• Unter dem Hashtag #hörtaufuns kritisiert die Hamburger Krankenhausbewegung die Koordination der Corona-Maßnahmen in den Kliniken.
  • Foto: hfr

#hörtaufuns: Diese fünf Forderungen stellt das Hamburger Klinikpersonal an die Politik

„Wir sind am Limit“: Schon vor der Corona-Krise hatte die Hamburger Krankenhausbewegung die Personalnot in den Kliniken der Stadt scharf kritisiert. Durch die Pandemie wurde die Situation massiv verschärft. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Tschentscher kritisieren die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte die Koordination der Krise.

Antje Burghardt ist Intensivschwester in einer Hamburger Klinik. Gerade hat sie ihre Nachtschicht beendet. Was sie dort durchmacht, ist kaum auszuhalten. „Wir können über mehrere Stunden nichts essen, nichts trinken und nicht mal auf die Toilette gehen“, sagt die 31-Jährige.

Schutzmasken sollen mehrmals benutzt werden

Weil die Schutzmaterialien knapp sind, dürfe niemand die Intensivstation, auf der zur Überwachung der Geräte Anwesenheitspflicht besteht, verlassen. Denn jedes Verlassen würde einen Wechsel der Masken, Handschuhe und Kittel erfordern.

Das könnte Sie auch interessieren: Der MOPO-Newsticker zur Corona-Krise

„Die Kolleginnen sind angehalten, die Schutzmasken wiederzuverwenden“, erzählt Burghardt. Was auf den ersten Blick angesichts der Knappheit nach einer sinnvollen Maßnahme klingt, ist auf den zweiten das Gegenteil. „Die Hersteller empfehlen, die Masken nur eine bestimmte Zeit zu verwenden, weil die Filter irgendwann durchlässig werden“, sagt die Intensivschwester.

Krankenschwester Anje Burghardt (31)

Keine Zeit zum Essen und Trinken: Intensivschwester Antje Burghardt (31) von der Hamburger Krankenhausbewegung

Foto:

Florian Quandt

Und ihr Kollege Maik Sprenger von der Hamburger Krankenhausbewegung ergänzt: „Das ist ein klares Spiel mit der Gesundheit des Personals.“ Schon vor der Krise hätte in Hamburgs Krankenhäusern akuter Personalmangel geherrscht. Jetzt sei die Situation durch Krankheitsausfälle, durch Quarantänefälle und einem Mangel an Intensivpersonal nur noch verschärft worden.

Pflegekräfte schreiben Offenen Brief an den Bürgermeister

Deshalb hat die Krankenhausbewegung, die 300 Aktive und mehrere Tausend Unterstützer zählt, einen Offenen Brief an Bürgermeister Tschentscher und Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks geschrieben, mit dem eine bessere Koordination der Corona-Maßnahmen für die Kliniken gefordert wird.

Das könnte Sie auch interessieren: Business as usual in der Endo-Klinik?

„Der Schutz von Beschäftigten und Patienten darf nicht dem Markt überlassen werden“, heißt es in dem Schreiben, das dem Senat am Freitag zugestellt wurde. Zu lange habe sich das System am Profit orientiert und nicht am Patientenwohl, betont auch Sprenger. Gerade mit Blick auf die Situation in Italien und Spanien sei es wichtig, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.

Krankenhausbewegung: „Jeder Tag zählt jetzt“

„Jeder Tag zählt, um notwendige Maßnahmen zu veranlassen“, so der Wortlaut des Offenen Briefes. Die Zeiten, in denen jedes Krankenhaus für sich alleine agiert, sei nun vorbei. Was man jetzt brauche, sei „eine vollumfassende Koordinierung und Kontrolle des Gesundheitswesens durch das Land Hamburg unter Beteiligung von Beschäftigten aller Berufsgruppen aus den Krankenhäusern.“

Corona-Maßnahmen: Krankenhausbewegung äußert Kritik

Fühlen sich ausgeliefert: Pflegekräfte aus Hamburg kritisieren die schlechte Ausstattung mit Schutzmaterialien.

Foto:

hfr

Gefordert wird 1. die Einrichtung erweiterter Krisenstäbe an allen Kliniken. 2. eine gerechte Verteilung von Schutzmaterial. 3. Flächendeckende Corona-Tests für alle Klinik-Beschäftigten und Patienten, um die Ausbreitung in den Krankenhäusern zu unterbinden. 4. Sofortige Aufstockung des Reinigungspersonals, das momentan primär auf die Corona-Stationen eingeteilt wird, wodurch andere Stationen verdreckten. Und 5. eine konsequente Mobilisierung an Ressourcen, also an gut ausgebildeten Pflegekräften, die sich wegen der schlechten Bezahlungen und den harten Bedingungen aus dem Beruf teilweise oder ganz verabschiedet hatten. Für sie müsse eine angemessene Bezahlung gefunden werden und nicht auf ehrenamtliche Einsätze spekuliert werden.

Freiwillige bekommen nicht mal eine Rückmeldung

„Viele ehemalige Kollegen bekommen auf ihr Angebot, einzuspringen, nicht einmal eine Rückmeldung“, weiß Antje Burghardt.

Zitat aus dem Offenen Brief: „Wir sind bereit, für unsere Patienten in der Krise alles zu geben. Und wir wissen was es braucht, damit uns das ermöglicht wird.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp