Sklavenhändler zu Fall gebracht: Demonstranten zerstören Statue bei Rassismus-Protesten
Bristol –
Sie legten ihm eine Schlinge um den Hals, dann zogen sie mit vereinten Kräften: Bei Anti-Rassismus-Protesten haben Demonstranten die Statue des britischen Sklavenhändlers Edward Colston vom Sockel geholt und ins Hafenbecken geworfen – die Begeisterung der Umstehenden war lautstark.
An der Demonstration in Bristol nahmen nach Angaben des örtlichen Polizeichefs etwa 10.000 Menschen teil. Einige Dutzend knöpften sich dann am Rande der Proteste die Bronzestatue vor – und sprühten ihr unter anderem rote Farbe ins Gesicht.
Kaum war die Statue vom Sockel zu Boden gestürzt, sprangen die Demonstranten auf das Bronzewerk und stimmten begeisterte Jubelschreie an.
Außerdem kniete sich ein Demonstrant auf den Nacken der Statue – eine Anspielung zu dem Tod des dunkelhäutigen Amerikaners George Floyd (†46) vor knapp zwei Wochen. Dieser starb nachdem ein hellhäutiger Polizist fast neun Minuten lang auf dessen Hals kniete. Der Todesfall Floyds war der Auslöser der derzeitigen weltweiten Anti-Rassismus-Proteste.
Anschließend rollten die Demonstranten in Bristol die Bronzestatue zum Hafen, wo sie das Denkmal im Fluss Avon versenkten.
England: Polizei leitet Ermittlungen ein
Die Polizei in der Stadt im Südwesten Englands kündigte Ermittlungen an. Der im 17. Jahrhundert in eine wohlhabende Händlerfamilie geborene Colston arbeitete für die Königlich-Afrikanische Gesellschaft, die jährlich rund 5000 Menschen versklavte. Später erwarb Colston sich durch Spenden an Schulen und Krankenhäuser den Ruf eines Philantrophen.
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Der Bürgermeister von Bristol, Marvin Rees, erklärte, die 1895 errichtete Statue habe seit Jahren für Kontroversen gesorgt. Es sei wichtig, jenen Menschen zuzuhören, für die sie ein Affront gewesen sei.
Die britische Innenministerin Priti Patel nannte den Angriff auf die Statue jedoch „zutiefst schändlich“. Sie sprach im Sender Sky News von „Vandalismus“ und einem „völlig inakzeptablen Akt“.
Proteste: Boris Johnson kritisiert Ausschreitungen
Premierminister Boris Johnson (55) verurteilte die wiederholten Ausschreitungen bei den Anti-Rassismus-Protesten – auf die Zerstörung des Denkmals ging er jedoch nicht direkt ein. Die Gewaltakte seien ein „Verrat“ an den von den Demonstranten propagierten Zielen, twitterte Johnson.
Video: George Floyd Demo vor dem US-Generalkonsulat
In London hatte die Polizei am Samstag nach einer weitgehend friedlichen Demonstration mit tausenden Teilnehmern 29 Menschen festgenommen. Zuvor war es zu Zusammenstößen mit Polizisten im Regierungsviertel gekommen.