Ärger zwischen Spaziergängern und Mountainbikern: Der Knigge fürs Radfahren im Wald
Man kann ja nicht viel machen zurzeit. Da verwundert es wenig, dass viele Leute ihre „Liebe“ zur Natur entdeckt haben. Ob Harburger Berge, Niendorfer Gehege oder Bergedorfer Gehölz: Der Platz in den Wäldern rund um Hamburg wird knapp. Vor allem an den Wochenenden tummeln sich dort neben Hunderten Spaziergängern auch noch Mountainbiker, und das sorgt zunehmend für Ärger. Die MOPO berichtete darüber – und hat ein paar Tipps, wie man den Zwist vermeiden kann, basierend auf den Regeln der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB), die sich das umweltverträgliche Radfahren im Wald auf die Fahnen geschrieben hat.
Keine Spuren hinterlassen
Egal, ob Spaziergänger oder Radfahrer: Dass man seinen Müll wieder mitnimmt, ist selbstverständlich. Aber Mountainbiker hinterlassen noch andere Spuren. Durch bestimmte Fahrtechniken und Blockier-Bremsungen gibt es tiefe Furchen im Waldboden. Also: auf den Wegen bleiben und „Cutties“ und ähnliche Fahrmanöver unterlassen.
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Passieren lassen
Eine typische Situation im Wald: Mountainbiker oder -bikerin trifft Spaziergänger. Letztere machen einen Schritt zur Seite und lassen die Radfahrer vorbei. Aber wenn sich das wiederholt, nervt es gewaltig. Also einfach mal den Spieß umdrehen und die Fußgänger:innen freundlich vorbeiwinken. „Das hat sich auf den vielen „Shared Trails“ – gemeinsamen Wegen für Spaziergänger und Biker – wie es sie in den Schweizer Alpen gibt, absolut bewährt.
Nähert sich der Radfahrer von hinten, sollte er frühzeitig klingeln, nicht erst wenn er nur noch einen Meter hinter den Spaziergängern ist. Schließlich wird niemand gerne erschreckt.
Respekt vor der Natur
Der Wald ist vor allem Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Deshalb lautet die erste Regel der DIMB: „Fahr nur auf Wegen!“ Ausflüge querfeldein, sogenannte Freerides, zerstören Boden und Pflanzen und bedeuten Störungen für Tiere. Sie sind absolut tabu! Schon eine einzige Querfeldein-Fahrt kann dazu führen, dass sich die Vegetation lange nicht mehr erholt. Außerdem kann man nie wissen, ob man nicht quer durch das Habitat der letzten Auerhähne oder ein Vorkommen einer seltenen Pflanzenart fährt.
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Nachtruhe gilt auch im Wald
Viele moderne E-Mountainbikes haben eine leistungsfähige Beleuchtung, die straßen- und zugleich Trail-tauglich ist. Also 24 Stunden Geländespaß? Lieber nicht, sagt Sebastian Kolberg, Referent für Artenschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu): „Aus Naturschutzsicht gilt die Nacht als Ruhezeitraum. Jede unnatürliche Störung wirkt sich negativ aus. Die Ruhezeit sollte daher auch beachtet und eingehalten werden.“
Der Naturschutzexperte plädiert trotzdem nicht für ein Verbot, sondern für Rücksicht: „Naturnahe Lebensräume werden in Deutschland immer knapper. Die verbliebenen sollten Schutz und Rücksichtnahme erfahren.“ Also: Wenn’s dämmert, raus aus dem Wald!
Nicht alles, was geht, ist auch okay
Mountainbikes finden auch im schlammigen Gelände Grip. Die Fahrerinnen und Fahrer sind also fein raus? Nein, denn sie teilen sich die Wege mit anderen Menschen – und die sind gar nicht glücklich, wenn sie ihre Spaziergänge nur noch mit Gummistiefeln machen können.
Ein weiteres Problem: Auf schmalen Pfaden bilden sich um Schlammlöcher oder technisch schwierige Stellen regelmäßig Umfahrungen, die bald oft breiter sind als der ursprüngliche Weg. Das sorgt für zusätzliche Erosion. Wer an fahrtechnisch herausfordernden Stellen üben möchte, kann seine Fähigkeiten bei speziellen Trainings schulen. Wenn die Lieblings-Trails also matschig und ausgefahren sind, brauchen sie eine Pause. Übrigens: Auch ab und zu schieben ist nicht ehrenrührig! (ab)