Februar-Wärme-Rekord in Hamburg: Experte: „Klimawandel hat Deutschland erreicht“
Bis auf 17 Grad kletterte das Thermometer am Sonntag, den 16. Februar – ein neuer Rekordwert für den Hamburger Winter. Und auch am Montag sind die Temperaturen zweistellig – Hamburg erlebt einen „viel zu Früh-ling“. Die MOPO fragte zwei Meteorologen nach den Gründen.
Der Meteorologe Josef Kantuzer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt die aktuelle Rekordwärme so: „Das Orkantief der vergangenen Tage hat milde Luft aus dem spanischen Raum bis in den Norden gebracht. Die warmen Luftströme sorgen nun auch in Hamburg für mildere Temperaturen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Live-Blog zu „Victoria“: Sturmflut setzt St. Pauli-Fischmarkt unter Wasser
Mojib Latif, Leiter der Forschungsabteilung für Meeres-Meteorologie am Geomar-Zentrum in Kiel, betrachtet diese Wetterlage im MOPO-Gespräch als Folge der Erderwärmung. „Die milden Temperaturen in diesem Winter sind deutliche Anzeichen dafür, dass der weltweite Klimawandel auch in Deutschland spürbar wird“, sagt. „Wir haben in diesem Jahr fast keinen Schnee gehabt. Während meiner Kindheit in Stellingen war es völlig normal, dass man im Winter auch mal Schlitten fahren konnte. Das kennen die Kinder heutzutage kaum noch.“
Wetterexperte Mojib Latif: „Kalte Winter werden seltener werden“
Mit dem Vor-Vor-Frühling soll es Kantuzer zufolge aber bald schon vorbei sein: „In den nächsten Tagen wird das Wetter wieder angemessener für die Jahreszeit“, sagt der Meteorologe. Hoffnungen auf einen „echten“ Winter mit dauerhaften Minustemperaturen sind allerdings nicht angebracht: „Im Ganzen gesehen ist es doch deutlich zu warm für den Winter.“
Das wird es in den nächsten Jahren öfter geben, ist sich Latif sicher: „Kalte Winter werden seltener. Es wird sie sicherlich mal wieder geben. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt ab in dem Maße, wie Treibhausgase freigesetzt werden.“
Wetteraussichten für Hamburg: Es bleibt stürmisch
Die Stumtiefs der vergangenen Tage hingegen sieht Latif mit weniger Sorge. „Das ist völlig normal. So lange ich mich erinnern kann, gab es das immer mal.“
Der DWD rechnet zum Wochenanfang damit, dass es vor allem im Norden, Teilen der Mitte Deutschlands und im höheren Bergland zeitweise windig oder stürmisch bleibt. In den kommenden Tagen sei es wechselhaft und für die Jahreszeit mild. Im Bergland kehre allerdings der Winter zurück.
Milder Winter in Hamburg: Kröten gehen schon auf Wanderung
Die für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Witterung hat noch weitere Auswirkungen: Die „Krötenwanderung“ geht los. Und der Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) fordert Autofahrer auf, abends möglichst den Wagen stehen zu lassen.
Molche, Kröten und Frösche verlassen jetzt in hoher Zahl ihre Winterquartiere, um in ihre Laichgebiete zu wandern. Dabei überqueren die Tiere Wege und Straßen und werden zu Tausenden überfahren. Alle in Hamburg vorkommenden Amphibien unterliegen dem besonderen Artenschutz und viele stehen auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“.