• Das knorrige Buschholz aus Namibia sollte in Hamburg als emissionsarmes Brennmaterial dienen.
  • Foto: imago/blickwinkel (Symbolbild)

Gestrüpp statt Kohle: Hamburger Uni-Prof hält Brennmaterial-Plan für völligen Quatsch

Namibias überschüssiges Gestrüpp sollte in Hamburg den Durchbruch in der Klimapolitik bringen. Dort abgeholzt und hier als Ersatzbrennstoff für Kohle und Erdgas eingesetzt, so sollten die Klimaziele erreicht werden. Dietrich Rabenstein, Professor der HafenCity Universität lässt den Traum der Umweltbehörde platzen wie eine Seifenblase: Die Emissionen der Gestrüpp-Verbrennung sind höher als bei Kohle und Erdgas.

In Namibia und anderen südafrikanischen Ländern ist die Verbuschung der Savanne ein großes ökologisches Problem. Das Gestrüpp zerstört Lebensräume für Tiere, Landwirtschaftsflächen und entzieht dem Boden kostbares Wasser. Doch nur mit der Entfernung des Gestrüpps allein ist es nicht getan, das harte, knorrige Holz muss verwertet werden.

Hamburg will Busch-Gestrüpp als Brennstoff nutzen

Und da kommt Hamburg ins Spiel. Mitte Mai verkündete die Umweltbehörde, dass ein sogenanntes Memorandum of Understanding, also eine Absichtserklärung, unterschrieben worden sei. Der Inhalt: Hamburg werde prüfen, ob das Gestrüpp in der Hansestadt zur emissionsarmen Energiegewinnung genutzt werden kann.

Dietrich Rabenstein nimmt dem Vorhaben jetzt den Wind aus den Segeln. In seinem Gutachten im Auftrag des Hamburger Energietischs e.V. (HET) vom 14. Juni stellt er klar: „Möglicherweise wäre Namibia mehr damit gedient, wenn nicht so sehr auf die Verbrennung des Holzes und die sehr klimaschädliche Erzeugung von Holzkohle, sondern auf den stofflichen Einsatz von Buschholz in Holzprodukten gesetzt würde.“

Hamburg: Schädlicher als Kohle 

Die Emissionen sind nach Rabensteins Gutachten deutlich höher als bei Kohle und Erdgas. Hierbei geht es nicht nur im den Rohstoff selbst, sondern auch um die möglichen Folgen der geernteten Felder in Namibia. Rabenstein führt drei wesentliche Punkte an:

  1. Der Boden unter dem verbuschten Gebiet speichert deutlich mehr organischen Kohlenstoff als beispielsweise eine trockene Graslandschaft. Wird die freigelegte Fläche nun genutzt, um Grasland für Viehweiden herzustellen wird der gespeicherte Kohlenstoff nach und nach in Form von CO2 freigegeben.
  2. Die neugewonnene Fläche soll bevorzugt für die Viehzucht genutzt werden. Doch gerade Wiederkäuer, wie Rinder, geben Methan ab, ein Klimagas, das in einem Zeitintervall von etwa 20 Jahren fast hundertmal stärker wirkt als CO2.
  3. In Hamburg selbst soll das Buschwerk in Form von Schnitzeln oder Pellets zur Erzeugung von Fernwärme und Strom verbrannt werden. Dabei wird allerdings der im Holz gespeicherte Kohlenstoff in CO2 umgewandelt und freigesetzt.

Hamburger Umweltbehörde trifft in diesem Jahr keine Entscheidung mehr

Die Verarbeitung des Gestrüpps in Holzprodukte wäre nach Rabenstein deutlich effektiver: „In Holzprodukten kann der Kohlenstoff für viele Jahre klimafreundlich gespeichert werden.“ Nach Rabenstein sollte eher in die technische Entwicklung der Verarbeitung vor Ort als in die Verbrennung in Hamburg investiert werden. Auch wenn diese Variante nicht so gewinnbringend ausfallen dürfte.

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Auf MOPO-Nachfrage teilte ein Sprecher der Umweltbehörde mit, dass eine Entscheidung in diesem Jahr nicht mehr fallen wird. „Wir werden die fachlichen Positionen in die Prüfung des Gesamtkonzeptes einbeziehen“, sagt er. „Die zentrale Frage ist das Problem der Verbuschung im südlichen Afrika“, sagt der Sprecher. Ob Hamburg bereit ist, auch andere Lösungen als die Verbrennung zu unterstützen, ließ die Behörde offen.

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