas Zenker kurzfristig geeinigt.
Zittau: Corona-Tote müssen außerhalb des Krematoriums zwischengelagert werden
Besonders im Dezember explodierte nach Angaben der Stadt die Zahl der Toten. Während im vergangenen Jahr im Dezember 45 Menschen starben, waren es in diesem Monat bislang schon 115. Im November verdoppelte sich die Zahl der Toten von 52 im vergangenen Jahr auf 110 in diesem Jahr. Im Oktober vergangenen Jahres starben 45 Menschen, in diesem Jahr 73.
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Die Zahl der notwendigen Einäscherungen übersteige derzeit „mitunter die Kapazitäten des Zittauer Krematoriums“, hieß es. Es gebe deutlich höhere Sterbefallzahlen, mehr Aufnahmegespräche, Leichenschauen und Beurkundungen in den Standesämtern. Alle Beteiligten seien an den „Belastungsgrenzen“.
In dem Krematorium müssen demnach seit zehn Tagen permanent etwa 70 Verstorbene versorgt werden, „weshalb es dringend notwendig ist, die Arbeitssituation für die Mitarbeiter des Krematoriums zu entspannen.“
Stadt fordert Hilfe bei Landesregierung von Sachsen
„Aus Rücksicht auf die Angehörigen und die stark belasteten Mitarbeiter werden vorerst keinerlei weitere Details veröffentlicht“, hieß es weiter in der Mitteilung. Die Pressestelle der Stadt war am Abend nicht mehr zu erreichen.
Die Stadt forderte beim Landkreis Görlitz und der Landesregierung Sachsen Hilfe für den Fall einer weiteren Verschlechterung der Lage an. Der Krematoriums-Geschäftsführer Daniel Brendler erklärte: „Trotz der Sondersituation ist die Lage derzeit noch beherrschbar, muss aber mit Blick auf eine weitere Entwicklung jetzt entsprechend organisiert werden.“
Arzt aus Zittau sorgt mit Triage für Aufsehen
Zittau liegt im äußersten Südosten Sachsens im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien und hat rund 25.000 Einwohner. Vor einer Woche hatte ein Arzt aus der Stadt mit Äußerungen über eine sogenannte Triage für Aufsehen gesorgt. Der Begriff bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.
Soldaten der Bundeswehr sollen nun auch über den Jahreswechsel in Zittau aushelfen. Weitere Bettenkapazitäten in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen wurden organisiert. (vd/dpa)