• Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
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Kommentar: Fußball-Egoismus und Gier schadet langfristig mehr als Corona-Pandemie

Köln –

Die Corona-Pandemie sorgt für wirtschaftliche Konsequenzen, die derzeit kaum einer absehen kann. Fakt ist nur: Es wird finanziell zahlreiche Branchen richtig hart treffen. Am lautesten jammern dabei die Bosse und Funktionäre des Profi-Fußballs. Wenn dass jeder so machen würde, säh es düster aus bei der Bekämpfung des Corona-Virus. Ein Kommentar.

Natürlich gibt es Fußball-Profis, die derzeit Geld spenden, um zu helfen wo es nötig ist. Und es gibt Fußball-Funktionäre wie Uli Hoeneß, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie ihre Solidarität zum Ausdruck bringen (hier lesen Sie mehr).

Doch zahlreiche treibende Kräfte und Führungspersonen wie Borussia Dortmunds Hans-Joachim Watzke (hier mehr lesen) oder DFL-Geschäftsführer Christian Seifert wollen das Geschäft retten auf Teufel komm raus.

Fußball-Funktionäre wollen Geisterspiele um TV-Geld zu sichern

Am liebsten würden die Bosse schon in wenigen Tagen wieder spielen – ohne Zuschauer, aber dafür mit TV. Und das bringt Geld.

Seifert argumentiert, dass direkt an der Bundesliga 56.000 Arbeitsplätze hängen. Da sind Existenzen bedroht. Doch das gleiche gilt für die Kunst-Szene, die Bar- und Kneipen-Szene und viele andere Branchen, Selbstständige und Arbeitnehmer, die durch die Maßnahmen gegen das Coronavirus finanziell in Europa und weltweit vor dem Crash stehen. Doch da hört man kaum lautes öffentliches Klagen.

Auch nicht aus anderen Sportarten wie beispielsweise der Deutschen Eishockey Liga. Sie hatte als Erste reagiert und trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen die Saison vorzeitig beendet.

Wohlhabende Fußballer senden kein Zeichen der Solidarität

Der DFB ist einer der reichsten Sportverbände der Welt, die Profi-Fußballer eine der bestbezahlten Berufsgruppen Deutschlands. Wenn die DFL-Bosse bei der Pressekonferenz am Montag nicht nur gesagt hätten, dass es für die Klubs der 1. und 2. Liga ums Überleben geht, sondern einen Hilfsfond im Kampf gegen Corona und die wirtschaftlichen Folgen ins Leben gerufen hätten, wäre das ein großes Zeichen der Solidarität gewesen.

So allerdings schadet der Egoismus und die Gier der Branche langfristig mehr als die Corona-Pandemie.

Denn selbst wenn die Fußball-Macher in wenigen Tagen weiter ihr TV-Geld kassieren wollen – viele Fans werden derzeit vergrault und sind angewidert.

Christian Seifert (1)

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert kämpft für seine Bundesliga.

Foto:

AFP

Die Kliniken in Europa kämpfen um Personal und Menschenleben – das Fußballgeschäft ist derweil nicht bereit ein paar Wochen zu pausieren.

Dann werden zeitgleich Syndesmosen in Krankenhäusern zusammen geflickt, weil sich zwei Profis gegen die Füße getreten haben.

Ausnahmezustand in Kliniken und die Liga denkt über Spiele nach

Zahlreiche Länder wie Taiwan oder Vietnam haben den Ausbruch des Virus im Griff, weil sich ALLE an strikte Maßnahmen halten. Dort liegt die Sterblichkeits-Quote der Coronaerkrankten bei 0,9 Prozent. In anderen Ländern liegt die Quote bei 5 bis 6 Prozent, weil dort das Gesundheitssystem überlastet ist und nicht jedem Patienten geholfen werden kann.

In dieser Situation denkt die Liga-Spitze in Deutschland an ihren Spielbetrieb, um das Überleben der Vereine zu sichern.

So wenden sich viele Fans ab, werden nach der hoffentlich bald überstandenen Pandemie dem unsolidarischen Fußball vielleicht kein Geld mehr in den Rachen werfen. Viele Menschen werden sich kein 80 Euro teures Trikot ihres Klubs mehr leisten wollen. Auch Sponsoren werden sich überlegen, ob sie den Fußball noch so unterstützen wie bisher. Und TV-Geld wird auch nicht mehr sprudeln, weil weniger Fans für den Fußball bezahlen wollen oder können. 

Dabei wäre es für die wohlhabende DFL und den DFB gerade in der derzeitigen Notlage so einfach Sympathien zu gewinnen – mit Solidarität und Herzlichkeit. Doch die Chance wird bisher vertan.

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