„Irreparabler Schaden“: Hamburger Architekt kämpft gegen Abriss der „Seeterrassen“
Die Nachricht für Park-Bummler und Party-Löwen gleichermaßen: Das „Café Seeterrassen“ in Planten un Blomen soll abgerissen werden. Doch schon regt sich Widerstand gegen die Pläne.
Fast 70 Jahre alt ist das Traditionslokal am Parksee. Nachmittags ließ man sich hier nach dem Spaziergang in Hamburgs grüner Lunge Kaffee und Kuchen schmecken, abends wurde hier zu Schlager getanzt – bis die Corona-Krise kam.
Doch auch ohne die Pandemie könnte auf den „Seeterrassen“ bald für immer das Licht ausgehen: Das Gebäude von 1953 soll einem Neubau weichen.
Video: Café Seeterrassen soll einem Neubau weichen
Hamburger Architekt Claas Gefroi startet Online-Petition für „Seeterrassen“
Das will der Hamburger Architekt Claas Gefroi nicht zulassen. Für den Erhalt des Pavillons hat Gefro, der auch Sprecher der Hamburger Architektenkammer ist, nun eine Online-Petition gestartet.
„Das Café Seeterrassen ist eines der herausragenden Bauwerke des bekannten Architekten Ferdinand Streb“, schreibt Gefroi in seiner Petition. Streb habe in den 50ern unter anderem den Alsterpavillon entworfen und sei als Architekt an den Grindelhochhäusern beteiligt gewesen. Der Pavillon sei ein Schmuckstück der Nachkriegsmoderne.
Neues Lokal in Planten un Blomen hauptsächlich für Messe-Events?
Gefroi geht es aber nicht nur um den Erhalt des architektonischen Erbes der Stadt, sondern auch um die Nutzung der geplanten neuen Location: Er fürchtet, dass der Neubau künftig nicht mehr voll und ganz allen Hamburgern offenstehen könnte.
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„Es drängt sich der Eindruck auf, dass in einem öffentlichen Parkgelände eine Einrichtung realisiert werden soll, die zuvorderst für geschlossene Veranstaltungen der Hamburg Messe genutzt wird“, sagt Gefroi dem „Hamburger Abendblatt“.
Architekt: „Seeterrassen“-Abriss wäre „irreparabler Schaden für den Park“
Frank Pieter Hesse, der ehemalige Leiter des Denkmalschutzamtes, fordert ebenfalls den Erhalt des Pavillons. „Auch wenn das ,Café Seeterrassen‘ leider nicht unter Schutz steht, ist es ist doch ein wichtiges Zeitzeugnis der Nachkriegsmoderne“, sagt er dem „Abendblatt“, „eine wichtige Korrektur der vom NS-Geist durchwehten Gestaltung der Niederdeutschen Gartenschau 1935.“ Für die Ausstellung habe man am Platz der heutigen „Seeterrassen“ eine rustikale Reetdach-Schänke gebaut.
„Durch eine fachgerechte Sanierung und Modernisierung könnte das Gebäude zu überschaubaren Kosten wieder zu einer beliebten Ausflugsadresse Hamburgs und zu der architektonischen Kostbarkeit werden, die es einst war“, ist sich Gefroi in seiner Petition sicher. „Ein Abriss hingegen würde einen schweren und irreparablen Schaden für den Park der Internationalen Gartenbauausstellung 1953 bedeuten, einem heute einzigartigen und zu Recht unter Denkmalschutz stehendem Dokument der Verknüpfung von Landschaftsplanung und Architektur in den 1950er Jahren.“
Hamburger Architekt: „Endlich ein Zeichen für die Baukultur setzen“
Das bauliche Erbe Hamburgs müsse erhalten und gepflegt statt fortwährend vernichtet werden. Da die Stadt selbst Eigentümerin des Pavillons sei, habe sie alle Freiheiten und müsse „endlich ein Zeichen für die Baukultur in Hamburg setzen“.
Wollen Sie sich für den Erhalt der „Seeterrassen“ einsetzen? Die Online-Petition von Class Gefroi finden Sie hier. (tst)