Impfungen mit AstraZeneca: Warum Solidarität keine Einbahnstraße ist
Kommentar –
Viele Ältere wollen sich nicht mit AstraZeneca impfen lassen. „Mein Leben, meine Gesundheit“, lautet ihr Tenor. Dabei kommt es gerade jetzt auf die Senioren an. Lange haben die meisten Jungen zum Schutz der Alten auf Kontakte und Freiheiten verzichtet. Solidarität ist eben keine Einbahnstraße.
Selbst nach über einem Jahr Pandemie haben einige Senioren nicht verstanden, dass die Worte „Egoismus“ und „Coronavirus“ ganz schlecht zusammenpassen.
Zu Beginn der Pandemie klang das noch anders. „Risikogruppen schützen“, so lautete das Mantra, bei dem auch die Senioren um ihretwillen einstimmten.
Solidarität: Jetzt sind die Senioren an der Reihe
In Sorge um Eltern, Oma und Opa hielten und halten Millionen junger Menschen Abstand. Sie igeln sich in ihren Wohnungen ein, betreuen die Kinder zu Hause und stemmen so gut es geht sämtliche Belastungen.
Jetzt sind die über 60-Jährigen an der Reihe, einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung dieser Pandemie zu leisten. Der Impfstoff von AstraZeneca steht bereit – und manche fragen, ob es da nicht noch etwas von Biontech gibt. Das ist in Anbetracht der Fakten eine Frechheit.
AstraZeneca: Ängste trotzt Fakten
Etwa 3,8 Millionen Mal wurde AstraZeneca inzwischen in Deutschland verimpft. 42 Mal gab es Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose. Betroffen waren vor allem junge Frauen.
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Trotzdem würden viele junge Menschen sofort ihren Oberarm frei machen, egal für welchen Impfstoff. Denn das Angebot für die Impfung ist ein Privileg, auf das manch andere noch lange warten müssen.
Wer sich jetzt nicht mit AstraZeneca impfen lässt, darf sich nicht beschweren, wenn sich Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote in die Länge ziehen. Am Wochenende sprach MOPO-Kollegin Marina Höfker mit einer HNO-Ärztin aus Wilhelmsburg.
Auch die Medizinerin merkt zunehmend, dass ältere Patienten AstraZeneca ablehnen und findet das unfair gegenüber den Jüngeren. Wer lieber später einen Impfstoff von Biontech will, der nimmt diese Impfung einem jungen Menschen weg. In den Worten von Virologe Christian Drosten: „Das ist nicht in Ordnung.“