Einlass nur für Geimpfte?: Das sagen Hamburger Kultureinrichtungen zur Debatte
Thomas Collien ist Chef im St. Pauli Theater in Hamburg.
Foto: Patrick Sun
Nach dem Ticketanbieter und Veranstalter Eventim, der Einlass bei Konzerte nur für Geimpfte vorschlägt, haben auch die Braun-Brüder vom Miniatur Wunderland eine Idee zur Diskussion gestellt: An einigen Tagen könnten nur Geimpfte, an anderen Ungeimpfte hereingelassen werden. In ihrer Facebook-Community fand der Vorschlag Anklang. Was sagen andere Kulturschaffende zu dem Thema? Die MOPO hat sich umgehört.
Die Braun-Brüder und auch Eventim beziehen ihre Vorschläge ausdrücklich auf die Zeit, in der alle Impfwilligen geimpft wurden. Susanne Faerber, Mit-Geschäftsführerin des Panoptikums, hält den Einlass von ausschließlich Geimpften für schwierig umsetzbar. „Wie will man das machen? Dann müssten ja alle ihren Impfausweis vorlegen“, sagt sie im Gespräch mit der MOPO. In Vergangenheit hätten sich zudem andere Schutz-Konzepte bereits als sinnvoll erwiesen und seien von der breiten Masse auch akzeptiert worden. „Außerdem ist die Impfung zurzeit noch ein großes Privileg. Erst wenn alle die möchten geimpft sind, muss man die Situation neu evaluieren.“
Einlass nur für Geimpfte? Das sagen Hamburger Kultureinrichtungen
Ähnlich steht die Elbphilharmonie dazu: Zunächst soll es keine Veranstaltungen geben, bei denen zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften unterschieden wird. „Die Elbphilharmonie ist ein Haus für alle. Deshalb ist es unser Ziel, dort so schnell wie möglich Musik und Kultur wieder für alle Menschen erlebbar zu machen“, erklärt Sprecher Tom Schulz der MOPO. Die Frage nach einer unterschiedlichen Behandlung stelle sich allenfalls und frühestens dann, sobald allen ein Impfangebot gemacht worden ist.
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Für das Speicherstadtmuseum ist klar: Geimpfte sollen auf keinen Fall bevorzugt behandelt werden. „Wir sind absolut dagegen, Geimpfte zu privilegieren – in welcher Form auch immer. Das finden wir diskriminierend und ungerecht, und es sorgt außerdem für gesellschaftliche Konflikte“, sagt Ralf Lange, langjähriger Mitarbeiter im Museum, zur MOPO. Zudem sei der Kreis der Geimpften voraussichtlich noch längere Zeit viel zu klein, um damit einen kontinuierlichen Kulturbetrieb aufrecht zu erhalten.
Einlass nur für Geimpfte? Hamburger Theater setzen auf andere Konzepte
Das St. Pauli Theater hat bereits konkrete Vorstellungen, wie ein Neustart umsetzbar wäre. „Man könnte es so lösen, dass man zwei Gruppen reinlässt: Zum einen die Geimpften und zum anderen Getestete“, erklärt Theater-Chef Thomas Collien auf MOPO-Nachfrage. Zwar gebe es auch hier noch ein Restrisiko – schließlich wisse man noch nicht genug darüber, inwieweit Geimpfte das Coronavirus noch weitertragen. Doch dieses Risiko würde man nicht gänzlich vermeiden können. Zumindest in einem Theater würde Collien auch den Vorschlag von Frederik und Gerrit Braun für realisierbar halten – allerdings nicht bevorzugen.
Das Unternehmen Stage Entertainment betreibt gleich mehrere Musical-Theater in Hamburg. Es will auf Konzepte setzen, die unabhängig von einer Impfung sind, damit niemand ausgeschlossen wird. „Wir arbeiten an Öffnungs-Lösungen, die auf eine Vielzahl an Maßnahmen gleichzeitig setzen“, so Stage-Pressesprecher Stephan Jaekel zur MOPO.
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Dazu würden unter anderem umfassende Hygiene-Konzepte, Belüftungssysteme, Wege-Regelungen für Gäste sowie der Einsatz von Schnelltests zählen.
Bevorzugung von Geimpften: Das sagt die Hamburger Kulturbehörde
Und wie sieht es mit den öffentlichen Kultureinrichtungen aus? Eine konkrete Strategie scheint es noch nicht zu geben: „Unser Ziel ist es, möglichst allen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Wann und wie dies wieder möglich ist, müssen wir abhängig vom Infektionsgeschehen im engen Austausch mit den zuständigen Behörden und der Wissenschaft klären” erklärt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, der MOPO. Zumindest solange nicht allen ein Impfangebot gemacht werden kann, sei eine Bevorzugung von geimpften Personen in öffentlichen Einrichtungen schwer vorstellbar.