Bürgerinitiativen empört: Bahn zerstört Biotop für gefährdete Tiere in Hamburg
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Altona –
Der geplante neue Fernbahnhof Diebsteich steht wieder einmal in der Kritik. Mehrere Bürgerinitiativen haben das Vorgehen der Deutschen Bahn hart angegriffen. Der Auslöser? Die Trockenlegung des sogenannten Posttrogs, eines Feuchtbiotops am Diebsteich. Die Bahn wehrt sich gegen die Vorwürfe.
„Unter den Augen eines grünen Umweltsenators und eines grünen Verkehrssenators darf die Deutsche Bahn ein drei Hektar großes Feuchtbiotop, welches inmitten der Stadt zur Heimat von zahlreichen Bless- und Teichhühnern sowie Enten und zahllosen Amphibien geworden ist, vernichten“, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Bürgerinitiativen „Prellbock Altona“, „Diebsteich 23“ und „Langenfelder Signal“.
Fernbahnhof Diebsteich: Streit um Biotop „Posttrog“
Gemeint ist der ehemalige „Posttrog“, der vom Betriebsbahnhof Langenfelde bis zum Plöner Stieg am S-Bahnhof Diebsteich führt. Drei Jahrzehnte lang rollten auf dem tiefer gelegten Gelände neben der Bahnstrecke Waggons direkt ins Paketpostamt am Kaltenkircher Platz.
Nach der Aufgabe des Posttrogs holte sich die Natur das Gebiet zurück – ein ungeplantes Biotop entstand. Dort siedelten sich Tier- und Pflanzenarten an, darunter seltene Vögel wie die Teichralle. Gefährdete Arten wie das Teichhuhn brüteten dort.
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„Die Deutsche Bahn hat jetzt als bauvorbereitende Maßnahme damit begonnen, den Posttrog leer zu pumpen und raubt den dort lebenden Tieren ihre Lebensgrundlage“, heißt es in der Mitteilung der Initiativen weiter. Außerdem sei der Plan, den Posttrog mit Bauschutt zu verfüllen, nicht zulässig, da das Wasser im Posttrog mit dem Grundwasser in Verbindung stehe.
Initiativen gegen Fernbahnhof Diebsteich: Ersatzbiotop viel zu klein
Auch das Ersatzbiotop in der Nähe des Posttroges hinter den Kleingärten in Langenfelde ist ihnen ein Dorn im Auge. Dieses wurde bereits 2018 angelegt, bevor das Hamburgische Oberverwaltungsgericht den Ausbau des Fernbahnhofs vorerst stoppte.
„Das Ausgleichsbiotop ist viel zu klein. Nur 200 Quadratmeter statt der 30.000 Quadratmeter des Posttroges“, so die Kritik. Dazu sei dort der neue Teich bereits ausgetrocknet, nicht gepflegt und biete deshalb keinen Lebensraum für die Tiere und Pflanzen.
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Die MOPO fragte bei der Deutschen Bahn nach. „Es ist richtig, dass der Posttrog derzeit leergepumpt, von Unrat und Müll beräumt und anschließend mit Kies teilverfüllt wird“, so eine Pressesprecherin. „Auf Grundlage einer aktuellen Wasseranalyse wurde von der zuständigen Behörde eine Einleitgenehmigung in das Schutzwassersiel erteilt. Die Analyse des Wassers hat ergeben, dass die Grenzwerte für eine Einleitung in das Schmutzwassersiel eingehalten werden können“, so die Antwort zum Vorwurf des Grundwassers.
Kritik an Trockenlegung des Posttrogs in Hamburg
In dem Ersatzbiotop, ein mit Wasser vollgelaufenes Trogbauwerk, hätten sich in den letzten Jahren Erdkröten und Teichfrösche angesiedelt, die im Frühjahr aus ihren Winterlebensräumen in den Kleingärten in das jährliche Gewässer wanderten und ablaichten. Das Ausgleichsbiotop solle einerseits als Laichgewässer sowie als „Kinderstube“ für die Amphibien-Jungtiere dienen. „Der niedrige Wasserstand ist gewollt, um ein flachabfallendes Ufer für die Tiere zu gewährleisten“, so die Bahnsprecherin.
Momentan ruhen diese Maßnahmen allerdings. „Vor Wiederaufnahme der Bautätigkeiten wird auch die Umsetzung der Amphibien fortgeführt. Der jetzige Weg am Gewässer zum Posttrog wird bauzeitlich als Baustraße benötigt.“ Insgesamt solle das Ausgleichsbiotop auf 3000 Quadratmeter anwachsen.
Fernbahnhof Diebsteich: 2027 soll er in Betrieb genommen werden
Nach derzeitigen Planungen sollen die Bauarbeiten für den Fernbahnhof Diebsteich 2021 beginnen, 2027 soll der Bahnhof in Betrieb genommen werden und den Regional- und Fernbahnhof in Altona ersetzen.