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Zoff um Denkmäler: Hier ehrt Hamburg Sklaventreiber und Menschenschinder

Auf der ganzen Welt werden derzeit Statuen von Kolonialisten unter Jubelschreien von den Sockeln gestürzt. Wie sieht die Situation in Hamburg aus? Jürgen Zimmerer ist Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg und einer der profiliertesten Forscher zum Kolonialismus. Seine Idee: Die Denkmäler gehören „auf den Kopf gestellt“.

Die Statue, die Demonstranten vor einigen Tagen im Hafen von Bristol versenkten, zeigte Edward Colston, einen Wohltäter  – und Sklavenhändler. Genau wie Heinrich Carl Graf von Schimmelmann, dessen Büste zwei Jahre vor dem Wandsbeker Rathaus stand, von 2006 bis 2008. Massive Proteste hatten das geschichtsvergessene Gedenken damals schnell beendet.

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Die Bronzefigur des britischen Sklavenhändlers Edward Colston wird aus dem Hafen von Bristol gezogen. 

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Der Hamburger Historiker Zimmerer begrüßt die Aktion in Bristol, zumal Colston, der vorübergehend im Hafenbecken gelandet war, selbst einst Sklaven über Bord werfen ließ: „Das ist schon ein Statement“, so Zimmerer im ARD-Morgenmagazin. Grundsätzlich aber sollten Kolonialdenkmäler nicht einfach verschwinden, sondern zu „Gegendenkmälern“ werden, etwa, indem die Figuren auf den Kopf gestellt oder auf die Seite gelegt werden, so Zimmerers Forderung.  Auch für Straßen, die nach Kolonialmördern benannt sind, hat der Professor eine Idee: „Die könnte man nach ihren Opfern benennen.“ In Hamburg gibt es neben der Schimmelmannstraße auch die Dominikstraße, benannt nach dem Chef der kaiserlichen Schutztruppe in Kamerun. Oder die Wissmannstraße, die an einen Kolonialoffizier erinnert.

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Die Büste für Sklavenhändler Schimmelmann (hier aus Protest mit einer Kette behangen) stand von 2006 bis 2008 vor dem Rathaus Wandsbek.

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Hamburg war zusammen mit Berlin die Kolonialmetropole Deutschlands, und auch ohne Schimmelmann-Büste gibt es in der Stadt weiterhin ehrendes Andenken an Kolonialherren und ihr blutiges Geschäft. Jürgen Zimmerer: „Die so genannten Askari Reliefs etwa oder die koloniale Gedenktafel im Michel.“

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Professor Jürgen Zimmerer, Kolonialismusforscher am Historischen Seminar der Universität Hamburg.

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Oder das „Trotha-Haus“, Studentenwohnheim der Bundeswehr-Uni, benannt nach dem Generalleutnant der deutschen Kolonialarmee, der den Völkermord an den Herero befahl. Aufgebrochen zum Genozid ist von Trotha mit seinen Soldaten übrigens vom Hamburger Baakenhafen aus. Eine Erinnerung daran findet vor Ort nicht statt.

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Im Michel hängt eine Gedenktafel für in Namibia gefallene Soldaten der deutschen Kolonialmacht.

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Die Askari Reliefs befinden sich im inzwischen geschlossenen Tansania-Park auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld. Das Denkmal wurde von den Nazis errichtet und zeigt fünf afrikanische Askarisoldaten und vier Träger, die scheinbar freiwillig den deutschen Kolonialtruppen dienen. Die Gedenktafel im Michel ehrt gefallene Mitglieder der deutschen Schutztruppe, die den Völkermord an den Herero in Namibia verübt hat. 

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Bismarck-Denkmal: In seinem mächtigen Sockel wäre Platz für Dokumentationen zu Hamburgs Rolle im Kolonialismus.

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Auch das gigantische, 34 Meter hohe Bismarck-Denkmal, so Zimmerer, müsse in dem kolonialen Zusammenhang gesehen werden, in dem es einst errichtet wurde, auch wenn Bismarck selbst eine ambivalente Haltung zum Kolonialismus eingenommen hatte. Sollte man auch Bismarck vom Sockel holen? Den Riesen gar auf die Seite legen und zum „Gegendenkmal“ erklären?

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Nein, sagt Afrika-Experte Zimmerer der MOPO: „Das wird technisch nicht möglich sein, aber in den Rumpf könnte man einen Teil des notwendigen Dokumentationszentrums ‚Hamburg im Kolonialismus‘ einrichten. Eine reine Restauration wird der historischen Ambivalenz nicht gerecht.“

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