Abgrenzung von Attila Hildmann: „Vincent Vegan“-Chef: Nein, wir Veganer sind nicht irre
Die Corona-Pandemie ist ein Fest für Verschwörungstheoretiker. Ganz vorne dabei: der bekannte Vegan-Koch Attila Hildmann (39), der kruden Theorien in den sozialen Netzwerken verbreitet. Und das nervt viele Veganer! Sie werden jetzt nämlich mit ihm in einen Topf geworfen. Auch Christian Kuper (39), Gründer des Hamburger Fast-Food-Konzepts „Vincent Vegan“, ist ungehalten. Er erklärt, warum ein veganer Lebensstil die Welt verändern könnte.
Christian Kuper und seine Kollegen müssen jetzt ein dickes Fell haben. „Der ein oder andere Gast fragt jetzt, ob wir auf der Seite von Attila Hildmann wären. Auch aus dem Familien- und Freundeskreis kommen jetzt Sprüche wie: ,Sag ich doch, dass ihr Veganer alle bescheuert seid.‘ Verschwörungstheorien haben doch nichts mit Veganismus zu tun!“, wehrt sich Christian Kuper, der „Vincent Vegan“ 2014 gegründet hat, empört.
Hamburger Vegan-Chef grenzt sich von Attila Hildmann ab
Vegan-Koch Hildmann, der am Samstag bei einer Corona-Kundgebung in Gewahrsam genommen wurde, spricht in den sozialen Netzwerken von „Hochverrat am Deutschen Volk“, von der vermeintlichen Abschaffung der Demokratie und davon, dass alle Akteure in der Corona-Krise gelogen und Statistiken gefälscht hätten. Und wer seinen kruden Thesen widerspricht, ist ein „Meinungsfaschist“. In Berlin demonstrierte Hildmann unter anderem mit Reichsbürgern und anderen Verschwörungstheoretikern vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, er wurde dabei von Polizisten abgeführt.
Von Kunden und Freunden hört Christian Kuper von „Vincent Vegan“ jetzt viele Fragen, auch in den sozialen Netzwerken. Und er muss immer wieder versichern: Nein, wir haben mit Attila Hildmann und dessen Verschwörungstheorien nichts am Hut. Im Gegenteil. „Ich finde es haltlos, was er von sich gibt, teilweise auch gefährlich und nicht gut recherchiert. Er schürt Hass“, sagt Christian Kuper.
„Vincent Vegan“: Keine Moralkeule schwingen
Porsche-Fan Hildmann hat der veganen Ernährungsweise in Deutschland einen kräftigen Schub verpasst, weg vom freudlosen Körnergemümmel hin zum trendigen Lifestyle. Bei dem Namen Hildmann denken die meisten mittlerweile aber nicht mehr an gesundes Essen, sondern an wirre Theorien. „Er hätte der Jamie Oliver der veganen Küche werden können. Er hat gute Bücher und hervorragende Produkte. Leider zerlegt er nun all das, was er aufgebaut hat“, sagt Christian Kuper.
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Warum der Hamburger Fast-Food-Chef die tierfreie Ernährung für so wichtig hält: „Veganismus löst nicht umgehend alle Probleme dieser Welt, aber man kann ethisch korrekt und gesund leben, ohne auf etwas verzichten zu müssen.“ Und das will er erreichen, ohne dabei die Moralkeule zu schwingen. „Wir wollen mit gutem Essen und Service überzeugen und die Leute ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit fundierten Infos auf unsere Seite ziehen“, sagt er.
Nicht erst seit den Corona-Skandalen in einigen deutschen Schlachthöfen sind die Zustände dort bekannt und bringen viele Menschen dazu, über ihren eigenen Konsum nachzudenken. Eine Debatte um sogenanntes Billig-Fleisch ist längst entbrannt. Politiker wie Grünen-Chef Robert Habeck fordern schon lange, dass die Standards in den Betrieben erhöht und die Preise für Fleisch deutlich nach oben korrigiert werden.
Bei Vincent Vegan sind sie längst eine Stufe weiter – und das recht erfolgreich. Waren die veganen Burger-Brater zunächst mit Foodtrucks unterwegs, haben die Macher mittlerweile richtige Läden eröffnet. Zwei Filialen gibt es von „Vincent Vegan“ bereits in Hamburg, im Mercado (Ottensen) und in der Europa-Passage in der Innenstadt. In Berlin eröffnet in drei Wochen die zweite Filiale, außerdem sind weitere große Städte im Visier.
Und irgendwann, so die Hoffnung, werden dann auch die spöttischen Fragen weniger. Denn auch wenn Hildmann mit seinen kruden Ansichten für Aufmerksamkeit sorgt, den Erfolg von veganen Gastro-Konzepten dürfte dies perspektivisch kaum schaden. Schließlich entdecken immer mehr Menschen, dass sie im Alltag ganz gut auf tierische Produkte verzichten können.