Alles locker oder was?: So lief das erste Wochenende mit Freiheiten
Monatelange waren Kneipen, Restaurants und viele Geschäfte dicht – am langen Wochenende hatten sie endlich wieder geöffnet! Da konnte auch teils mieses Schmuddelwetter die Hanseaten nicht aufhalten – der Nachholbedarf und die Sehnsucht nach Geselligkeit sind riesig: An Pfingsten war in Hamburg ordentlich was los, zur Freude von Gastronomen und Ladeninhabern.
Endlich mal wieder in Geschäften stöbern – das war in Hamburg schon seit Dezember nicht mehr richtig möglich. Als die Läden am Samstag ihre Türen wieder öffneten, ließen sich deshalb viele Kunden auch von tristen 13 Grad, grauem Himmel und Regen nicht aufhalten. Die Innenstadt war gut besucht, vor den Filialen der Bekleidungsketten bildeten sich sogar lange Schlangen. Auch vor „TK Maxx“ in Altona mussten Shopping-Launige auf Einlass warten.
Corona-Lockerungen: Endlich wieder Shoppen in Hamburg
In anderen Einkaufsvierteln lockten kleine Läden und Boutiquen: Christine Lienau etwa, Inhaberin des Spielzeuggeschäfts „Lienau“ am Eppendorfer Baum, konnte schon am Samstagvormittag ein positives Fazit ziehen: „Man merkt, dass die Kunden wirklich Lust haben zu gucken und einen gewissen Nachholbedarf haben“, so die 48-Jährige zur MOPO. Ihren Laden durften höchstens sechs Kunden gleichzeitig betreten. Trotzdem lief das Geschäft gut und die allermeisten machten auch die geforderte Registrierung bereitwillig mit, berichtete Lienau.
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Auch die Gastronomen konnten sich auf das Feiertagswochenende freuen: Sie öffneten früher als ursprünglich geplant ihre Außenbereiche und versuchten, ihre Gäste mit Schirmen, Markisen oder Plastikplanen vor Wind und Regen zu schützen – und es lohnte sich. Der Geschäftsführer von „StrandPauli“, Hendrik Olschewski, ist mit dem Pfingstwochenende zufrieden. „Der Start verlief super“, sagte er. Lange Wartezeiten habe es keine gegeben, die Gästen hätten sich mit ihren Kontaktdaten am Eingang registriert. Olschewski betreibt auch ein Testzentrum: Für jeden, der sich dort kostenlos testen lässt, gibt es im „StrandPauli“ ein Bier umsonst. „Man merkt, dass sich alle freuen, wieder rauszukommen und unter Menschen zu sein“, berichtete er.
Außengastro in Hamburg geöffnet: Hamburger sind wetterfest
„Es war jeden Tag rappelvoll“, erzählt auch der Betreiber vom Restaurant „Il Cammino“, Buki Beiqi, der MOPO am Montag. Trotz des teils schlechten Wetters herrschte „beste Stimmung“. Das berichteten auch die Restaurantgäste: „Es ist einfach schön, nicht mehr to go auf der Parkbank oder alleine zu Hause zu essen“, sagte Nico (44) zur MOPO. „Wir waren schockiert, wie sehr wir es vermisst haben, mal wieder unter Leuten zu sein.“
Sogar Tagestouristen lockte das gute Wetter am Pfingstmontag in die Hansestadt: Mai und Nadja (beide 27) reisten kurzfristig aus Bremen an – und freuten sich, dass sie im „StrandPauli“ ein Bier trinken konnten. „Das ist wie ein neues Leben“, sagten sie zur MOPO.
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Viele Hamburger nutzten am Wochenende auch die Chance, wieder auszugehen – und sorgten für volle Tische rund ums Schulterblatt. Rund 1000 Menschen waren auf dem Kiez und 1400 im Schanzenviertel unterwegs, viele von ihnen cornerten. „Hätten wir keine Schließungen wegen Corona gehabt, dann wäre das ein ganz normaler Samstagabend gewesen“, resümierte ein Polizeisprecher. Auch am Sonntag waren die Lokale in der Schanze ausgelastet: Laut der Polizei nutzten rund 400 Menschen die Außengastronomien, zu Höchstzeiten waren rund 900 Menschen in kleinen Gruppen rund ums Schulterblatt unterwegs.
Schanze an Pfingsten: Polizei zieht positives Fazit
Nicht alle hielten sich dabei an die Corona-Regeln: Mit dem Alkoholkonsum hätten einige Menschen ihre Hemmungen verloren, so die Polizei. Ein erhöhtes Aggressionspotenzial und Verstöße gegen Masken- und Abstandspflicht am Samstagabend waren die Folge – ein Lokal am Hans-Albers-Platz auf St. Pauli musste deshalb geschlossen werden. Am Sonntag wurden 48 Corona-Verstöße festgestellt. Insgesamt falle das Fazit der Polizei nach dem ersten Gastro-Wochenende aber „sehr positiv“ aus, so ein Sprecher zur MOPO.
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Auch im Rest des Nordens haben viele Menschen das lange Pfingstwochenende genutzt – laut Tim Kunstmann, Geschäftsführer der FRS Syltfähre, haben sogar Camper die Nacht zum Samstag am Fähranleger verbracht, um die erste Fähre nach Sylt zu erwischen. Wegen des tristen Wetters blieb ein großer Ansturm auf die Küstenorte zu Beginn des Wochenendes aber aus, am Sonntag und Montag zog es schon mehr Tagesurlauber an Nord- oder Ostsee. Bei Kampen auf Sylt etwa musste am Sonntag ein Strandabschnitt gesperrt werden. Auch auf der Ostseeinsel Fehmarn waren die Testkapazitäten am Sonntag ausgeschöpft. „Hier ist es belebt, alles ist gut ausgebucht, aber Chaos bricht keines aus“, so Tourismusdirektor Oliver Behncke.