Corona-Politik: Der Lockdown zeigt, wer in Deutschland die Macht hat
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Der Lockdown wird verlängert. Lockerungen gibt es nur an Weihnachten. Und Böller zu Silvester. Jetzt zeigt sich, wer und was in Deutschland wirklich wichtig ist – und wie konservative Kräfte dieses Land dominieren.
Im Frühjahr hieß es: Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben, eine „neue Normalität“ werde entstehen. Jetzt wissen wir, was das heißt: Alles, was Spaß macht, ist verboten – außer Böllern an Silvester. Das ist quasi Grundrecht, vergleichbar nur mit Beten. Denn die Kirchen bleiben natürlich geöffnet. Auch wenn ein Großteil des Landes Gott für eine Illusion hält und Seelenheil eher in der Kneipe, dem Theater oder Techno-Club findet – auch 300 Jahre nach Kants Geburt ist der Einfluss der Religion nicht gebrochen.
Lockdown: Shopping und Beten ist gut, Gastro und Kultur schlecht
Genau wie die Macht der Fleischesser: Schlachthöfe bleiben trotz regelmäßiger Viren-Ausbrüche offen, Kultur dagegen verzichtbar. Genauso wie Gastro. „Gedöns“, hätte Gerhard Schröder gesagt.
Anders als Einkaufen: Das ist jetzt sogar „patriotische Aufgabe“, wie Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) verkündet. Geschäfte bleiben, Virus hin, Virus her, offen.
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Auch Kleinfamilien sind virenkompatibel – zwei zusammenlebende (Ehe-)Paare mit kleinen Kindern dürfen sich weiter treffen. Scheiden tut da gleich doppelt weh: Patchwork-Familien haben Pech gehabt, genau wie Großfamilien – mehr als fünf Personen toleriert das Virus nicht.
Wie wichtig Familie ist, zeigt der Aufwand, der für Weihnachten getrieben wird – das Familienfest schlechthin. Da werden die Regeln gelockert, mögen die Virologen noch so zetern.
Corona: Hauptsache, Weihnachten kann gefeiert werden
Bei Silvester ist der Widerstand schon größer, was Lockerungen angeht. Das ist aber auch eher ein Fest der Freunde. Und Freunde sind laut Politik verzichtbar, Freundschaft kein schützenswertes Gut. Eine Skatrunde? Fußball spielen? Zu gefährlich – auch wenn man mit denselben Leuten tagsüber im Büro sitzt. Profifußball gucken dagegen ist weiter von nationaler Bedeutung.
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Was erlaubt ist, bestimmt nicht nur das Virus, sondern bestimmen Interessen, Traditionen, Bedürfnisse. Das liegt in der Natur des politischen Prozesses – keine Entscheidung kann völlig objektiv sein. Da sich aber – trotz Impf-Offensive – an der Virenfront bis März nicht viel bessern und der Lockdown zum Dauerzustand werden dürfte, sollten die Lasten geteilt und die Prioritäten auch mal geändert werden. Wie wäre es also, nach Silvester Läden und Gotteshäuser einen Monat zu schließen, dafür Restaurants und Kultur zu öffnen?