Ärger im Gesundheitsamt Hamburg-Wandsbek: Nach MOPO-Bericht: Grüne fordern Aufklärung
Wandsbek –
Mitten in der Pandemie hat die Chefin des Gesundheitsamts Hamburg-Wandsbek gekündigt. Hintergrund sollen massive Fehlentscheidungen von Seiten des Bezirks gewesen sein, wie die MOPO zuerst berichtete. Nach den Linken schalten sich jetzt auch Grüne und FDP ein.
Amtsleiterin Frauke Ishorst-Witte verlässt nach rund fünf Jahren überraschend ihren Posten. Ihre Mitarbeitenden setzten sich in einem offenen Brief an Tschentscher für die beliebte Chefin ein. Der MOPO gegenüber vermuteten einige, dass Änderungen der Verwaltungsstrukturen durch das Bezirksamt das Fass für die Ärztin zum Überlaufen brachten.
Gesundheitsamt: Das prangern die Mitarbeitenden an
Unter anderem sollten die Mitarbeiter auf verschiedene Standorte verteilt werden, was den Austausch zur Kontaktnachverfolgung erschwert hätte. Kritik gibt es auch an der neuen Zentrale Unterstützung Kontaktnachverfolgung (ZUK).
Die dort eingesetzten Mitarbeiter sind oft fachfremd, sie würden vor dem Einsatz nicht ausreichend geschult. Häufiger seien deshalb Personen trotz Symptomen nicht auf Corona getestet worden.
Ärger im Gesundheitsamt: Grüne fordern Aufklärung
Gudrun Schittek, Gesundheitsexpertin der Grünen-Fraktion, sagte jetzt im NDR: „Die höchste Priorität muss die Gesundheit der Menschen haben. Und das geht vor allem anderen.“ Andere Abläufe müssten sich dem unterordnen.
Die oberste Weisungsbefugnis müsse immer eine kompetente Fachperson haben. Man werde dem auf jeden Fall nachgehen, wenn es dort tatsächlich Missstände gebe.
FDP: „Desorganisation ist ein Desaster“
„Diese bekanntgewordene Desorganisation ist schon in normalen Zeiten unakzeptabel,“ sagt der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Finn Ole Ritter. „In der aktuellen Situation, da alle Kräfte auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie konzentriert werden müssen, ist sie ein Desaster.“
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Das Management der Pandemie sei im Bezirk leider sehr klein gedacht worden, kritisiert Frank Mario Stussig, Kreisvorsitzender Alstertal-Walddörfer und Mitglied im Bezirksvorstand der FDP Wandsbek. „Dabei geht es besser, wie das Management des großen Zustroms von Flüchtlingen vor fünf Jahren gezeigt hat. Man muss als Bezirksamt nur wollen.“
Das sagen Bezirk und Sozialbehörde
„Zu den Gründen oder Einzelheiten der Kündigung darf das Bezirksamt keine Auskunft geben. Wir bedauern diesen Schritt sehr“, hieß es am vergangenen Montag vom Bezirksamt Wandsbek auf Nachfrage der MOPO.
Zur räumlichen Verteilung der Mitarbeiter sagte der Sprecher, dass das Gesundheitsamt seit dem Frühjahr 2020 personell stark angewachsen sei, „daher werden einige Bereiche des Gesundheitsamtes in zwei weiteren fußläufig erreichbaren Gebäuden rund um den Standort Wandsbek Markt untergebracht.“
Aus der Sozialbehörde hieß es am Montag „offene Briefe kommentiert der Senat in ständiger Praxis nicht“.(abu)