• Der mutmaßliche Auftraggeber Arasch R. (Ex-Mongol)
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„Schwierig, damit zu leben“: Angeklagter gesteht Schüsse auf „Hells-Angels“-Boss

Nachdem „Hells-Angels“-Boss Dariusch F. durch mehrere Schüsse fast getötet wurde, hat nun der im Vorfeld Verdächtigte die Tat auf den Rocker-Boss gestanden. Er gab die Schüsse ab. Beauftragt haben soll ihn jemand von einer rivalisierenden Gang. 

Fast sechs Stunden lang beantwortete der Angeklagte die Fragen des Gerichts. „Ich habe gezielt auf seine Schulter – und dann fünf Mal geschossen“, lässt der Angeklagte über seine Dolmetscherin verlauten. Dass er gegen eine Zahlung von 10.000 Euro auf einen Menschen schießen soll, habe er erst einen Tag vorher erfahren. „Am Anfang dachte ich, ich müsste nur irgendein Lokal in Brand setzen. Weil 10.000 Euro reichen nicht für so eine Sache, wie ich sie gemacht habe.“ 

Prozess in Hamburg: Es war zu spät für einen Rückzieher

Als ihm klar geworden sei, dass er stattdessen jemanden erschießen soll, sei es für einen Rückzieher zu spät gewesen. Er habe sich Sorgen gemacht, dass seine Auftraggeber ihm etwas antun würden. Am Ende wird der Mann nicht einmal dieses Geld bekommen. Es soll bei Mittelsmännern hängen geblieben sein.

Video: Schüsse auf „Hells-Angels“-Boss

Der mutmaßlich Attentäter ist sich sicher, den Auftrag von dem Chef der Anfang 2016 aufgelösten Rocker-Gruppe „Mongols“ erhalten zu haben. Der Ex-Rocker-Club ist mit den Hells-Angels verfeindet. 

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Der Angeklagte beruft sich dabei auf die Angaben Dritter. Er selbst habe nie mit dem „Mongols-Boss“ gesprochen. Der Anklage zufolge ist der damalige, mutmaßliche Schütze von dem heute 29 Jahre alten Ex-Mongol Arasch R. aus dem Gefängnis heraus über Mittelsmänner beauftragt worden, den damals 38 Jahre alten Hamburger Hells-Angels-Boss Dariusch F. zu erschießen. Bei der Tatplanung und -ausführung hätten dessen Vater, ein 73-jähriger, und die Freundin des Ex-Mongol geholfen.

ARASCH F

Der mutmaßliche Auftraggeber Arasch R. (Ex-Mongol)

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RUEGA

Hamburg: Rocker-Boss in Restaurant auf Reeperbahn entdeckt

Beide sollen dem unter Drogen stehenden Angeklagte („Bei jeder Gelegenheit nehme ich Drogen.“) Ende August 2018 erst Anweisungen gegeben und Fotos des Opfers gezeigt haben. Anschließend seien sie mit ihm durch St. Pauli gefahren und hätten dabei den Rocker-Boss gesucht. Am 25. August, mit dem Vater am Steuer, blieb die Suche erfolglos. Am 26. August dagegen konnten die Freundin und der spätere mutmaßliche Schütze den 38-Jährigen in einem Restaurant auf der Reeperbahn ausfindig machen.

Sie warteten auf ihn, fuhren ihm nach und an einer roten Ampel soll der 27-Jährige fünf Schüsse durch das offene Fenster auf den „Hells-Angels“-Boss Dariusch F.  abgefeuert haben. Der „Höllenengel“ wurde lebensgefährlich an Kopf und Oberkörper verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. „Der Auftrag lautete nicht, dass ich das Opfer töten sollte“, so der 27-Jährige vor Gericht. Stattdessen sollte er den Rocker-Boss nur schwer verletzen, so dass er behindert und nur noch „ein halber Mensch“ ist.

Prozess in Hamburg: Rache von Ex-Mongol als Motiv vermutet

Motiv für den Anschlag soll Rache für ein ähnliches Attentat auf Arasch F. und seine Freundin zwei Jahre zuvor gewesen sein. Dabei wurden beide schwer verletzt. Vor Gericht wies der Verteidiger des Vaters eine mögliche Tat- und Planungsbeteiligung zurück. Die Anklage würde verkennen, dass „hierfür rein faktisch nahezu keinerlei Gelegenheit“ bestand, sagte er am Mittwoch in seiner Erklärung zur Anklage. 

Sein Mandant habe seinen Sohn erst in der JVA besucht, nachdem der spätere, mutmaßliche Schütze bereits für die Tat zugesagt hatte. Der 29-jährige Ex-Mongol Arasch F. selbst, der ebenfalls in dem Verfahren vor Gericht steht, äußerte sich auch am zweiten Prozesstag nicht zu den Vorwürfen. Er steht bereits zum zweiten Mal in dieser Sache vor Gericht, nachdem der Bundesgerichtshof das Urteil im ersten Prozess wegen eines Formfehlers aufgehoben hatte. Vor Gericht sagte der mutmaßliche Täter aus, dass er den 29-Jährigen Arasch F. noch nie gesehen habe.

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„Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn auch im Gefängnis nicht gesehen.“ Auch nach einem Blick zum Vater war der mutmaßliche Attentäter nicht überzeugt, in ihm den Fahrer vom Sommer 2018 wiederzuerkennen. „Ich bin mir nicht sicher, ob er das ist.“ Ihn selbst verfolge die Tat seitdem. Er habe zuvor noch nie auf einen Menschen geschossen. „Es ist schwierig für mich, damit zu leben, was ich getan habe.“ (maw)

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