• Jos Luhukay setzte nicht auf Marc Hornschuh.
  • Foto: WITTERS

Jos Luhukay weg!: St. Paulis nächster Neuanfang beginnt mit Trainersuche

Es war ein Ende mit Ansage und langem Anlauf. Überraschend war nur der Zeitpunkt. Bereits am Montagmorgen verkündete der FC St. Pauli, was schon länger klar und vor allem auch unausweichlich war: die Trennung von Trainer Jos Luhukay. Jetzt plant der Kiezklub einen Neuanfang. Den nächsten. Dieser könnte so radikal wie nie ausfallen.

446 Tage. So lange hat es diesmal gedauert. 64 Wochen, fast 15 Monate, dauerte die Amtszeit von Luhukay als Trainer des FC St. Pauli, die jetzt unveränderbar in die Statistik eingeht.

Göttlich dankt Luhukay für „unvergessliche“ Momente

14 Worte umfasste das Statement von Präsident Oke Göttlich zur vorzeitigen und nach offizieller Sprachregelung einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses. „Das Präsidium möchte sich bei Jos Luhukay für unvergessliche Momente in dieser Saison bedanken.“

42 Spiele haben die Kiezkicker unter der Regie des 57-Jährigen gemacht, in denen 45 Spieler zum Einsatz gekommen sind. Resultat: 11 Siege, 14 Unentschieden, 17 Niederlagen. Punkteschnitt 1,12 – der schlechteste in Luhukays Trainerkarriere. Es ist die schlechteste Ausbeute eines Trainers mit mehr als 17 Spielen auf der Bank in der 110-jährigen Geschichte des Kiezklubs. An Kredit hat es ihm nicht gemangelt.

Luhukay feierte zwei Derbysiege

„Unvergessliche Momente“ – damit dürfte Göttlich vor allem die beiden Derbysiege meinen, mit denen Luhukay Vereinsgeschichte geschrieben hatte.

Der unberechenbare und impulsive Coach hat auch für viele andere unvergessliche Momente gesorgt, die Spieler und Verantwortliche am liebsten aus ihrer Erinnerung streichen möchten.

Denkwürdig ist auch Göttlichs Trainer-Verschleiß. Fünf Übungsleiter haben in den fünfeinhalb Jahren seiner Präsidentschaft ihren Hut nehmen müssen: Thomas Meggle, Ewald Lienen, Olaf Janßen, Markus Kauczinski, Jos Luhukay. Letzterer durfte sich anders als sein Vorgänger ausführlich verabschieden – und ohne einen allzu kritischen Nachruf der Bosse.

Luhukays persönliche Bilanz liest sich dann auch weitaus besser als es die Zahlen dokumentieren. In seinem offiziellen Abschiedsstatement betont er die bei seinem Amtsantritt im April 2019 gemeinsam mit der Vereinsführung definierte Erwartungshaltung und Zielvorgabe: „Sportliche Ambitionen zu definieren und zu stärken, den sportlichen Erfolg in den Vordergrund der täglichen Arbeit mit dem Team zu stellen, neue Reize zu setzen und damit den Verein ein Stück weit wachzurütteln.“

Das könnte Sie auch interessieren: Bei St. Pauli war nur Veermans Botschaft positiv

Diesem Ziel sei man sportlich „nähergekommen, trotzdem können wir nicht zufrieden sein.“ Klingt nicht nach Platz 14, einem erst am vorletzten Spieltag gesicherten Klassenerhalt, und nach nur einem Sieg aus den letzten acht Saisonspielen.

St. Pauli will den eingeschlagenen Weg weitergehen – mit einem neuen Trainer und einem neuformierten Team. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.

St. Pauli-Trainersuche: Schultz kein Kandidat

U19-Trainer Timo Schultz (42), für viele Fans der Wunschkandidat, wird es nach MOPO-Informationen nicht. Die Vereinsoberen bevorzugen eine externe Lösung. Bitter für den Ex-Kiezkicker, dem vor einiger Zeit noch mittelfristig der Chefposten in Aussicht gestellt worden war.

Der Kiezklub plant einen Umbruch, der weit über die Trainerposition hinausgehen und tiefgreifend sein wird. Nicht nur im Trainerteam könnte es Veränderungen geben. Die Verträge mit den Co-Trainern Markus Gellhaus und André Trulsen sowie mit Torwarttrainer Mathias Hain laufen aus.

Eine ebenso große Baustelle ist der große Kader, der umfangreich umgebaut werden soll. Dabei will sich der Verein auch von Spielern trennen, die laufende und teilweise langfristige Verträge haben, aber nicht als Korsettstangen für die Zukunft gesehen werden.

Bornemann erklärt die Luhukay-Trennung

„Wir sind in einem Entwicklungsprozess, den wir fortführen und in der nächsten Saison durch einen anderen Cheftrainer weiterführen lassen wollen“, erklärte Sportchef Andreas Bornemann im offiziellen Statement zur Trennung von Luhukay. Dieser habe wie geplant den Finger in die Wunden gelegt, „vielleicht für unseren Verein manchmal etwas zu tief“. Eine einvernehmliche Trennung bedeutet immer auch Diplomatie.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp