• Angst und Sorgen drücken während des langen Lockdowns auf die Stimmung.
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Corona und kein Ende: Wie sehr schlägt der Lockdown wirklich aufs Gemüt?

Der Lockdown zieht sich hin. Immer mehr Todesanzeigen. Ständig wird das Fernsehprogramm durch aktuelle Meldungen unterbrochen. Die neue Virusvariante macht Angst. Doch nun heißt es Durchhalten und zwar noch ganz schön lange. Und gleichzeitig sind die Reserven aufgezehrt. MOPO-Redakteurin Sandra Schäfer sprach über die Lage mit dem Vorsitzenden der Bundes-Psychotherapeutenkammer Dietrich Munz. 

Herr Munz, hat die Corona-Belastung weiter zugenommen?
Ja, durch die Corona-Krise und den Lockdown nimmt die Belastung zu. Die Ambulanzen haben noch mehr Anrufe, es rufen auch mehr von Gewalt Betroffene an. Denn beengte Wohnverhältnisse sorgen für Stress und man kann sich wenig aus dem Weg gehen. Und aus einer Belastung kann schnell eine Überlastung werden, die dann krank macht.

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Was sind typische Reaktionen?
Die Ängste nehmen zu. Menschen denken häufig daran, ob sie gesund bleiben, was mit den Angehörigen ist und wie es beruflich weitergeht. Die einen reagieren mit Aggressivität, die anderen werden depressiv. Sie werden passiv, finden keine Tagesstruktur mehr. Die Computer-Nutzung nimmt teils abnorme Ausmaße an – auch das ist ein depressives Symptom.

Dietrich Munz

Doktor Dietrich Munz ist Vorsitzender der Bundes-Psychotherapeutenkammer.

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Müsste es uns nicht besser gehen, weil Licht am Ende des Tunnels ist?
Naja, die Impfung macht den Menschen selbst auch wieder Angst. Die einen sorgen sich, dass sie Nebenwirkungen hat. Andere fragen sich ungeduldig, wann sie selbst endlich geimpft werden. Und dann gibt es die neue Angst vor der Virus-Mutation. Zudem haben sich Hoffnungen zerschlagen, dass mit dem Impfstoff in kürzerer Zeit viele Beschränkungen fallen.

Können gestresste Menschen darauf hoffen, dass es ihnen im Frühjahr schnell besser geht, wenn wieder mehr möglich ist?

Das ist schwer zu sagen. Ich rate dazu, sich jetzt nicht darauf zu versteifen und lieber aktuell schon zu gucken, was einem hilft.

Gibt es Gruppen, die gerade besonders unter der Situation leiden?
Ja, das sind vor allem die Menschen, die direkt mit Erkrankten arbeiten. Etwa Ärzte und Pflegepersonal. Sie sind zeitlich stark belastet und dann haben sie auch noch die Sorge, sich selbst anzustecken. Und auch Lehrer sind großem Stress ausgesetzt, auch weil die Lage sich hier erneut verändert hat und sie anders arbeiten müssen.

Frau Wohnung

Drinnen hocken und an die Dinge denken, auf die man sich nach dem Lockdown freut.

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Man darf aber gleichzeitig nicht vergessen, dass es auch Menschen gibt, denen Herausforderungen Spaß machen, die dabei zu Hochleistungen auflaufen und die ihre Lage dann auch als weniger belastend empfinden.

Haben Selbstmorde zugenommen?
Die Zahlen liegen für 2020 noch nicht vor, das lässt sich daher nicht sagen. Aber wir wissen, dass es schon im Frühjahrs-Lockdown bei vielen Menschen zu mehr Suizidgedanken gekommen ist. Das trifft besonders Personen mit Neigung zu Depressionen.

Plastik-Optik

Wenn die Gedanken richtig düster werden, entwickeln Menschen Angststörungen und Depressionen.

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Aber wir können uns in Deutschland ja eigentlich noch glücklich schätzen. Wirtschaftlich schlägt die Krise ja noch nicht so durch, das Gesundheitssystem ist gut und die Menschen versichert. Das muss doch psychisch helfen…
Ja, das denke ich auch, wir sind bisher besser durchgekommen als andere Länder. Die Arbeitslosigkeit kann natürlich in der nächsten Zeit noch zunehmen und sie ist immer eine große psychische Belastung. Da nimmt die Zahl der psychischen Erkrankungen meist zu.

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Was kann man tun, um jetzt durchzuhalten?
Sich bewegen und Sport machen. Rausgehen, wenn man darf. Eine klare Tagesstruktur schaffen. Überlegen, was einem Freude macht. Überlegen, was man tun kann, statt nur auf das zu gucken, was man gerade nicht tun kann. Und unbedingt soziale Kontakte pflegen, etwa übers Telefon oder Video-Chat. Und anderen helfen. Etwa indem man überlegt, wer vielleicht gerade einsam ist und Kontakt brauchen könnte. Und den dann anrufen.

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