Erst Schutzmaßnahmen, dann Sommerloch: So sehr leidet Altonas Kult-Kneipe unter Corona
Geschäftsführer Oliver Buchfink sorgt sich um die Zukunft seiner Kneipe „Café Treibeis“.
Foto: Quandt
Das Café Treibeis setzt auf ein umfangreiches Sicherheitskonzept im Barbetrieb.
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Für Oliver Buchfink ist die Gesundheit seiner Gäste das wichtigste.
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Ottensen –
Rauch und Schnapsgeruch gehören zum Inventar dazu. Neben dem Mayday ist das Café Treibeis eine der letzten urigen Kneipen Altonas. Erst die Schutzmaßnahmen, dann das Sommerloch – die Betreiber hoffen im Winter auf eine bessere Zeit.
„Stopp!“, heißt es beim Betreten der Eckkneipe in Ottensen. Erst Körpertemperatur messen, dann eintragen. Über die Bar ist ein Kasten aus Plexiglas gebaut, auf Sicherheit wird sehr geachtet und die Regeln dazu ganz groß geschrieben.
Hamburg: Staatliche Hilfe für Café Treibeis schon längst weg
16 Gäste erlaubt der Geschäftsführer, Oliver „Olli“ Buchfink, und 25, wenn der Garten auf ist. Da kommt nicht viel bei herum. „Wenn Corona nicht gekommen wäre, hätten wir dieses Jahr gar kein Problem“, sagt der 47-Jährige.
Zu Beginn habe er Hilfe vom Staat in Höhe eines Monatsumsatzes bekommen. Das wurde den Mitarbeitern gegeben, die darauf angewiesen waren. Die Steuersenkung bezeichnet Buchfink unterdessen als einen „guten Witz“.
Hamburg: Bis Corona war Café Treibeis auf einem guten Weg
Dabei war das „Café Treibeis“ gerade auf einem guten Weg. Als Buchfink vor zwei Jahren eine führende Rolle übernahm, war die Raucherkneipe quasi pleite.
Buchfink steckte sein eigenes Geld hinein, es gab größere Investitionen und Reparaturen. Mehr und vor allem neue Gäste kamen in die Kneipe in der Gaußstraße.
Dann schloss das Café Treibeis wegen Corona. Als es finanziell knapp wurde, machte sie wieder auf. Mit Abstand, Kontrollstation am Eingang, an gutbesuchten Tagen auch mit Türsteher.
Hamburg: Treibeis-Gäste halten sich vorbildlich an die Regeln
„Die Gäste halten sich sehr gut an die Sicherheitsvorkehrungen“, so Buchfink. Auch weil die Kneipe sozialer Treffpunkt ist und viele Bekannte im Gesundheitswesen arbeiten. Buchfink selbst assistiert Schwerbehinderten.
Deshalb hört Buchfink immer wieder, dass seine Kneipe sicherer sei als andere. „Wenn nicht alle Leute zusammenhalten, haben wir Corona noch tierisch lange“, sagt Buchfink. Und für ihn wäre es das Schlimmste, würde sich einer seiner Gäste infizieren.
Hamburg: Hoffnung liegt auf den Wintermonaten
Lange hat Buchfink nicht. Die Zeit, in der das Treibeis Geld verdient, kommt ab September. Auch wegen den kleinen Konzerten mit 60 bis 70 Gästen im Raum. „Undenkbar gerade“, sagt Buchfink im Gespräch mit der MOPO.
Seine Situation habe er bereits Bekannten und Bands geschildert. Öffentlich um Spenden bitten möchte er erst, wenn nichts mehr geht und er sein letztes Hemd, einen VW-LT-Bus, verkaufen muss.
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Für Buchfink ist das Café Treibeis mehr als ein Kneipe – ein sozialer Treffpunkt und für viele Altonaer sogar eine Institution. Wie es mit der Kneipe weitergeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wenn es wieder kälter wird.