Unterrichts-Zoff in Hamburg: Schulbehörde plant Lernferien
Um Lerndefizite während der Corona-Zeit auszugleichen, plant die Hamburger Schulbehörde für benachteiligte Schüler Unterricht in den Ferien. Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack habe Hamburgs Schulen vor gut einer Woche in zwei Schulbriefen über die Planungen zu den so genannten Lernferien informiert, bestätigte Pressesprecher Peter Albrecht am Mittwoch. Doch der Plan der Behörde stößt auf lauten Protest.
„Wir möchten den Schülerinnen und Schülern in den Sommerferien auf freiwilliger Basis zusätzliche Lernangebote machen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. Gerade Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien hätten unter dem wochenlangen Schulausfall gelitten. Daher habe die Behörde die Schule aufgefordert, in den Sommerferien während zweier Wochen Extra-Unterricht zu organisieren, um den Unterrichtsausfall während der Corona-Krise zu kompensieren.
Die Stadtteilschulen sollen bei der Organisation von der Volkshochschule Hamburg unterstützt werden, heißt es in dem Behördenbrief an die Schulleitungen aller staatlichen Schulen in Hamburg. Das Angebot richte sich an an alle Vorschulklassen und die Jahrgänge eins bis neun. Die Gruppengröße soll maximal zehn Schülerinnen und Schüler betragen und die Angebote sollen den Bildungsplan folgend von qualifizierten Honorarkräften durchgeführt werden.
Lernferien in Hamburg: „An Rücksichtslosigkeit kaum zu überbieten“
Doch das Vorgehen der Schulbehörde stößt auf deutliche Kritik. Man sei fassungslos über deren Ignoranz, erklärte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. An Rücksichtslosigkeit sei das kaum noch zu überbieten, heißt es bei der Vereinigung der Stadtteilschulleitungen. Ein Schulleiter sagte gegenüber NDR 90,3, dass das Vorhaben zwei Wochen vor Ferienbeginn nicht organisierbar sei.
Auch die Linke kritisierte das Vorgehen der Schulbehörde. „Den rot-grünen Ansatz, allein auf das schulische Lernen zu setzen, lehnen wir ab. Im Ergebnis bedeutet das für die Schülerinnen und Schüler verkürzte Ferien, weniger Freizeit und Erholung“, sagte Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft.
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Man habe daher einen eigenen Antrag eingereicht, der auf ein umfassenderes Konzept der Behörden abziele: „Die Ferienangebote sollen sowohl Kitas, Bauspielplätze, Jugendzentren und Kultureinrichtungen umfassen und an bestehende Ferienkonzepte des schulischen Ganztages, der Offenen Arbeit und der Kitas anknüpfen“, sagte Insa Tietjen, Fachsprecherin der Linksfraktion für Kita-Politik.
Schul-Zoff in Hamburg: Schulsenator kann die Aufregung nicht verstehen
Schulsenator Rabe kann die ganze Aufregung hingegen nicht verstehen. Es gehe um den Anspruch der Schülerinnen und Schüler, gut gebildet zu sein. Das Lernferien-Angebot sei freiwillig für Schüler und Lehrkräfte. Auch könne man es zur Not auf die Herbstferien verschieben, so der Schulsenator gegenüber NDR 90,3. (alu)