Hamburgs Schul-Dilemma: Von aufbewahrt bis angeleitet – so lief die erste Schulwoche
Von „absolut chaotisch“ bis „läuft ganz gut“ und von „Spiele spielen“ bis „Unterricht in allen Fächern“. Das sind die Reaktionen von Hamburger Eltern auf die Frage nach der ersten Woche Homeschooling im neuen Jahr. Los gegangen war alles mit einem Fehlstart am Dienstag, als viele Videokonferenzen zusammenbrachen. Die MOPO beantwortet zentrale Fragen.
Eimsbüttel: Jeder zweite Grundschüler angemeldet
Laut Schulbehörde waren in der ersten Woche rund 20 Prozent der Grundschüler in den Schulen. Bei den Stadtteilschulen sind es 6,43 Prozent und 3,02 Prozent in Gymnasien. Da Eltern von Woche zu Woche entscheiden können, ändert sich das womöglich Montag erneut.
Die Zahlen sagen allerdings nichts über die extrem unterschiedliche Lage innerhalb der Stadtteile aus. So wollen etwa an einer Grundschule in Eimsbüttel plötzlich fast 50 Prozent der Eltern ihre Kinder nächste Woche in die Schule schicken. Offenbar gab es dort massive Probleme – entweder in der Betreuung zu Hause oder im Distanzunterricht.
Dazu heißt es von der Schulleiterin in einem dringenden Appell an die Eltern: „Da laut Schulbehörde keine Lerngruppe größer als 12 Kinder sein soll, bräuchten wir dann alle Lehrer für die Betreuung in der Schule und für den Distanz-Unterricht wäre kein Personal mehr verfügbar.“ Nun wurden alle Eltern gebeten, noch einmal neu zu überdenken.
Gegenüber der MOPO stellt Schulbehördensprecher Peter Albrecht klar: „Wir haben keine Vorgaben für eine Höchstzahl von betreuten Schülern gemacht.“ Fast 50 Prozent der Kinder in der Schule zu betreuen sei eine Herausforderung – „aber machbar“.
Was läuft an Schulen: Spielchen oder Unterrichtsstoff?
Die Schulbehörde hatte Eltern dazu aufgefordert, ihre Kinder „wann immer möglich zu Hause betreuen, können sie aber zur Betreuung und zum Unterricht auch in die Schule schicken, sofern dies zwingend notwendig ist“. Der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist das nicht klar genug. „Fernunterricht ist derzeit die primäre Unterrichtsform“, sagt GEW-Vize Sven Quiring.
Doch was bedeutet das für die Schüler, die in die Schulen kommen? Offiziell heißt es, sie „werden unter pädagogischer Anleitung angemessen betreut“. Das klingt beileibe nicht nach Unterricht. Und Eltern schildern der MOPO, dass in einigen Schulen und Gruppen teils nur aufbewahrt und gespielt wird.
Woanders nehmen die Kinder aber ihre Aufgaben mit in die Schule und bearbeiten den gleichen Stoff, wie ihre Klassenkameraden zu Hause. Aber: Offenbar hat kein Kind in der Schule die Möglichkeit, an den Videokonferenzen teilzunehmen, die die Mitschüler mit dem Lehrer abhalten.
Und tatsächlich werden die Kinder aus mehreren Klassen in den Schulen zu Gruppen zusammengefasst und eben von einem Lehrer oder teils auch von Erziehern aus den Nachmittagsangboten betreut. Sprecher Albrecht betont allerdings auf MOPO-Nachfrage: „Sie sollen bei den Aufgaben des Distanzunterrichts angeleitet und unterstützt werden. Also eben nicht nur eine bloße Betreuung.“
Top- und Flop-Schulen in Hamburg: So läuft der Fernunterricht
Auch bei der großen Zahl der Schüler zu Hause ist das Bild völlig uneinheitlich. Eine Mutter sagt zur MOPO: „Ob dein Kind gerade etwas lernt oder nicht, das ist wie Lotto.“ Denn die eine Schule ist bestens vorbereitet und macht sogar Unterricht nach Stundentafel mit täglich drei Stunden digitalem Unterricht. Und an einer anderen läuft nur Zettelwirtschaft, wirre Mails mit Aufgaben trudeln ein und die Eltern müssen ihre Kinder im Prinzip selbst betreuen. Und wenn mehrere Kinder im Haushalt sind, aber nicht ausreichend Geräte, müssen sie sich einigen, wer an seiner Videokonferenz teilnehmen und das Laptop nutzen kann.
Hoffnung auf den Hybrid-Unterricht
Noch Ende Dezember hatte Ties Rabe betont, die Schulen hätten drei Varianten eingeübt: Präsenzunterricht, Fernbeschulung und Wechselunterricht (Hybrid). Auf den Wechselunterricht, bei dem Schüler tageweise zu Hause und in der Schule sind, hoffen Elterninitiativen und Gewerkschaften. Die GEW etwa fordert diese Form seit Juni.
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Doch vorerst wird es nicht dazu kommen. Schulbehördensprecher Peter Albrecht stellt klar: „Bis Ende Januar wird es keinen Hybridunterricht geben.“ Auch der Hoffnung eines Teils der Eltern und Schulleiter, die Grundschüler könnten vielleicht ab Mitte Januar doch in den Präsenzunterricht wechseln erteilt er eine Abfuhr. „Das ist nicht geplant.“
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