• Kräne auf einer Baustelle
  • Foto: imago/blickwinkel

Immer mehr Flächen werden zugepflastert: „Hamburgs Bauwut ist verantwortungslos“

Was ist wichtiger – Wohnungsbau oder Umweltschutz? In Hamburg sind bezahlbare Unterkünfte knapp, die Stadt will pro Jahr 10.000 Baugenehmigungen für neue Wohnungen erteilen. Doch die Umweltschutzorganisation BUND geht nun dagegen an – die zunehmende Versiegelung habe fatale Auswirkungen auf Natur und Lebensqualität, so die Naturschützer.

Darum geht es: Die Stadt hat nach der Regierungsübernahme der SPD im Jahr 2011 mit der Wohnungswirtschaft ein „Bündnis für das Wohnen in Hamburg“ geschlossen und dessen Ziele 2016 auf jährlich 10.000 neue Baugenehmigungen erhöht.

Derzeit wird über eine Neuauflage des Bündnisses verhandelt. Gleiches gilt für den „Vertrag für Hamburg – Wohnungsneubau“ mit den Bezirken.

Hamburg: BUND will Wohnungsbau bremsen

„Natur- und Artenschutz dürfen nicht länger der Bauwut untergeordnet werden. 10.000 Wohnungen im Jahr sind in einem Stadtstaat mit begrenzter Fläche verantwortungslos“, sagt Christiane Blömeke, Landesvorsitzende des BUND Hamburg. Grünflächen seien wichtig für Klimaschutz, Artenvielfalt und die Lebensqualität der Bürger. Parks allein genügten nicht. 

Mittlerweile sind mehr als 106.000 Wohnungen genehmigt, aber nur rund 70.000 davon gebaut worden. Der BUND fordert, dass keine weiteren Flächen überplant und für den Wohnungsbau reserviert werden dürfen, solange dieser Überhang nicht abgearbeitet sei. Laut der Organisation werden durch Wohnungsbau und neues Gewerbe alle zwei Jahre Flächen von der Größe der Außenalster neu versiegelt.

BUND in Hamburg: Mehr an Magistralen bauen

Anstatt immer mehr Grün zu bebauen, sollten andere Wege beschritten werden. So steckten der Wohnungsbau an Hauptstraßen (Magistralen) und die Aufstockung bestehender Gebäude noch in den Kinderschuhen. Der BUND fordert außerdem, weitere Genehmigungen auf Basis eines „Netto-Null-Konzepts“.

Sprich: Bei der Bebauung von Freiflächen müssen an anderer Stelle Flächen wieder entsiegelt werden. Als gute Beispiele für alternative Wege beim Wohnungsbau nannten die Umweltschützer Paris, Zürich, Barcelona und Kopenhagen.

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Die Reaktionen auf den BUND-Vorstoß fallen unterschiedlich aus. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) warnte vor einer Reduzierung des Wohnungsbaus. Das würde vor allem zu Lasten von Menschen mit wenig Geld gehen, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. 

Laut CDU-Fraktion sollte die Zahl der Baugenehmigungen vielmehr erhöht werden, auch sie setze sich für ein intelligente Nachverdichtung. Heike Sudmann (Linke) meint hingegen: „Der BUND trifft genau die wunden Punkte: Zu viele teure und zu große Wohnungen werden in Hamburg auf zu viel Fläche gebaut.“

Ganz anders Finanzsenator Andreas Dressel (SPD): Der BUND beweise „wieder einmal, dass er die soziale Stadtentwicklung nicht im Blick hat. Baustopp heißt Wohnungsnot.“

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