Teure Technik weg, riesiger Schaden: Hamburger TV-Sender nach Einbruch vor dem Aus

Sie wollten den Hamburgern in der Corona-Krise etwas Gutes tun – jetzt stehen sie vor dem Aus: Die Macher des Mitte März gegründeten Social-TV-Kanals „One Hamburg“ haben in den vergangenen Wochen jede Menge Kraft in ein abwechslungsreiches und interaktives Programm mit Musik, Talkrunden oder Dokus gesteckt. Am Donnerstag nutzten sie den Feiertag für einen freien Tag – der erste nach 64 Tagen Dauereinsatz. Das nutzten Diebe eiskalt aus: Sie brachen in das TV-Studio in Ottensen ein, nahmen jede Menge teure Sendetechnik mit. Der Gesamtschaden liegt bei mindestens 100.000 Euro, die TV-Macher bangen um ihre Existenz.

Gründer Jan Traupe ist fassungslos. „Die letzten Wochen waren so anstrengend“, sagt der Geschäftsführer des Hamburger Stadtmagazins „Geheimtipp Hamburg“ im Gespräch mit der MOPO. Nachdem die „Geheimtipp“-Macher ihr eigentliches Geschäft – Kultur- und Gastrotipps für Hamburg – wegen Corona komplett runterfahren mussten, stampften sie gemeinsam mit weiteren Hamburger Medienmachern mit viel Engagement und Einsatz den Social-TV-Kanal „One Hamburg“ aus dem Boden.

„Wir wollten Gutes tun und uns damit eine kleine neue Existenz aufbauen – und noch viel wichtiger: diese surreale Zeit mit etwas Sinn- und Identitätsstiftendem füllen und die Menschen zusammenbringen, trotz Corona“, sagt Traupe.

One Hamburg: Streams mit tausenden Zuschauern

In den Redaktionsräumen in Ottensen bauten die TV-Macher binnen weniger Tage ein vollwertiges Übertragungsstudio auf, begeisterten dann in den vergangenen Wochen Tausende Zuschauer mit Live-Konzerten oder virtuellen Weinproben, sprachen in Talk-Runden mit Gastronomen und Unternehmern aus Hamburg über die Folgen der Corona-Krise.

In Zusammenarbeit mit der MOPO lief bei „One Hamburg“ ein interaktives Frage-Antwort-Format, bei dem Hamburger in direkten Dialog mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) oder Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) treten konnten. Alles aufwendig und professionell produziert, mit modernster Technik.

One Hamburg: Mindestens 100.000 Euro Schaden nach Einbruch

Und die ist jetzt weg: Die Einbrecher kamen am späten Donnerstagabend, drangen in das Gebäude ein und schnappten sich gezielt teure Kameras, Objektive und Sendetechnik. Der Gesamtschaden wird derzeit ermittelt, nach ersten Hochrechnungen handelt es sich um mindestens 100.000 Euro. Die Polizei bestätigt den Einbruch gegenüber der MOPO, das Einbruchsdezernat Altona habe die Ermittlungen übernommen. Die Kripo-Beamten werten derzeit die sichergestellten Aufnahmen aus den Überwachungskameras aus, die im Studio hingen.

Jan Traupe und das „One Hamburg“-Team überlegen derweil, wie es für sie weitergeht. „Unser Ziel war immer, denjenigen eine Bühne zu bieten, die derzeit Corona-bedingt keine Bühne haben“, sagt Traupe. „Jetzt haben wir zwar noch unsere Bühne – aber kaum noch Technik, um sie zu bespielen.“

One Hamburg-Macher wollen weitermachen – und bitten um Unterstützung

Fest steht für die Social-TV-Macher, dass sie jetzt nicht einfach aufgeben wollen. Isa Daur ergänzt: „Das sind wir diesem Projekt und all den tollen Menschen, Freunden und Partnern, die daran mitwirken, einfach schuldig.“ Das Team hofft in dieser schwierigen Situation auf Solidarität und finanzielle Hilfe.

Zur Unterstützung gibt es eine Crowdfunding-Kampagne: startnext.com/onehamburg