Corona in Hamburg: Gastronomen glücklich über Öffnungen – aber es gibt Probleme
Zeshan Malik (38) ist Wirt in der „Pizzeria am Schlump” in Eimsbüttel.
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Baki Beiqi betreibt das „Il Cammino“ am Schulterblatt in der Sternschanze.
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Die Freude ist bei vielen groß: Hamburg hat am Dienstag neue Öffnungsschritte verkündet. Ab 22. Mai dürfen unter anderem die Außengastronomie und der Einzelhandel wieder öffnen – unter Auflagen. Die MOPO hat bei Gastronomen und Händlern nachgefragt, was sie davon halten: Die Gefühle sind gemischt.
Schon am Samstag können Gastronomen wieder ihren Außenbereich für Gäste öffnen. Eine Testpflicht gibt es nicht, allerdings müssen die Kontakte nachverfolgt werden können. Und es dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten an einem Tisch sitzen. Auch im Einzelhandel gelten Personenbegrenzung und Kontaktnachverfolgung.
Außengastronomie und Geschäfte öffnen in Hamburg
Für Dietmar Poszwa, Inhaber vom „Hofbräu Wirtshaus“ in der Altstadt, ist die Öffnung noch nicht die Lösung aller Probleme, sondern nur der erste Schritt dahin. „Es müssen weitere folgen, damit wir bestehen können“, sagt er. „Unsere Lieferanten sind informiert worden, dass vielleicht geöffnet wird und wir Waren benötigen. Nun ist es so weit und wir freuen uns auf die Gäste.“
Zeshan Malik, Wirt in der „Pizzeria am Schlump“ in Eimsbüttel, ist erleichtert, endlich wieder öffnen zu können. „Hoffentlich ist das alles von Dauer und im Oktober muss bei einem erneuten Lockdown nicht alles wieder zugemacht werden“, sagt der 38-Jährige. Wie er eine Öffnung ab Samstag umsetzen soll, weiß er allerdings noch nicht.
„Das Problem ist aktuell, dass wir gar nicht vorbereitet sind. Nun muss ich erstmal das Personal anrufen und gucken, wer ab Samstag wieder arbeiten kann.“
Hamburger Gastronom: „Wir müssen auf einen schönen Sommer hoffen“
Baki Beiqi vom „Il Cammino“ in der Sternschanze hat der Lockdown fast in den Ruin geführt. „Wir müssen nun auf einen schönen Sommer hoffen, damit wir die Verluste kompensieren können.“ Trotzdem sei er froh, der Normalität wieder ein Stück näher zu kommen. „Und ich freue mich auch, dass die Maskenpflicht hier am Schulterblatt fällt und so die Leute und das Leben wieder kommen.“
Dass die Öffnungen so schnell kommen würden, damit hat Michael Lohmann nicht gerechnet. Der 58-Jährige ist Inhaber des Geschenkeladens „Lindli“ in Ottensen: Seine Kunden kommen also vor allem gerne zum Stöbern vorbei. „Ich hoffe, dass das jetzt ohne Testpflicht und große Beschränkungen bei der Kunden-Anzahl im Verkaufsraum möglich wird“, sagt er.
Verkäuferin in Hamburg: „Noch einen Lockdown stehe ich nicht durch“
Sandra Hamann führt das Dessous-Geschäft „Secret Hours“ in Eimsbüttel – und kann es kaum abwarten, endlich wieder Kunden zu empfangen. „Ich war kurz davor, mit einem Protest-Transparent zum Rathaus zu kommen“, sagt sie. Nach Umsatzeinbußen im Januar und Februar von 65 Prozent hofft sie, dass es jetzt wieder bergauf geht. „Noch einen Lockdown stehe ich nicht durch. Und so geht es wohl allen im Einzelhandel.“
Auch das Barkombinat Hamburg e.V., das die Interessen verschiedener Bars, Kneipen und Schankwirtschaften in der Stadt vertritt, hat sich zu den Öffnungsschritten geäußert. Auf Facebook kritisierte der Verein die kurzfristigen Lockerungen des Senats.
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„Scheinbar herrscht in der recht weltfremden Politik immer noch die Meinung vor, als Gastronom:in müsste man nur den Schlüssel im Schloss umdrehen und den Zapfhahn abstauben und los geht’s“, heißt es dort. Dabei sei das Personal in Kurzarbeit, Ware müsse bestellt werden und einige Betriebe seien noch mitten in den Umbauarbeiten.