Kommentar zum Trainings-Neustart: Corona-Kartenhaus Bundesliga
Köln –
Die Bundesliga-Klubs sind wieder im Training. Aber eine Infizierung von Profis könnte die Pläne der DFL rasch zunichte machen. Es bleibt ein schmaler Grat. Ein Kommentar.
Dieses Zeichen hat wirklich niemand gebraucht: Am ersten Trainingstag der Bundesligisten mussten die Hertha-Profis Niklas Stark und Marius Wolf (beide 24) nach nur einer Woche „in Freiheit“ zurück in die Corona-Quarantäne.
Da wird überdeutlich, wie fragil dieses Experiment ist, dass die 36 Profi-Klubs in dieser Woche starten. Oder, wie es Kölns Sportchef Horst Heldt ausdrückte: „Wir halten uns an die Regeln – und dann toi, toi, toi.“
Ein Corona-Fall gefährdet den Spielbetrieb
Das Corona-Kartenhaus Bundesliga: Auch wenn die Hygienevorschriften streng sind und das Gros der Profis sie penibel einhalten wird. Auch wenn selbst bei den Trainingseinheiten der Sicherheitsabstand zwischen den Spielern gewahrt bleibt. Auch wenn die Trainer, die ja mit allen Spielern in Kontakt kommen, sich ausreichend schützen und es noch einige Wochen sind, bevor die Vereine aufeinandertreffen: Nur ein positiver Corona-Fall würde den betroffenen Klub zwingen, eine ganze Trainingsgruppe in Quarantäne zu schicken. Findet wieder Mannschaftstraining statt, wird die Sache noch komplizierter – ganz schnell ist da ein Spielbetrieb unmöglich.
Bundesliga: Die Show muss weitergehen
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Allen ist bewusst, wie wichtig es ist, dass die Bundesliga zu Ende gespielt wird. Ein Umsatz von mehreren Milliarden, 56.000 Arbeitsplätze, die gesellschaftliche Bedeutung: Die Show muss irgendwie weitergehen.
Aber so lange da pro Klub 30 bis 40 Profis und Mitarbeiter immer noch Kontakt nach draußen haben, ihre Familien und Freunde treffen, scheint es kaum verhinderbar, dass das Virus von außen in die Teams getragen wird und sich dann bei den Spielen auf andere Mannschaften übertragen kann.
Task Force Sportmedizin forscht nach Möglichkeiten
Die Task Force Sportmedizin wird weitere Wege finden müssen, etwa indem man die Fußballer für einige Wochen in Camps einquartiert und so weit als möglich von der Außenwelt abschottet. Die Gefahr wäre so wesentlich überschaubarer. Auch die Nutzung einer Corona-App, so sie denn kommt in Deutschland, müsste für die Profis verpflichtend sein.
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Und trotzdem kann das Kartenhaus jederzeit einstürzen. Also: „Toi, toi, toi!“ Horst Heldts Spruch basiert übrigens auf einem altdeutschen Gegenzauber gegen böse Geister und bedeutet „auf gutes Gelingen“. Vielleicht wirkt er ja auch gegen das Coronavirus…