Hamburger Pflegeheime: Hürden bei Schnelltests: Zu wenig Personal, zu viele Kosten
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Corona-Schnelltests sollen in den Hamburger Pflegeheimen schon bald mehr Sicherheit für Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter schaffen. Zunächst müssen die Einrichtungen jedoch alle ein eigenes Testkonzept erarbeiten und von der Sozialbehörde genehmigen lassen. Das ist in vielen Fällen nicht so einfach – das Personal fehlt, die Kostendeckung ist ungeklärt.
Seit Mittwoch gibt es ein Webportal der Sozialbehörde, auf dem die Testkonzepte eingereicht werden können. Im Anschluss erhalten die Einrichtungen eine Bestätigung und dürfen zunächst für 30 Tage zugelassene Test-Kits bestellen. Die Testung darf aber erst nach der Zulassung des Konzepts durch die Behörde starten. Tatsächlich ringen viele Einrichtungen aber noch um personelle Kapazitäten.
Schnelltests: Hamburger Pflegeheime kämpfen mit Personalmangel
Für die regelmäßigen Reihentestungen werden sogenannte Antigentests eingesetzt. Diese Corona-Tests müssen nicht ins Labor eingeschickt werden und liefern ein schnelles Ergebnis. Doch auch ein Schnelltest darf nur vom Fachpersonal durchgeführt werden.
Das heißt, es braucht Vollzeitkräfte, die aufklären, den Test durchführen, dokumentieren und bei einem positiven Ergebnis Maßnahmen einleiten. Da Antigentests nicht so spezifisch sind wie die regulären PCR-Tests, muss zudem ein positiver Antigentest immer mittels eines PCR-Tests bestätigt werden. Wie das alles durchzuführen ist, sollen sich die Pflegeinrichtungen selbst überlegen.
Hamburger Hospital will Schnelltestzentrum einrichten
Die Diakonie Hamburg betreibt über 80 Pflegeinrichtungen an über 120 Standorten in der Stadt. Ein Sprecher der Diakonie teilt gegenüber der MOPO mit, dass aufgrund der fehlenden Ressourcen „in einigen Konzepten jedoch die geplanten wöchentlichen, umfassenden Reihentestungen derzeit nicht umgesetzt werden.“
Die Einrichtungen hätten nun einzeln Konzepte nach den jeweiligen Möglichkeiten eingereicht. Hamburgs größte Pflegeeinrichtung, das Hospital zum Heiligen Geist, hat beispielsweise das zugehörige Parkrestaurant geschlossen und möchte dort ein Schnelltestzentrum einrichten.
Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass sich in der Einrichtung 23 Bewohner und Mitarbeiter mit Corona infiziert haben. Zusätzlich hofft das Hospital auf personelle Hilfen aus der Bundeswehr, wie es sie auch in den Gesundheitsämtern gibt. Alles, was es noch brauche, sei eine Genehmigung für das neue Konzept.
„Pflegen und Wohnen“ setzt auf Test-Teams
Hamburg größter privater Pflegeeinrichtung „Pflegen und Wohnen“ will auf Testteams setzen, die in regelmäßigen Abständen die 13 Einrichtungen abfahren. Hierzu sollen drei bis vier Vollzeitkräfte abgestellt werden. Das mobile Testteam würde den Personal- und Zeitaufwand für die Tests schon deutlich reduzieren, so ein Sprecher zur MOPO.
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Mitarbeiter sollen einmal pro Woche getestet werden, regelmäßige Besucher alle 14 Tage. Zusätzlich würden Bewohner, die regelmäßig das Haus verlassen oder ins Krankenhaus müssen, getestet. „Pflegen und Wohnen“ hofft, in der nächsten Woche die ersten Tests zu erhalten und in der übernächsten Woche mit den Tests beginnen zu können.
Schnelltests: Wer übernimmt die Kosten?
Doch selbst, wenn die Testkonzepte stehen, ist die Frage nach der Finanzierung noch nicht geklärt. „Auf Basis der gültigen Testverordnung des Bundes werden maximal 7 Euro Sachkosten pro Test über den Rettungsschirm erstattet. Zum Teil liegen die Preise am Markt aber darüber. Diese Differenz wird nicht erstattet. Eine Erstattung der Kosten für den zusätzlichen Personalaufwand gibt es derzeit nicht“, so Katrin Kell, Fachbereichsleiterin Pflege und Senioren bei der Diakonie Hamburg.
Hamburger Pflegeheime: Tests sinnvoll, Konzept nicht
„Wenn die finanziellen und personellen Schwierigkeiten geklärt wären und die Tests dann mit dem notwendigen Personal durchgeführt werden können, wären sie eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Schutzmaßnahmen“, so Kell. Solange aber zusätzliches Personal zur Durchführung nicht zur Verfügung steht, sei es eine zusätzliche Belastung der ohnehin derzeit belasteten Pflegekräfte.
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Insgesamt hält auch der private Pflegeanbieter die Schnelltests für nötig: „Die Dunkelziffer an Erkrankten ohne Symptome kann dadurch besser aufgearbeitet werden. Wir halten das für sehr sinnvoll.“
Sozialbehörde: Start ab Mitte November
Ein Sprecher der Sozialbehörde teilte mit, dass die Schnelltests in den Pflegeheimen unter Voraussetzung eines genehmigten Testkonzepts wahrscheinlich Mitte November starten können. Wie viele Konzepte bisher bei der Behörde eingegangen sind, könne er derzeit noch nicht sagen. Den personellen Aufwand müssten die Einrichtungen selbst stemmen, Hilfen von der Bundeswehr gebe es hier nicht.
Zur Frage, wer denn nun die Kosten für den zusätzlichen Personalaufwand zu tragen hat, seien die Gespräche noch nicht abgeschlossen.