Bau-Offensive in Hamburg: Weg mit dem Parkplatz – her mit dem Wohnraum!
Der Blick auf das „Emils Quartier“ von der Ecke Von-Sauer-Straße / Bahrenfelder Kirchenweg.
Foto: © 2020 OVI Images, Baden
Bahrenfeld –
Wohnen an einer vielbefahrenen Hauptstraße? Wenig attraktiv, könnte man meinen. Hamburg lässt sich jetzt aber einiges einfallen, um das Leben an den sogenannten Magistralen zu verbessern. Eines der ersten Projekte mit rund 300 Wohnungen und viel Grün plant die Stadt in Bahrenfeld.
Ein riesiger Supermarkt und ein grauer Parkplatz, daneben eine vierspurige Straße. Das Grundstück an der Ecke Von-Sauer-Straße/Bahrenfelder Kirchenweg erfüllte bislang eher einen praktischen Zweck. Ab 2023 soll hier auf 12.500 Quadratmetern das neue Wohnviertel „Emils Quartier“ entstehen.
Hamburg: Das sind die Pläne fürs „Emils Quartier“
Geplant sind mehrere fünf- und sechsgeschossige Klinkergebäude entlang der beiden Straßen. Im Süden des Areals sollen fünf Mehrfamilienhäuser mit fünf Geschossen und Dachterrassen entstehen. Die insgesamt rund 300 neuen Wohnungen werden nach dem „Hamburger Dittelmix“ aufgeteilt: ein Drittel öffentlich geförderte Mietwohnungen, ein Drittel frei finanzierte Mietwohnungen und ein Drittel Eigentumswohnungen.
Große Bau-Offensive: Hamburg bringt Leben an die Magistralen
Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing ist zufrieden: „Es ist ein mehr als vorzeigbares Beispielprojekt gelungen, das zeigt, wie wir künftig in Hamburg entlang der Magistralen Stadtentwicklung und Städtebau betreiben sollten.“ Das Magistralenkonzept ist Hamburgs große Bau-Offensive für die Hauptstraßen der Stadt.
Flachbauten, Supermärkte und Brachflächen sollen verschwinden, stattdessen Boulevards mit breiteren Fuß- und Radwegen sowie mit Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Insgesamt über 100.000 Wohnungen will die Stadt auf diese Weise bauen.
Grüne Dächer, Wände und Senioren-Appartments
Im „Emils Quartier“ werden hauptsächlich Ein- bis Vierzimmerwohnungen entstehen. Sie sollen weg vom Straßenlärm zu einem Innenhof ausgerichtet werden. Die Hauswände zum Hof bilden, so der Entwurf, begrünte Holzfassaden, auch die Dächer der Gebäude sollen von Pflanzen bewachsen sein. In der Mitte sind Bäume, Spielflächen und Gemeinschaftsgärten angedacht.
An der östlichen Grundstücksseite entsteht ein „Wohngewächshaus“. Unter einem begrünten Glasdach soll die diakonische Martha-Stiftung Appartements für Senioren betreiben. Für die Senioren gibt es lichtdurchflutete Laubengänge zu den Wohnungen, Gemeinschaftsräume und einen wettergeschützten Garten. Cafés und kleine Läden im Erdgeschoss ergänzen künftig das Shopping-Angebot der nahen Supermärkte.
Der Entwurf des Hamburger Büros „APB Architekten und Stadtplaner“ hatte sich im Architektenwettbewerb durchgesetzt. Die Gestaltung der Freiflächen haben die Landschaftsarchitekten „Hahn Hertling von Hantelmann“ entwickelt. Das Quartierskonzept ist eine Zusammenarbeit der Immobilienfirmen „Otto Wulff“, der Projektentwickler von „PEG“ und der „PBA Projektbau Alsterufer“.
Wohnen an Altonas Magistralen
Schon 2024 sollen die ersten Bewohner einziehen. „Mit dem ‚Emils Quartier‘ soll ein lebenswerter Ort entstehen, an dem die Nahversorgung direkt vor der eigenen Haustür gelingt“, sagte Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grüne). Der Bezirk Altona lege sehr viel Wert auf den ökologischen Aspekt des Bauens.
Das könnte Sie auch interessieren: Wo in Hamburg die Preise explodieren – und wo sie sinken
Der Bezirk Altona ist am weitesten in der Magistralen-Planung vorangekommen: Bisher wurde von der Politik allein in diesem Bezirk ein Potenzial von 20.000 neuen Wohneinheiten ausgemacht. Doch je genauer man hinschaut, desto komplizierter wird es. Aktuell geht man daher eher von 3400 Wohnungen in neun Teilabschnitten aus. Denn während man andernorts große Flächen oder ganze Viertel neu planen kann, geht es an den Hauptstraßen um viel klein-klein.
Das könnte Sie auch interessieren: So sieht Hamburgs Wohnungs-Zukunft aus
Hamburgs Magistralen: Viel klein-klein statt großer Wurf
Die Flächen sind meist in privater Hand, Investoren müssen sich also erstmal eine größere Fläche zusammenkaufen. In jedem Bezirk werden nun nacheinander Flächen auf ihr Potenzial hin untersucht und dann wird entsprechend geplant. „Emils Quartier“ in Bahrenfeld ist erst einer von vielen Schritten, die Hamburgs Hauptstraßen wieder mehr Leben und Grün einhauchen könnten.