Boots-Demo in Hamburg: An der Dove Elbe herrscht Angst vor den Giften des Hafens
Bergedorf –
Am Samstagmittag haben knapp 100 Boote Kurs auf die Landungsbrücken genommen. Der Grund: Eine Demo zum Erhalt der Dove Elbe ohne Ebbe und Flut. Der Seitenarm soll nämlich wieder an die Elbe angeschlossen und somit den Gezeiten ausgesetzt werden. Die Bürgerinitiative „Dove-Elbe-retten“ kämpft jetzt für ihr Wassersportrevier.
Entlang der Dove Elbe reihen sich kleine Häfen, Reedereien, Ruder- und Segelvereine. Das stille Gewässer mitten im Grünen ist ein Paradies für Wassersportler. Durch den Anschluss der Dove Elbe an die Elbe würden sich die Sportler allerdings wieder nach den Gezeiten richten müssen, was einige Einschränkungen mit sich bringt. „Gerade mit den kleinen Booten wäre die veränderte Strömung kaum zu bewältigen“, sagt Andreas Gabriel, Sprecher der Bürgerinitiative.
Baggerarbeiten, Spundwände und neue Mittelschleuse für die Dove Elbe
„Die Jugendarbeit wäre komplett eingeschränkt“, erklärt er. Die entstehenden Strömungen, durch Ebbe und Flut, seien gerade für Anfänger sehr gefährlich. „Wir haben auch reichlich Veranstaltungen im Jahr“, diese sind nur in stillen Gewässern möglich. Auch die nötigen Baumaßnahmen sieht er kritisch. Alle Häfen und die Dove Elbe selbst müssten ausgebaggert, die Uferkanten mit Spundwänden abgestützt werden. Geplant ist eine weitere Mittelschleuse, zur besseren Regulierung der Wasserstände – auch für den Tourismus.
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„Und das alles nur, um das Problem der Elbvertiefung zu lösen“, sagt Gabriel. Tatsächlich ist das Problem der Verschlickung im Hamburger Hafenbereich ein Grund des möglichen Wiederanschlusses an die Elbe, das bestätigt auch Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Hamburg (Bund). Die ewigen Vertiefungen der Elb-Fahrrinne haben dazu geführt, dass sich der natürliche Tidefluss verändert hat.
Hamburg: Die stärke Flut schwemmt Ablagerungen in den Hafen
Heißt: Derzeit ist die Flut in den Hafen stärker als die Ebbe. Somit werden mehr Ablagerungen reingespült, aber zu wenige raus. Durch den Anschluss der Dove Elbe kann bei Ebbe gezielt Wasser in die Elbe hinzugegeben werden, um den Niedrigstand zu verbessern und mehr Ablagerungen aus dem Hafen zu spülen.
Die Anwohner der Dove Elbe befürchten, „dass die Gifte des Hafens hierher gespült werden“, sagt Gabriel. Die Veränderungen des Biotops entlang des Seitenarmes beunruhige ebenfalls. Der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) und der Bund sehen Vor- und Nachteile bei der Öffnung der Dove Elbe. Eike Schilling, Referent für Gewässerschutz beim Nabu erklärt, dass zwar ein Stillgewässer aufgelöst, dafür aber ein sehr seltenes Süßwasser Tide-Gebiet geschaffen würde. „Das ist ein sehr dynamischer Lebensraum, in dem aber nicht alle der jetzigen Bewohner überleben könnten.“
Hamburg: Ebbe und Flut in der Elbe sollen wir naturnah werden
Erklärtes Ziel von Nabu und Bund ist es, die Dynamik zwischen Ebbe und Flut wieder naturnah zu gestalten. Sie haben das gesamte Elbgebiet im Blick und wollen dem gestörten Ökosystem der Elbe durch die ständigen Baggerarbeiten endlich eine längere Atempause gönnen. „Natürlich müssen aber die Kritikpunkte der Anwohner ernst genommen werden“, sagt Braasch.
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Eine endgültige Entscheidung sei auch noch lange nicht gefallen, erklärt er. Das Projekt „Forum Tideelbe“, ein Zusammenschluss von 60 Interessengruppen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen stellt erst Ende Oktober die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor.
Hamburg: Bergedorger Politik gegen Öffnung der Dove Elbe
Die Bergedorfer Bezirkspolitik sah das Vorhaben bereits vor Beginn der Studie kritisch. „Errechnete ein bis zwei Prozent weniger Sediment in der Stromelbe – Das ist so wenig.“ Sagt FDP-Fraktions-Vorsitzende Sonja Jacobsen. Der Senat würde knapp eine Viertel Milliarde Euro ausgeben. „Das ist nicht sinnvoll, davon waren wir schon vor dem Beginn der Machbarkeitsstudie überzeugt. “
Ein entsprechender Antrag, gegen die Öffnung der Dove Elbe, werde derzeit zusammen mit den Koalitionsfraktionen Grüne und SPD erarbeitet. Bezirkspolitik und Anwohner sind sich also bereits einig: Das Wasser-Paradies muss bleiben!