„Demokratiefeindlich“: Hamburger Politiker kritisiert Umgang mit Islam-Verbänden
Wer steht für welche Werte und vertritt welche Ideologie? Bei ihrer Zusammenarbeit mit islamischen Verbänden und Vereinen sollten Ministerien und auch die Kirchen genauer hinsehen, rät der Berichterstatter der Unionsfraktion für Religionsgemeinschaften aus Hamburg.
Deutsche Institutionen sind nach Einschätzung des CDU-Innenpolitikers Christoph de Vries vielfach zu sorglos im Umgang mit Vertretern des politischen Islam. Von 2011 bis 2015 war er Mitglied in der Hamburgischen Bürgerschaft und zog 2017 als Direktkandidat der CDU im Wahlkreis Mitte in den deutschen Bundestag ein.
CDU-Politiker aus Hamburg: Deutsche Institutionen zu sorglos
„Der gesellschaftliche Frieden und Zusammenhalt in Deutschland steht auf dem Spiel, wenn Vertreter des politischen Islam ihre demokratiefeindliche, extremistische und antisemitische Ideologie mit der Scharia als Richtschnur ungehindert verbreiten können und jede Kritik daran als Islamfeindlichkeit diffamiert wird“, sagte der Bundestagsabgeordnete.
Das könnte Sie auch interessieren: Ehemalige Kirche — Diese Hamburger Moschee bewegte die Welt – und jetzt?
Das freundliche Gesicht mancher Funktionäre nach außen ändere nichts an den „totalitären Tendenzen innerhalb der Organisationen“, fügte er hinzu. Als Beispiele nannte er die ursprünglich vorgesehene Beschäftigung der stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Nurhan Soykan, als Beraterin im Auswärtigen Amt sowie die Beteiligung des Vereins Islamic Relief Deutschland an einem mit Geldern aus dem Entwicklungsministerium von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderten Projekt.
Verfassungsschutz sieht enge Verbindung zur „Ülkücü“-Bewegung
Das Auswärtige Amt hatte im Sommer nach Kritik von Politikern verschiedener Parteien erklärt, es lasse die Arbeit an dem Projekt „Religion und Außenpolitik“, an dem die Vizepräsidentin des Zentralrats der Muslime hätte mitwirken sollen, vorerst ruhen. Die Kritiker der Berufung von Soykan nahmen unter anderem an der Mitgliedschaft der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) im Zentralrat Anstoß. Der Verfassungsschutz sieht eine enge Verbindung der Union zur rechtsextremistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung (Graue Wölfe).
Der Zentralrat hatte im Dezember 2019 beschlossen, die Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG) aufzufordern, ihre Mitgliedschaft bis zu einer gerichtlichen Klärung der Vorwürfe gegen sie ruhen zu lassen. Laut Verfassungsschutz ist die DMG die zentrale Organisation der Muslimbruderschaft in Deutschland.
CDU-Abgeordneter De Vries: „Brauchen einen Neustart im Umgang“
Die Muslimbrüder werden dem sogenannten legalistischen Islamismus zugerechnet, dessen Vertreter zur Durchsetzung ihres Ziels einer auf islamischen Grundsätzen fußenden Gesellschaftsordnung nicht auf Gewalt setzen.
„Wir brauchen dringend einen Neustart im Umgang mit den Vertretern des politischen Islam und des legalistischen Islamismus“, sagte De Vries. Gefördert werden sollten nicht die Radikalen, „sondern der überwältigende Teil der friedliebenden, liberalen Muslime in Deutschland“, forderte De Vries.
Forum in Frankfurt: Bund der Alevitischen Jugendlichen verlässt Projekt
Am vergangenen Dienstag hatte der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland beschlossen, die Projektkommission „Forum Muslime und Christen“ zum Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt zu verlassen. Zur Begründung wurde angeführt, dass auch Vertreter des ZMD und des Islamrates in die Kommission aufgenommen worden seien.
Das könnte Sie auch interessieren: Verbindung zu Regime in Teheran? Hamburg soll Islamisches Zentrum verbieten
In einem Brief an die GIZ-Vorsitzende Tanja Gönner hatte De Vries zudem im September gefordert, die Zuwendungen an Islamic Relief Deutschland (IRD) „unverzüglich und vollständig einzustellen“. Er begründete dies mit ideologischer Nähe und personellen Verbindungen zur Muslimbruderschaft oder ihr nahe stehenden Organisationen.
Kooperationprojekt in Mali: Gegen Formen der Gewalt gegen Mädchen und Frauen
Das Entwicklungsministerium hatte die GIZ Ende 2019 beauftragt, mit World Vision Deutschland als christlichem Partner und IRD als muslimischem Partner ein gemeinsames Kooperationsprojekt in Mali durchzuführen. Konkret geht es darum, mit Autoritäten beider Religionen zusammen gegen die weibliche Genitalverstümmelung und andere Formen der Gewalt gegen Mädchen und Frauen vorzugehen. (dpa/aba)