Zoff ums Nackensteak: Von Beust kritisiert Fleisch-Fans der CDU – heftiger Widerspruch
Fettnäpfchen oder bewusste Provokation? Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust hat sich mit einer schmissigen Äußerung bei seinen Parteikollegen unbeliebt gemacht. „Die CDU gilt immer noch als die Partei des Verbrennungsmotors, des Schweinenacken-Steaks und des Arbeitens bis zum Umfallen“, kritisierte der CDU-Mann im RBB-Inforadio. Der Fraktionschef der Union kontert.
Hintergrund für von Beusts großspurige Ansage: Er ist seit neustem Berater der Berliner CDU. Aber ob die solche Kritik hören will? Von Beust sagte im Radio über die modernen CDU-Wähler, „dass heute eine Generation, sagen wir mal, bis 40, 50 Jahre gerade im städtischen Bereich mehr Lust und Interesse hat an einem klimafreundlichen Verkehr, an einer gesunden Ernährung und einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, Familie“.
Stattdessen werde von der Partei (in Berlin) mit ihrer Programmatik ein „CDU-Klischee“ bedient, das in den 80er Jahren hängen geblieben“ sei. Die CDU sei nicht die „Autofahrer-Rettungspartei“, auch wenn die klassischen CDU-Anhänger das wollten. Die Mehrheit sei schon viel weiter. Denn eine solche Politik werde der Wirklichkeit einer Stadt nicht mehr gerecht.
Von Beust hält der CDU Vorträge zu Nackensteaks
„Man denkt: Der Kernbestand, das sind zum Beispiel diejenigen, die großen Wert auf eine unkontrollierte Nutzung des Autos legen. Mag ja sein, dass das eine CDU-Klientel ist, aber die Gesamtbevölkerung ist aus meiner Sicht viel weiter“, so von Beust beim RBB.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) reagierte jetzt im Interview mit der „Bild am Sonntag“. Er sprach sich für mehr Achtung gegenüber unterschiedlichen Wählern aus: „Ich schäme mich nicht dafür, dass ich Leute vertrete, die mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sind, Nackensteak essen und fleißig sind. Diese Leute sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Und mit ihnen zusammen und nicht gegen sie möchten wir als Union in die Zukunft gehen.“
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Von Beust guckt offenbar nach wie vor mit großem Interesse und großer Nähe auf die Grünen, mit denen er in Hamburg die erste schwarz-grüne Koalition auf Länderebene geschmiedet hatte. Gerade erst hat er Katharina Fegebank gelobt und ihr das Bürgermeisteramt zugetraut. Er betonte, Fegebank sein kein „Feindbild“, während andere Parteikollegen in Hamburg ganz klar für eine Koalition mit SPD und FDP sind.
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Das Grillgut vom Schwein hat es von Beust offenbar angetan. Eine „Nackensteak-Rede“ hatte er bereits 2018 gehalten. Da sprach er schon in Hamburg davon, dass der „CDU Nackensteak wichtiger als die Nachhaltigkeit“ sei.