Hamburger Reiseleiter erklärt: Corona: So laufen Kreuzfahrten jetzt ab
Kreuzfahrt während Corona – ein heikles Thema. Einige Anbieter wie Aida Cruises haben geplante Reisen bereits abgesagt, andere stechen trotz der Pandemie in See – Ende Juli startete die „Mein Schiff 2″ vom Kreuzfahrt-Konkurrenten Tui Cruises. Ein Hamburger TV-Reiseleiter ist gerade auf der Donau unterwegs, doch ist das Kreuzfahrt-Erlebnis überhaupt noch das gleiche – bei all den Sicherheitsbestimmungen?
Vor kurzem ging es für den „Verrückt nach Meer“-Reisebegleiter kurzfristig ins bayerische Passau. Von dort aus startete er im Juni seine ersten Flusskreuzfahrten als Reiseleiter. Über Wien, Budapest und Bratislava fährt die „MS Amelia“ eine Woche lang die Donau entlang – Corona-bedingt mit nur 120 statt 220 Gästen an Bord.
Hamburger Reiseleiter spricht über Kreuzfahrten
Vor der Abreise müssen die Gäste einige Sicherheitsmaßnahmen beachten, erzählt Wallisch. Vor dem Einsteigen wird Fieber gemessen, die Gäste müssen im Vorfeld der Reise ein Gesundheitszeugnis ausfüllen. Corona-Tests werden allerdings nicht durchgeführt.
Wenn die Gäste erst einmal auf dem Schiff angekommen sind, gibt es weitere Einschränkungen. Es gibt ein Einbahnstraßensystem auf den Gängen, Desinfektionsmittel auf den Zimmern, tägliches Fiebermessen und eine Maskenpflicht überall dort, wo man sich frei bewegen kann.
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„Ab und zu vergessen die Gäste mal ihre Maske, weil sie sich auf dem Schiff schon wie zuhause fühlen – da müssen wir sie dann mal daran erinnern. Wir sind sozusagen die Maskenpolizei“, berichtet der 42-Jährige. Im Großen und Ganzen klappe es aber ganz gut.
Trotz Corona: Landgänge können stattfinden
Landgänge sind trotz des Virus erlaubt. In kleineren Gruppen und mit der Bitte, sich von Großveranstaltungen fernzuhalten, dürften die Gäste das Boot an den verschiedenen Stopps verlassen. „Teilweise habe ich das Gefühl, dass die Regelungen an Land viel lockerer sind, als bei uns an Bord“, meint Wallisch. Für die Stadtführungen seien extra Audiogeräte besorgt worden, damit die Touristen nicht wie sonst alle auf einem Haufen stehen müssen, um den Erklärungen der Reiseleiter lauschen zu können.
Normalerweise begleitet er Gäste auf Hochsee-Kreuzfahrten über die ganze Welt, doch wegen der Corona-Krise schickt der Reiseveranstalter „Phoenix Reisen“, bei dem Wallisch angestellt ist, erstmal keine Schiffe auf hohe See. Auch die ARD-Serie „Verrückt nach Meer“, aus der Wallisch bekannt ist, kann momentan nicht wie geplant weitergedreht werden.
Wallisch: „Verstehe den schlechten Ruf nicht!“
Der erfahrene Reiseleiter ist überzeugt, dass die Sicherheitskonzepte auf den Schiffen funktionieren: „Ich verstehe den schlechten Ruf der Kreuzfahrten nicht so ganz. Mit all den Maßnahmen ist es auf den Schiffen nicht so gefährlich, wie viele denken.“ Doch auch er ist sich dem Risiko bewusst. „Natürlich habe ich jeden Tag ein bisschen Sorge, dass sich jemand anstecken könnte. Mein Wunsch ist es einfach, alle gesund wieder zurück zu bringen“, sagt er – und bisher hat das auch auf allen fünf Fahrten seit Corona geklappt.
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Auch die Gäste wären eher entspannt, trotz der weltweit angespannten Lage. „Die Gäste kommen mit gemischten Gefühlen an Bord, aber wenn sie erstmal angekommen sind verlieren sie dieses Gefühl schnell, weil sie sehe, dass das Sicherheitskonzept funktioniert“, sagt Wallisch. Beschwerden über die Regelungen an Bord habe er noch keine gehört. Das überwiegend ältere Publikum sei sehr verantwortungsbewusst und freue sich einfach, mal wieder rauszukommen. Und auch er selbst sei froh, endlich wieder arbeiten zu können.
Corona erschwerte die Rückreise aus Brasilien
Als das Coronavirus begann, sich weltweit auszubreiten, war Wallisch gerade auf einer Kreuzfahrt in Südamerika unterwegs. Weil die Grenzen in Brasilien geschlossen wurden, musste das Schiff mitsamt der Gäste und Crew die 21-tägige non-Stopp Rückreise nach Bremerhaven antreten – eine stressige Erfahrung, die das Kamera-Team von „Verrückt nach Meer“ bildlich festgehalten hat.
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In Deutschland angekommen, musste der Reiseleiter zunächst in eine freiwillige 14-tägige Quarantäne und auch danach hieß es für ihn noch für ein paar Monate: zuhause bleiben – alle Kreuzfahrten waren gestrichen. Ende Mai erhielt er dann die freudige Nachricht, dass er wieder in See stechen könnte – erstmal allerdings nur auf ein paar Flusskreuzfahrten.
Kreuzfahrtbranche könnte sich verändern
„Ich würde mir wünschen, dass auch die Hochsee-Kreuzfahrten gleich wieder losgehen, aber ich glaube, dieses Jahr wird das eher nichts“, meint der Hamburger. Bis es soweit ist, ist Wallisch aber sehr zufrieden auf der „MS Amelia“. Wegen der vielen Hygienemaßnahmen, dem Infektionsrisiko und den Reisebeschränkungen waren Kreuzfahrten zuletzt immer unbeliebter geworden – doch Angst um seine Branche hat Wallisch nicht.
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„Ich denke schon, dass der Kreuzfahrt-Trend wieder anziehen wird, aber wahrscheinlich nicht mehr mit den ganz großen Schiffen. Kreuzfahrten mit 5000 Gästen wird es nicht mehr geben, aber eben die kleineren Schiffe mit 400 bis 500 Gästen“, so der Hamburger Reiseleiter. „Viele haben das Kreuzfahrt-Virus einfach in sich. Für die ist das die einzig wahre Form des Urlaubs, die werden immer wieder kommen.“
Und auch der Corona-Krise konnte er ein bisschen was Positives abgewinnen: „Ich konnte nun nach 13 Weltreisen endlich mal die Donau kennenlernen“, lacht er.