Der letzte A7-Deckel kommt: Hamburg macht die Autobahnsünde dicht
Drei Phasen, Tausende Wohnungen, etwa 150.000 Fahrzeuge täglich, viel Grün und noch (mindestens) acht Jahre Stau: Auf der A7 wurde am Dienstag der erste Spatenstich für den letzten Abschnitt der Überdeckelung von Teilbereichen der Autobahn gesetzt. Es ist der aufwendigste Bereich des XXL-Projekts A7-Deckel. Doch es werde sich lohnen, da sind sich die Planer einig. „Das wird das Stadtbild erheblich verändern und verbessern“, sagt Stefanie von Berg, Amtsleiterin im Bezirk Altona. Hier beginnt nun der Schlussakkord des Mammut-Baus.
Es ist ein seltenes Bild, das sich am Dienstag bietet: Ein CSU-Mann und ein Grüner stehen glücklich vor der Autobahn und hauen gemeinsam auf einen Button – es ist der symbolische Spatenstich für den A7-Deckel in Altona. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ist extra angereist und spricht von einer „Autobahn als Straße und Wiese“. Für Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ist der Termin die „Krönungsmesse“, während sich im Hintergrund Lkws langsam vorbeischieben.
A7-Deckel in Hamburg kostet 790 Millionen Euro
Es ist so etwas wie die eingebaute Staugarantie, wenn man auf der A7 durch Hamburg will. Seit mittlerweile sieben Jahren wird hinter dem Elbtunnel in Richtung Norden gebaut. Zunächst im Bereich Eidelstedt bis Schnelsen, danach folgte Stellingen, nun also Altona. Der Deckel hier soll bis 2028 fertig werden und rund 790 Millionen Euro kosten (der Bund trägt 589 Millionen Euro). Erste Arbeiten laufen bereits seit Monaten. 2230 Meter wird der Deckel lang, 42 Meter breit, acht Fahrstreifen wird es geben.
Es ist der aufwendigste Abschnitt – und einer, der schon seit Jahren auch für Unmut sorgt. Zumindest bei Laubenpiepern in der Nähe. Denn auf dem Deckelbereich über Altona soll jede Menge Grünfläche entstehen, vom Volkspark bis zur Elbe hin, inklusive Kleingärten, die aber zuvor an anderer Stelle weichen sollen – für den Wohnungsbau und zur Kosten-Refinanzierung. Grünen-Politikerin Stefanie von Berg: „Das Gemeinwohl beim A7-Deckel ist höher als die Last der Einzelnen, die etwas verlieren. Der Nutzen wird groß sein.“
Vor allem auch für die Anwohner entlang der A7, die bisher enormem Lärm ausgesetzt waren oder noch sind. In den 1950er Jahren entstand der Plan für die Route quer durch die Stadt. Abschnitt für Abschnitt samt neuem Elbtunnel. Bereits in den 70er Jahren wurde ein Deckel im Bereich Stellingen besprochen, jedoch aus Kostengründen nicht umgesetzt. Immerhin: In vielen Bereichen wurden Lärmschutzwände gebaut. Später gründeten sich Initiativen, die erneut einen Deckel forderten. Von Berg: „Die Menschen, die an der A7 wohnen, guckten vorher auf eine grüne Wiese und dann wurde dieses Monstrum da mitten durch die Stadt gebaut. Ich glaube, das wird das Wiedergutmachen einer echten städtebaulichen Sünde sein.“
Anwohner kämpfte 27 Jahre für Autobahn-Deckel
27 Jahre lang hatte sich Anwohner Bernt Grabow für die Deckel auf der A7 eingesetzt – und feiert am Dienstag beim Spatenstich mit – sogar der Verkehrsminister erwähnt ihn in seiner Rede. „Wir wollen mehr Lebensqualität für Anwohnerinnen und Anwohner“, sagt der Minister. Es brauche nun aber Akzeptanz für den Stau, der in den kommenden Jahren entstehen wird. Hamburgs Verkehrssenator Tjarks ist da zuversichtlich: „Hamburger sind in der Lage, ganz schön viel auszuhalten“.
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Ein Mega-Projekt geht also in die Schlussphase, auch wenn diese noch dauern wird. Parallel zum Lärmschutz bleibt die zentrale Aufgabe, den täglichen Autostress abzufangen. Die Prognose: Bis 2025 werden 165.000 Autos den Bereich zwischen dem Autobahndreieck Nordwest und Stellingen täglich passieren. Die wichtigste Nord-Süd-Verbindung – das Ausmaß ist in Hamburg täglich zu sehen. In ein paar Jahren dann aber hoffentlich zumindest nicht mehr zu hören.