Heftige Vorwürfe: Ärger um Radikal-Abbau bei H&M in Hamburg — Konzern wehrt sich
Ende Januar kündigte die schwedische Modekette „Hennes & Mauritz“ an, in Deutschland 800 Stellen abbauen zu wollen. Schon damals gab es Vorwürfe der Gewerkschaft Ver.di, hauptsächlich junge Mütter loswerden zu wollen. Jetzt werden in Hamburg Blanko-Aufhebungsverträge verschickt. Der Konzern wehrt sich gegen die Anschuldigungen.
Um betriebsinterne Kündigungen zu vermeiden, hatte H&M mitgeteilt, den Stellenabbau über ein Freiwilligenprogramm abzuwickeln. Allerdings hieß es auch: „Sollte die Anzahl der Freiwilligen nicht ausreichen, wird die Entscheidung über eine Sozialauswahl getroffen.“
H&M in Hamburg: Bisher noch keine Kündigungen
Derzeit seien laut Ver.di noch keine Kündigungen ins Haus geflattert, allerdings trete der Konzern direkt an die Beschäftigten heran. „Da werden Aufhebungsangebote als Blanko-Verträge zugeschickt“, sagt Milka Perovic, Ver.di-Sprecherin im Fachbereich Handel. „Diese Vorgehen finde ich unverschämt. Ich möchte gar nicht wissen, was in den Leuten vorgeht, wenn sie so einen Brief bekommen“, sagt Perovic.
Aber: Nicht alle bekommen laut Ver.di so einen Brief zugeschickt. „Es wird ausgewählt, wer jetzt gehen dürfte. Das ist nach wie vor ein bestimmter Personenkreis, vor allem Eltern, Menschen mit Behinderung und Langzeitkranke.“
Hamburg: Das sagt der Modekonzern H&M zu den Vorwürfen
H&M weist das heftig zurück. „Es widerspricht unseren Werten, so vorzugehen“, sagte eine Unternehmenssprecherin der MOPO. „In der Präambel des Freiwilligenprogramms mussten diese vulnerablen Gruppen explizit genannt werden, damit sie die Chance haben, auch daran teilzunehmen.“
Jan Koltze, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, verurteilt hingegen das Vorgehen von H&M: „Wildwest-Kapitalismus aus dem vorletzten Jahrhundert hat in Hamburg nichts zu suchen. Moderne Arbeitgeber müssen heute alle Menschen mit ihren jeweiligen Eigenschaften in die Arbeit integrieren.“ Angedrohte Kündigungen und Einschüchterungsversuche gingen gar nicht.
Stellenabbau bei H&M: Schuld ist die Corona-Pandemie
Als Grund für den Stellenabbau nannte H&M die Corona-Pandemie. Der Nettoumsatz sank von Dezember 2019 bis November 2020 weltweit um 18 Prozent auf rund 18,3 Milliarden Euro.
„Auch die Pandemie ist keine Ausrede, H&M macht weiterhin Gewinne“, hält Koltze dagegen. „Ich fordere das Unternehmen auf, über einen sozial verantwortlichen Antikrisenplan zu verhandeln und die jetzige Praxis zu beenden.“
H&M in Hamburg: Bisher 31 freiwillige Aufhebungsverträge
Eine halbwegs gute Nachricht gibt es inzwischen: Laut der Unternehmenssprecherin haben sich in der Metropolregion Hamburg genug Freiwillige gemeldet — insgesamt 31. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sagen, dass es in Hamburg voraussichtlich keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird“, so die Sprecherin.
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In der Hansestadt sind laut des Unternehmens zehn Standorte von dem geplanten Stellenabbau betroffen. Dazu zählen auch Filialen in Pinneberg, Norderstedt und Schenefeld.