• Masken gehörten in Thailand seit Beginn der Pandemie zum Straßenbild.
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Thailand: Kaum Corona-Fälle – was macht dieses Land anders?

Bangkok –

Experten stehen vor einem Rätsel: Im Gegensatz zum überwiegenden Rest der Welt scheint die Corona-Pandemie in Thailand erst gar nicht richtig angekommen und jetzt schon wieder fast vorbei zu sein. Was macht das südostasiatische Land anders? 

Es war der 13. Januar, als das Virus nach Thailand kam – eingeschleppt von einem Touristen aus Wuhan, dem Epizentrum der Pandemie. Es war die erste Corona-Infektion außerhalb Chinas.

Zu diesem Zeitpunkt hielten sich noch Tausende Touristen in Thailand auf – und es kamen stetig neue dazu. Aus Japan, Europa, den USA. Sie tummelten sich an Stränden und in Tempeln, besuchten Restaurants und Bars – und ein Thai-Boxing-Event, das für Touris und Einheimische zum Superspreader-Ereignis wurde, wie die „New York Times“ rekonstruiert hat.

Thailand: Keine Neuansteckungen innerhalb des Landes

Die Regierung verhängte dennoch erst im März einen landesweiten Lockdown. Schulen, Lokale, Geschäfte wurden dichtgemacht.

Und dann geschah das schier Unglaubliche: Die Ausbreitung des Virus stoppte. Die meisten Ausländer verließen Thailand – und innerhalb des Landes gab es keine Neuansteckungen. Fast alle Infektionsfälle der vergangenen Monate sind auf Menschen zurückzuführen, die aus dem Ausland nach Thailand einreisten.

Sind die Thailänder immun gegen Corona?

Etwas mehr als 3.236 der knapp 70 Millionen Thailänder haben sich bislang mit dem Virus infiziert, 58 sind gestorben. Zum Vergleich: In Deutschland sind bisher knapp 202.000 Menschen erkrankt und fast 9100 gestorben, bei einer Gesamtbevölkerung von gut 83 Millionen.

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Experten rätseln nun, warum Thailand verschont geblieben ist. Waren es die rasch angelegten Gesichtsmasken? Das stabile Gesundheitssystem? Der Lifestyle der Thailänder, bei dem sich das Leben überwiegend im Freien abspielt? Oder sind sie gar weitgehend immun gegen das Virus?

Dr. Wiput Phoolcharoen forscht an der Chulalongkorn Universität in Bangkok zum Coronavirus. Seine Erkenntnisse: Über 90 Prozent der im Süden Thailands positiv getesteten Patienten waren völlig asymptomatisch – sehr viel mehr als normalerweise. Er geht daher davon aus, dass das Immunsystem der Thailänder schlichtweg besser mit dem Virus umgehen kann.

Auch andere Länder in der Region haben niedrige Infektionszahlen

„Ich glaube nicht, dass es nur an der Genetik liegt“, sagte dagegen Dr. Taweesin Visanuyothin der „New York Times“. Der Arzt ist der Corona-Beauftragte des thailändischen Gesundheitsministeriums. Er vermutet: „Das hat etwas mit der Kultur zu tun. Thailänder haben keinen Körperkontakt, wenn sie einander grüßen.“ Deswegen hätten auch andere Länder in der Region niedrige Fallzahlen.

Menschen begrüßen sich in Thailand ohne Körperkontakt

Begrüßen ohne Körperkontakt – so geht’s auf thailändisch.

Foto:

imago images/Pacific Press Agency

In der Tat: Die umliegenden Staaten Myanmar, Kambodscha, Laos und Vietnam verzeichnen allesamt, genau wie Thailand, extrem niedrige Infektionsraten. In Vietnam ist bislang niemand an Covid-19 gestorben.

Mittlerweile haben Schulen, Restaurants und Geschäfte wieder geöffnet. Fast überall gilt Maskenpflicht. „Die Krankheit droht immer noch“, sagt Dr. Taweesin. „Wir müssen wachsam bleiben.“

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